2024-04-16T09:15:35.043Z

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F:  @putajumperon
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Wembley, Gruselkabinett und der Blick nach vorn

Der TV Kalkum-Wittlaer unterlag ETB Essen mit 1:4

Eine Prise Wembley, dazu einen gehäuften Esslöffel Slapstick, die Mischung rund elf Minuten im Gruselkabinett schmoren lassen und anschließend amerikanisch würzen – schon ist das Oberliga-Gericht TV Kalkum-Wittlaer gegen ETB Essen servierbereit.


Die Rezeptur sollte den Düsseldorfern allerdings leicht auf den Magen schlagen, sodass sich nur die Gäste beim 1:4 vom Punkte-Buffet bedienen konnten. Lediglich TVKW-Zugang Matias Rodriguez vermochte es dabei, sich noch ein Häppchen einzuverleiben.

Kochkünste beiseite – für den TVKW begann das Duell gegen ETB Essen mit einem klirrenden Weckruf. Bereits nach drei Minuten katapultierte Chamdin Said den Ball gegen die Unterkante der Latte. Ein Hauch Wembley lag in der Luft, als das Spielgerät entweder genau von, oder knapp hinter der Torlinie wieder in das muntere Geschehen hüpfte. Fortan zeigten sich die Hausherren jedenfalls hellwach. Zunächst war es Aziz Afkir, der einen ersten Torschuss für den Aufsteiger abfeuerte, dann Außenverteidiger Lukas Weiß. Für den verletzten Top-Stürmer Christian Schuh, der am Spielfeldrand liebevoll seine Tochter auf die Schultern setzte, entwickelte sich ein durchaus munterer Beginn. Vor allem weil seine Düsseldorfer nach dem anfänglichen Schreckmoment hochkonzentriert agierten, wuchs die Zuversicht. Selbst Gästetrainer Antonio Molina schaute nach einer halben Stunde mit einer gewissen Skepsis auf das Grün. „Wird schwer“, rief ihm dabei ein Fan zu und sprach somit das aus, was Molinas unverhüllt mit seinem Blick kommunizierte. Nur über das schnelle Direktspiel konnte sich der ETB zeitweise mal vor das Wittlaerer Gehäuse tanken, Großchancen sprangen dabei allerdings nicht heraus. Vielmehr war es Pascal Grambow (TVKW), der mit einem Heber auf das Tornetz, das Schlusswort der ersten Halbzeit sprach.

In der zweiten Halbzeit ließ dann Halloween vorzeitig anklopfen. Denn nach dem Wiederanpfiff dürfte sich der TVKW inmitten eines elf-minütigen Gruselkabinetts gefühlt haben, beginnend mit dem 0:1. Aus rund 22 Metern – spitzer Winkel – brachte Cedric Vennemann den Ball aufs Düsseldorfer Tor. Für einen Schuss war die Aktion eigentlich zu schwach, doch der Ball trudelte, wie von Geisterhand gesteuert, unbeirrt ins rechte Eck (47.). Dem Kullertor folgte ein Leckerbissen von Said, der einen Stockfehler der TVKW-Defensive mit einem überlegten Heber vollendete (54.). In der 57. Minute setzte dann Andre Witt seinen Angreifer Florian Machmetes in Szene, ehe er 60 Sekunden später sogar selber das Ergebnis auf 0:4 hochschraubte.

Und obwohl Kalkum-Wittlaer in der eigenen kleinen „Horror-Picture-Show“ völlig die Grundordnung verlor, ließ man die Köpfe nicht hängen. Vor allem dem eingewechselte Rodriguez – Zugang aus den USA – gelang nach seinem beherzten Einsatz sogar noch der Ehrentreffer: „Ich hätte natürlich viel lieber gewonnen, aber immerhin ist das Tor gut für mein Selbstbewusstsein als Stürmer“, sagte der Amerikaner, der für sein angestrebtes Sportpsychologie-Studium nach Deutschland reiste. „Die Mannschaft hat mich exzellent aufgenommen. Wir haben hier eine Menge Spaß, auch wenn uns ein Sieg zurzeit noch mehr Spaß bereiten würde. Aber das Team besitzt die Persönlichkeit, um aus diesem kleineren Tief wieder herauszukommen“, ist er sich sicher.

Als sich Rodriguez zum Lohn für sein Debüt-Tor am Stadiongrill bediente, war er auch schon wieder am Strahlen. Kein Wunder, denn bei ihm stand sein Vater, der als Pilot einen Stopp in Köln hatte und somit live vor Ort zuschaute, wie sein Sohn den ersten Treffer auf deutschem Boden zelebrierte.

Und wie geht’s beim TVKW weiter: „Ich werde den Jungs jetzt erst einmal komplett freigeben, damit sie im Kopf abschalten und regenerieren können. Am Diensten kehren wir dann auf null zurück“, verriet TVKW-Trainer Giuseppe Montalto. Mit befreitem Geist und beruhigtem Magen dürfte den anstehenden Aufgaben auch durchaus besser entgegnet werden.

Aufrufe: 08.10.2015, 18:02 Uhr
RP / Christoph ZabkarAutor