2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
F: Christian Deutzmann
F: Christian Deutzmann

Weltmeister Kramer überrascht Kinder

Der Profi trainierte zwei Stunden mit den D-Jugendlichen des TSV Aufderhöhe. Er wrde einige Male gefordert.

Christoph Kramer lässt leichtfüßig eine Reihe von Gegenspielern aussteigen und macht sich auf den Weg Richtung Tor - er hat nur die Rechnung ohne Florian gemacht: Der Elfjährige grätscht ihm gekonnt den Ball vom Fuß, der Fußball-Weltmeister nickt anerkennend bei der sauberen Aktion des D-Jugendlichen vom TSV Aufderhöhe. "Da hatte ich schon ein bisschen Schiss, weil ich Angst hatte, dass er sich verletzt und dass man das schuld ist", gab Florian später zu. Und Torwart Elias, der einen Kopfball von Kramer noch mit den Fingerspitzen über die Latte gelenkt hatte, fand im Anschluss: "Das hat gut getan, auch wenn der nicht so hart war. So eine Parade gibt aber einen Schub", sagte der zwölfjährige Keeper.


Der TSV Aufderhöhe hatte bei der von den Stadtwerken ausgerichteten Mini-WM Losglück gehabt und für seine E1-Jugend das Training mit Kramer gewonnen. Da die E1 inzwischen auf drei D-Jugend-Teams aufgeteilt ist, wurde das Training für alle drei Mannschaften angeboten, knapp 50 Kinder waren auf dem Platz. Dass der von Bayer Leverkusen an Borussia Mönchengladbach ausgeliehene Mittelfeldspieler dann im Juni auch noch Weltmeister wurde, erhöhte die Attraktivität dieses Termins naturgemäß noch. Um nicht Massen an Fans anzulocken, denen der Klub nicht hätte Herr werden können, wurde Kramers Besuch geheimgehalten. "Das hat gut geklappt", berichtete Jugendleiter Nick Klinkau. "Die Kinder wussten das bis zum Nachmittag nicht. Wir haben sie unter dem Vorwand, wir würden ein Turnier spielen, hierhin geholt. Und als er dann aus dem Auto stieg, hat man das Lächeln der Kinder gesehen. Das wird stimmungsmäßig noch einen Schub geben für die Liga." Die D1 spielt immerhin die Qualifikation zur Leistungsklasse, die anderen beiden Teams in der Fair-Play-Liga.

Der Name dieser Spielklasse war dann auch Programm, was dem Solinger Weltmeister gleich aufgefallen war: "Das war übertrieben fair hier. Bei 50 Leuten gab es durch die Bank nicht einmal ein Problem, für wen jetzt der Einwurf war. Das haben wir in der Bundesliga nicht. Da gehöre ich ja auch zu, ich bin ja ständig mit dem Schiri dran. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass das bei uns in der Jugend auch schon so fair war. Ich habe immer gesagt: ,Das ist mein Ball.' Ich habe aber auch bei Brettspielen schon geschummelt", so Kramer grinsend.

Der 23-Jährige fand den Termin in seiner Heimatstadt angenehm: "Es ist immer schön, den Kindern ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Anfangs war noch Schüchternheit da, aber wenn man offen ist und einfach nur kickt, verliert sich das schnell." Dass Florian und Co. mal Angst hatten, dass er sich beim Spiel mit ihnen verletzen könnte, nahm Kramer ebenfalls sehr offen an: "Verletzen ist immer so eine Sache - wenn du gegen einen Zwölfjährigen einen Pressschlag verlierst, hast du das auch verdient."

Der Mittelfeldspieler hofft nun, am Sonntag nach überstandenem grippalen Infekt wieder auf dem Platz stehen zu können - das Heimspiel des Bundesliga-Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach gegen Spitzenreiter Bayern München steht immerhin an. In einer Sache war das Training beim TSV Aufderhöhe vielleicht eine gute Gelegenheit für Kramer, sich auf ein mögliches Mittelfeldduell in diesem Bundesligaspiel vorzubereiten: Bayerns Kapitän Philipp Lahm ist schließlich nur unwesentlich größer als die Solinger D-Jugendlichen. "Ich mag die kleinen Gegenspieler nicht so - eher die großen", gab Kramer zu. Es steht aber auch nicht zu befürchten, dass er Lahm und Co. ähnlich glücklich machen will wie die TSV-Kinder, für die er fleißig Autogramme schrieb und für etliche Fotos posierte.

Aufrufe: 022.10.2014, 08:00 Uhr
Rheinische Post / Georg AmendAutor