2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Gerd Schildt heute: Auch als Trainer der Holstein-Kiel-Traditionself geht der 64-Jährige am Spielfeldrand noch mit.
Gerd Schildt heute: Auch als Trainer der Holstein-Kiel-Traditionself geht der 64-Jährige am Spielfeldrand noch mit.

Was macht eigentlich Gerd Schildt?

In Schleswig-Holstein ist Schildt vor allem seit seiner Trainerzeit bei Holstein Kiel, TuS Hoisdorf, VfB Kiel und dem FC Kilia Kiel ein Begriff

14 Jahre als Profi in Deutschland und Österreich, viele Jahre als Trainer vor allem in Schleswig-Holstein – der heute 64-jährige Gerd Schildt hat sportlich eine Menge erlebt. Der gebürtige Bad Bramstedter erzielte in den Jahren 1973 bis 1979 in 40 Bundesliga-Spielen für Borussia Dortmund, Werder Bremen und Arminia Bielefeld fünf Tore sowie in weiteren 80 Zweitliga-Partien 13 Treffer.

Am 1. Spieltag der Saison 1973/74 feierte er sein Debüt in der Bundesliga als er von Werder-Coach Sepp Piontek beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern eingesetzt wurde. Schildt erzielte in der 30. Minute das 1:0 für seine Mannschaft. Mit Dortmund und Bielefeld gelang ihm jeweils der Bundesliga-Aufstieg, mit Austria Salzburg zog er einst in den Europapokal ein.

Duell mit einem Weltstar: Gerd Schildt im blauen Bielefelder Trikot im Bundesliga-Luftduell mit Kevin Keegan vom Hamburger SV.imago
Duell mit einem Weltstar: Gerd Schildt im blauen Bielefelder Trikot im Bundesliga-Luftduell mit Kevin Keegan vom Hamburger SV.imago
Den Sportfreunden in Schleswig-Holstein ist Gerd Schildt vor allem aber seit seiner Trainerzeit bei Holstein Kiel, TuS Hoisdorf, VfB Kiel und dem FC Kilia Kiel ein Begriff. Mit Holstein Kiel verpasste Schildt zweimal nur knapp die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Seit dem Ende seiner Karriere als Spieler und Trainer arbeitet Schildt als Versicherungsfachmann in Kiel. Kürzlich war der frühere Offensivmann Ehrengast von Borussia Dortmund anlässlich des 40. Jubiläums des Bundesliga-Aufstiegs 1976. 32 Mal kam Schildt im Aufstiegsjahr in der 2. Liga Nord zum Einsatz und erzielte dabei sechs Tore. Auch in den beiden Aufstiegsspielen gegen Süd-Vizemeister 1. FC Nürnberg (1:0, 3:2) setzte Trainer Otto Rehhagel über die kompletten 180 Minuten auf seinen Angreifer.

Herr Schildt, berichten Sie uns doch einmal über Ihre Dortmunder Vergangenheit…
Die Zeit dort war wunderschön. Ich kam über Bremerhaven 93 und Werder Bremen nach Dortmund. Unser damaliger Trainer Otto Knefler hat versucht, möglichst viele Spieler unter die Haube zu bringen. Außerdem habe ich in Dortmund geheiratet, dort wurde mein Sohn Dennis zur Welt gebracht. Und insgesamt hatten wir eine tolle Kameradschaft innerhalb der Mannschaft. Zusammen mit meinem Sohn Dennis und meiner Tochter Tessa besuche ich hin und wieder die Spiele der Borussia in Hamburg, Bremen und Berlin. Und zum Heimspiel gegen Gladbach hat uns Hans-Joachim Watzke auch eingeladen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Mit Austria Salzburg kickten Sie einst im Europapokal, gelten dort sogar als eine Art Legende. Wie kommt das?
Ich denke selbst noch sehr gerne an die sechs Jahre dort zurück. Legende nennen die mich dort wohl deshalb, weil ich immer wieder Angebote von Austria Wien oder Rapid oder sogar aus Udine und von AEK Athen abgelehnt hatte und in Salzburg blieb – zudem war ich als Kämpfer und Spielgestalter anerkannt. Einmal im Jahr komme ich auch heute noch nach Salzburg, um mich mit alten Mitspielern zu treffen und um meinen Ex-Klub zu besuchen. Ich habe mich damals übrigens der Austria zuliebe einbürgern lassen, deshalb bin ich heute noch Österreicher.

Man kennt Sie in Schleswig-Holstein vor allem durch ihr Engagement bei den „Störchen“ Ende der 80er Jahre. Welche Gedanken gehen ihnen durch den Kopf, wenn sie sich heute ihren alten Arbeitsplatz anschauen?
Eigentlich kann man das gar nicht richtig beschreiben. Kein Vergleich mehr zu meiner Zeit bei der KSV. Wir hatten damals zwar eine gute Mannschaft und haben erfolgreich Fußball gespielt, auch wenn wir zweimal knapp die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga verpasst haben. Aber immer wieder beeinträchtigten die wirtschaftlichen Probleme im Hintergrund das Geschehen auf dem Rasen. Wenn wir damals nach Verstärkungen gesucht haben, dann sind wir nach Rendsburg, Büsum oder in seltenen Fällen auch mal nach Hamburg gefahren. Heute herrschen hier mit dem Trainingsgelände, dem sanierten Stadion und dem großen Etat hervorragende Bedingungen. Hut ab vor den engagierten Machern der KSV, denn der Erfolg und der Imagegewinn für die Stadt Kiel sind erheblich. Nun ist es wichtig, dass der Sprung in die 2. Bundesliga bald gelingt.

Welche Erlebnisse aus ihrer Spielerkarriere sind ihnen am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben
Sicherlich die schönen Jahre in der ersten österreichischen Bundesliga und die Tatsache, dass ich sowohl mit Dortmund als auch mit Bielefeld in die Bundesliga aufgestiegen bin. In Dortmund haben wir damals schon einen Zuschauerschnitt von über 40 000 Besuchern in der 2. Liga gehabt, das war unglaublich. Und ich hatte noch eine nette Nebentätigkeit im Betrieb von Hoesch Rote Erde. Meine Aufgabe war es, in der Firma den Kartenvorverkauf für Borussia zu organisieren. So 50 oder 60 Tickets konnte ich immer absetzen vor jedem Spiel.

Bergab ging es mit mir bei der Borussia eigentlich erst dann, als Otto Rehhagel Trainer wurde. Da ging für mich nicht mehr viel. Das gleiche Schicksal ereilte mich dann auch in Bielefeld. Erneut kam es zu Problemen, als Rehhagel dort Trainer wurde. Erst Jahre später beim Abschiedsspiel von Andi Herzog mit Werder Bremen in Salzburg haben wir uns endlich aussprechen können. Meiner Frau hat der Otto dann sogar am Ende noch eine rote Rose geschenkt. Eine nette Anekdote am Rande. Ansonsten hatte ich das große Glück, im Verein mit Spielerpersönlichkeiten wie zum Beispiel „Ente“ Lippens oder Manfred Burgsmüller zusammen spielen zu dürfen, in der U21-Nationalmannschaft auch mit Uli Hoeneß, Heinz Flohe, Dieter Burdenski, Winfried Schäfer oder Charly Körbel. Es war eine aufregende Zeit und ich bin dankbar für die Erlebnisse.

Regelmäßig stehen Sie bei der Traditions-Elf der KSV Holstein an der Seitenlinie, alte Liebe rostet also nicht?
Meine Verbindung zu Holstein Kiel ist nie abgerissen, ich bin auch regelmäßiger Gast bei den Ligaspielen sowie Mitglied im Traditionsclub. Die Treffen mit der Traditions-Elf sind immer eine schöne Sache. Dort treffen sich alte Wegbegleiter und es macht immer eine Menge Spaß. Das sollten wir in Zukunft weiter intensivieren.
Aufrufe: 026.2.2017, 10:00 Uhr
SHZAutor