2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Was kostet eigentlich ein Fußball-Verein?

Viele Klubs verzichten auf Aufstiegsrecht oder steigen freiwillig ab

Keiner will in die Regionalliga – jedenfalls kein Klub aus der Mittelrheinliga. Kaum ein Verein hat einen erforderlichen Lizenzantrag gestellt. Aus der Oberliga Nordrhein verabschieden sich viele Vereine nicht unglücklich, weil diese Liga schon ein teures Missvergnügen war. Wer kann eigentlich den Amateurfußball noch bezahlen?

Jedenfalls scheint es ab der Oberliga schon erhebliche Finanzprobleme zu geben, weil es kaum noch etwas kostenlos gibt. Da werden die Spieler mit Amateurverträgen an die Vereine gebunden, um sich deren Dienste zu sichern. Solche Amateurverträge müssen mindestens über 250 Euro pro Monat abgeschlossen werden.

30 Prozent der Vertragssumme wird an die Berufsgenossenschaft entrichtet. Dazu kommen noch einmal 30 Prozent an Sozialabgaben. Ein Spieler kostet also mindestens 400 Euro pro Monat. Bei einem Kader von 20 Kickern muss ein Verein in der Saison mit 80000 Euro schon recht tief in die Kasse greifen.

Natürlich meldet sich zudem auch noch der Verband, der für jeden Amateurvertrag noch einmal 80 Euro kassiert und dazu pauschal 3000 Euro (für einen Oberligisten) erhebt. 4600 Euro sind wohl da recht bescheiden. Dazu müssen pro Saison für die Schiedsrichter 5000 Euro reserviert werden. Nach unseren Umfragen sind bei Oberligisten jährlich 50 000 Euro an Umsatzsteuer fällig. Die kommen zusammen, weil die Clubs versuchen, durch Getränkeverkauf, Verzehr im Stadionbereich und Jugendturniere ihre Kassen aufzubessern.

Natürlich sollen alle Mannschaften eines Vereins auch für einen guten Eindruck sorgen. Da muss der eine oder andere größere Klub schon wieder für Sportkleidung in die Kasse greifen, zumal auch für Jugendmannschaften, die in höheren Klassen spielen, Fahrtkosten hinzugerechnet werden müssen. So kommen jährlich weitere 70 000 Euro zusammen. Trainer opfern nicht nur Zeit, sie müssen fachlich ausgebildet Jugendliche und Senioren in die Erfolgsspur bringen.

Für diesen Bereich muss der Verein rund 60 000 Euro vorhalten. Für einen Oberligisten ist ein Etat von insgesamt 400 000 Euro nicht ungewöhnlich. Dem stehen Einnahmen (ohne Spenden und Sponsorengelder) von 120 000 Euro gegenüber. Ein Verein wird ohne Sponsoren und Spenden kaum in der Lage sein, über die Saison zu kommen.

In der Regionalliga dürfte der Etat sogar die Millionengrenze überschreiten. In den unteren Amateurklassen (beispielsweise Kreisliga B) liegen die Jahreskosten bei 25 000 Euro. Auch schon eine stolze Summe, die aber durch die Einnahmen gedeckt werden können. Das ist dann sogar bezahlbar, jedoch nur gerade so. Die Vereine stehen nicht am Abgrund, aber sie scheinen dicht dran zu sein. Sie brauchen Entlastung.

Aufrufe: 030.7.2013, 10:30 Uhr
Rheinische Post / Kurt TheuerzeitAutor