Wende binnen zehn Minuten

Nach einer Viertelstunde gab es eigentlich noch nicht viel zu notieren. Das alles prägende Spielelement war langweiliges Rasenschach. In Abschnitt eins waren nur zwei magere Distanzschüsse abgegeben worden. Einer auf jeder Seite. In der 38. Minute bekamen die Hausherren dann jedoch einen Elfmeter zugesprochen, nachdem Philip Bochinger im Strafraum von YB-Keeper Greco gefällt worden war. Der Strafstoßpfiff war einer der wenigen richtigen Entscheidungen des sonst äußerst unsouveränen Unparteiischen Paul-Ioan Barbu aus Heilbronn. Falsch hingegen, dass es für den Reutlinger Schlussmann gar keine Karte gab. Harun Güney verwandelte dann aus elf Metern sicher rechts unten zum 1:0.

Nach Wiederbeginn hatten die Reutlinger auf ein 4-4-2-System umgestellt, um die Pfullinger zu langen Bällen zu zwingen. Diese Rechnung ging auf. Nach einer Stunde entwischte der eingewechselte Luis Miguel Pereira Almeida der VfL-Deckung und lief mutterseelenallein auf den Kasten von Markus Hirlinger zu. Der 19-Jährige blieb ruhig und lupfte den Ball zum Ausgleich in den Kasten.

In der 67. Minute dann die Führung für die Gäste. Sabri Gürol hatte Antonio Tunjic in die Gasse geschickt und der vollstreckte zum 2:1 für die Gäste. Doch wieder sorgte der pfeifende Herr in Gelb für Irritationen, als er den Treffer zunächst wegen vermeintlichem Abseits aberkannte, das Tor dann aber doch zählen ließ. Dieses Wirrwarr brachte Ersah Öztürk zu Recht auf die Palme, woraufhin er den gelb-roten-Marschbefehl erhielt. Doch nur drei Minuten später dann die Entscheidung: Nach einem guten Angriff der Gäste konnte Hirlinger den Ball nicht festhalten. Wieder war Almeida zur Stelle und staubte zum 3:1 ab.

Trotz einer weiteren Gelb-Roten-Karte für die Reutlinger Young Boys (82., Fatmir Karasalihovic) konnten die Echaz-Kicker nicht mehr ausgleichen. "Wir haben die Ordnung nicht mehr gefunden, es versäumt das 2:0 zu machen und haben es uns nehmen lassen", so VfL-Coach Jochen Class, der aber auch meinte: "Keiner hat gesagt, dass wir um die Meisterschaft mitspielen. Wir haben eine gute Punkteausbeute bis jetzt." Sein Gegenüber Steven Schanz lobte seine Truppe: "Wir haben verdient mit 3:1 gewonnen. Miguel hat ein super Spiel gemacht mit seinen zwei Toren."

Ein fader Beigeschmack bleibt: Auch für ein Derby war entschieden zu viel Gift im Spiel. Elf Verwarnungen und zwei Gelb-Rote-Karten sprechen Bände. Pfullingens Patrick Ziegelmüller musste zudem nach einem brutalen Foul vom Platz getragen werden. Eine Untersuchung im Tübinger Uniklinikum ergab einen Außenbandriss im Sprunggelenk.

So spielten sie

VfL Pfullingen: Hirlinger - Roggenstein, Ünal, Güney, Hauser, Scheurer (60. Robertazzi), Haussmann, Leuze, Frey, Ziegelmüller (80. Biber), Bochinger.

TSG Young Boys Reutlingen: Greco - Kunst, Kern, Tunjic, Ege (38. Nicolaci), Anrich, Gürol (86. Gaiser), Öztürk, Akin (43. Pereira Almeida), Karasalihovic, Acar.

Tore: 1:0 Güney (38., FE), 1:1 Almeida (61.), 1:2 Tunjic (67.), 1:3 Almeida (70.).

Gelb-Rote Karten: Öztürk (Meckern), Karasalihovic (wiederholtes Foulspiel) (beide YB).

Zuschauer: 450

Schiedsrichter: Paul-Ioan Barbu (Heilbronn)