2024-04-23T13:35:06.289Z

Im Nachfassen
Ein typisches Bild: Der Ex-Lübecker Benjamin Gommert pflückt eine planlose Hereingabe mühelos vor VfB-Stürmer Christopher Kramer ab. Foto: Jürgensen
Ein typisches Bild: Der Ex-Lübecker Benjamin Gommert pflückt eine planlose Hereingabe mühelos vor VfB-Stürmer Christopher Kramer ab. Foto: Jürgensen

Wehrendt: "Frage der Qualität"

Nach dem 0:2 des VfB Lübeck gegen den SV Meppen

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Die auch am Freitagabend nur noch 1168 Zuschauer meckerten, pöbelten und verließen das Stadion teilweise schon deutlich vor dem Abpfiff. Nach dem 0:2 gegen den SV Meppen sank die Stimmung beim Anhang des VfB Lübeck auf den Tiefpunkt. Das sechste Heimspiel gegen ein Team aus der oberen Tabellenhälfte erbrachte zum sechsten Mal keinen Sieg. Ein Tor und einen Punkt gab es aus diesen Partien, Heimsiege feierte der VfB daheim nur gegen die Abstiegskandidaten Goslar (4:0) und St. Pauli II (2:0). Angreifer Stefan Richter hatte ohne Zweifel Recht, als er feststellte: ,,Wir haben derzeit auch einfach die schwersten Gegner daheim, Meppen ist ja eine gute Mannschaft."

Die Quintessenz dieser Aussage: Es ist eben keine Heimschwäche, die den VfB befallen hat. Auch auswärts gab es nur beim überraschend starken Aufsteiger Drochtersen/Assel Punkte gegen ein Team aus den ersten Zehn. ,,Wir haben unsere Spiele bei Aufsteigern oder Abstiegskandidaten gewonnen", erklärte Richter. Die logische Schlussfolgerung gab Dennis Wehrendt zu Protokoll: ,,Es ist eine Frage der Qualität. Man sieht phasenweise, dass wir es können. Aber dann spielen wir dem Gegner wieder Bälle in die Füße, wenn wir ruhig aufbauen müssten. Wir machen Fehler, die man sich gegen gute Gegner nicht leisten darf."

Trainer Denny Skwierczynski wirkte auf der anschließenden Pressekonferenz - offensichtlich auch aufgrund von Zuschauerreaktionen - erstmals wirklich beeindruckt von der allgemeinen Unzufriedenheit. ,,Das ist keine einfache Situation", richtete der 41-Jährige einen ehrlichen Appell an die Zuschauer und Unterstützer. ,,In den letzten Jahren ging es immer nur bergauf. Jetzt ist eine Phase, in der wir stagnieren. Dieser Situation müssen wir uns stellen. Es geht im Fußball nicht immer nur geradeaus."

In seiner Spielanalyse haderte der Trainer vor allem mit der Anfangsphase. ,,In der ersten halben Stunde haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht", sagte er. ,,Da müssen wir 1:0 oder 2:0 führen." Das war ohne Zweifel möglich. Dennoch hatte auch Gäste-Trainer Christian Neidhart mit seiner Feststellung absolut Recht, dass ,,Lübeck zwar in der ersten Hälfte gute Chancen hatte. Aber zur Pause hatten beide Mannschaften in etwa gleich gute Möglichkeiten."

Den Grün-Weißen fehlte die Konzentration vor beiden Toren. Vorn blieben die Chancen - beispielsweise ein Kopfball von Christopher Kramer (Skwierczynski: ,,Den kann man auch mal reinmachen") - ungenutzt. Hinten ließen die Gastgeber den defensiv orientierten Gegner drei große und eine halbe Konterchancen zu, von denen Meppen zwei nutzte. ,,Unser Matchplan ist zu 100 Prozent aufgegangen", stellte Neidhart fest. ,,Wir wussten, dass Lübeck zu Hause oft gezwungen ist, das Spiel zu machen", sagte er. Dass der VfB das nicht kann, sprach der SVM-Coach nicht aus - es war aber eine klare Erkenntnis der letzten Spiele auf der Lohmühle. ,,Mit dem letzten Aufgebot haben wir das mit Disziplin gelöst, Nadelstiche gesetzt und dann auch in Unterzahl geschickt verteidigt."

Ein ,,Matchplan" auf der anderen Seite war nicht auszumachen. Zu Recht haderte Skwierczynski mit der Naivität bei beiden Gegentoren: ,,Wir dürfen das Zentrum nicht so weit öffnen. Da gab es auch in der Kabine ein paar klare Worte." Im Gegensatz dazu blieben die Fragen in der Offensive weitgehend unbeantwortet. ,,Es macht in der Liga einen großen Unterschied, ob man in Führung geht", stellte Skwierczynski fest - zweifellos zu Recht. Gut und geschlossen verteidigen - diese Disziplin beherrschen in der oberen Hälfte der Regionalliga eben alle Teams. Doch als nominell offensiv orientierte Mannschaft fehlt es dem VfB eben an beiden Stellen: Vorne fehlen jegliche Ideen und die Präzision, hinten die notwendige 90-minütige Konzentration.

,,Wir dürfen uns von Negativerlebnissen nicht so sehr beeinflussen lassen", sagte der Trainer zu den Auflösungserscheinungen in den zehn Minuten nach dem 0:1. ,,Das war schon beim HSV nach dem Gegentor so." Da führte der VfB übrigens sieben Minuten vor Schluss mit 2:0 - und brachte den Sieg gegen den Tabellen-16. nicht über die Zeit. Unterschiede zwischen einer reifen Mannschaft, wie sie die Lohmühle in den letzten Wochen regelmäßig auf Gästeseite sah, und einer trotz einer großen Portion Erfahrung auf dem Feld naiv und unreif wirkenden VfB-Elf.
Aufrufe: 010.11.2015, 19:30 Uhr
SHZ / cjeAutor