2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
Kein leichtes Unterfangen: Markus Voitl (links), Trainer der Fußballerinnen des FC Härtsfeld, stieg nach nur einem Jahr in der Regionenliga direkt wieder in die Bezirksliga ab. Florian Löffler, Coach beim FV Sontheim, hofft, dass seine Elf bestehen kann. Fotos: Heidenheimer Zeitung
Kein leichtes Unterfangen: Markus Voitl (links), Trainer der Fußballerinnen des FC Härtsfeld, stieg nach nur einem Jahr in der Regionenliga direkt wieder in die Bezirksliga ab. Florian Löffler, Coach beim FV Sontheim, hofft, dass seine Elf bestehen kann. Fotos: Heidenheimer Zeitung

"Was fehlt, ist der letzte Punch"

Im Interview verraten Markus Voitl (FC Härtsfeld) und Florian Löffler (FV Sontheim), warum sie Frauenteams trainieren.

Nach dem FC Härtsfeld tun sich auch die Fußballerinnen des FV Sontheim in der Regionenliga extrem schwer. Wir haben mit den Trainern Markus Voitl (Härtsfeld) und Florian Löffler (Sontheim) gesprochen, woran das liegt und warum sie gerne Frauen coachen.
Auf die Aufstiegseuphorie folgte die Ernüchterung: Mit neun Punkten und einem Torverhältnis von 18:69 beendeten die Fußballerinnen des FC Härtsfeld in der Vorsaison das Abenteuer Regionenliga. In der aktuellen Runde sammelt Aufsteiger FV Sontheim mit zwei Punkten aus neun Spielen ähnliche Erfahrungen. Ein Gespräch mit den Trainern Markus Voitl (Härtsfeld) und Florian Löffler (Sontheim) über die individuelle Klasse von Spielerinnen, Abstiegssorgen und warum sie gerne Frauen coachen.

Herr Voitl, nach dem umjubelten Aufstieg in die Regionenliga ging es für den FC Härtsfeld trotz einiger nur knapp verlorener Spiele zurück in die Bezirksliga. Nun befindet sich der FV Sontheim nach neun Spieltagen in einer ähnlichen Situation. Was raten Sie ihrem Kollegen Florian Löffler?

Voitl: Was soll ich ihm schon raten? Wenn ich eine Lösung parat gehabt hätte, wären wir im Vorjahr oben geblieben. Ich sehe auch jetzt, wo wir zurück in der Bezirksliga sind, außer Ellwangen keine Mannschaft, die in der Regionenliga bestehen könnte. Für uns war die Regionenliga eine neue Erfahrung, für den Klassenerhalt hat es letztlich eben nicht gereicht.

Und Ihre Einschätzung, Herr Löffler? Was unterscheidet die Bezirks- von der Regionenliga?

Löffler: Mein erster Eindruck war sofort, dass das Tempo ein völlig anderes ist, das Niveau ist höher, die Zweikämpfe werden viel intensiver geführt. Der Sprung ist höher, als wir zu Saisonbeginn gedacht hätten. Manche Spielerinnen sind individuell um Klassen besser als die meisten in der Bezirksliga. Das soll nicht negativ rüberkommen, aber da sind eben richtig gute Fußballerinnen dabei.

Voitl: Das ist mir auch sofort aufgefallen. Das Spiel ist schneller, spielerisch gibt es doch enorme Unterschiede. Da fehlen halt schnell bei jeder Spielerin ein paar Prozent. Und die fehlen wiederum, um Erfolg zu haben. Man sieht ja, dass wir als Mannschaft in der Bezirksliga konstant oben mitspielen können, hier kann ich die anderen Teams und ihre Stärken gut einschätzen. Selbst gegen Ellwangen, definitiv der Favorit auf den Aufstieg, haben wir in der ersten Halbzeit gut mitgespielt. Wenn wir drei Tore machen, wären wir mit einem 3:1 in die Pause gegangen. In der zweiten Hälfte ging uns dann etwas die Kraft aus, somit war ein Punktgewinn utopisch.

Wie reagiert man als Trainer, wenn sich Misserfolg an Misserfolg reiht?

Voitl: Wir haben irgendwann umgestellt, damit wir hinten sicher stehen. Aber gleichzeitig fehlte uns vorne die Durchschlagskraft, um wirklich Erfolg zu haben.

Löffler: Das Problem ist gar nicht so sehr der Misserfolg. Wenn man mal genau hinschaut, dann fällt auf, dass wir in vier Spielen dieses Jahres sogar schon in Führung gegangen sind. Daran sieht man, dass wir nicht ohne Chance sind. Bis auf Ellenberg (Anm. d. Red.: 0:7-Niederlage am zweiten Spieltag) sind wir noch gar nie abgeschossen worden. Uns fehlt einfach noch das letzte Quäntchen Glück, beim 2:2 gegen Ruit hätten wir eigentlich gewinnen müssen. Ein Team wie Süßen hat zum Beispiel schon zwölf Punkte gesammelt, aber mehr Gegentore kassiert als wir. Was fehlt, ist der letzte Punch.

Das Abstiegsgespenst schwebt bei acht Punkten Rückstand auf den Nicht-Abstiegsplatz dennoch über Ihnen. Wie schlimm wäre eine Rückkehr in die Bezirksliga?

Löffler: Gar nicht schlimm. Wir haben natürlich den Klassenerhalt noch nicht abgeschrieben, dafür ist es viel zu früh und die Ansätze sind ja gut. Ein Abstieg wäre aber auch kein Beinbruch. Wir waren so ehrlich zu uns, die Runde ohne konkretes Saisonziel anzugehen. Wir wollen aus der Regionenliga mitnehmen, was geht, uns weiterentwickeln, vor allem die jüngeren Spielerinnen. Dazu gehört auch, aus Niederlagen zu lernen. Unser Ziel ist es, jedes Spiel positiv zu gestalten, insgesamt als Mannschaft und fußballerisch.

Voitl: Für uns war der Abstieg auch nicht das große Drama. Bei aller Aufstiegseuphorie: Uns war klar, dass die Regionenliga ein schwieriges Unterfangen werden würde. Und das ist dann genauso auch eingetreten, wie wir es vermutet hatten. Klar, waren meine Mädels anfangs noch motivierter, gerade hinten raus hat bei vielen dann etwas das Engagement gefehlt, weil ihnen die Lust vergangen ist angesichts all der Niederlagen. Dazu kamen noch Verletzungen, sodass wir sogar Spiele absagen mussten.

Das mag auch an der Unerfahrenheit gelegen haben, oder?

Voitl: Ja, auch. Vor allem aber am viel schnelleren Tempo. Die meisten Regionenliga-Teams spielen mit einem sehr jungen Kader, die Spielerinnen sind oft gut ausgebildet, haben ganz andere Qualitäten.

Löffler: Wir haben auch viele Jugendspielerinnen im Team, manche könnten sogar noch bei den A-Juniorinnen spielen. Uns fehlt es vielleicht in der individuellen Klasse manchmal noch. Und man darf nicht vergessen, dass wir einige Spielerinnen im Team haben, die noch gar nicht so lange Fußball spielen. Da fehlt dann tatsächlich die Unerfahrenheit.

Sie trainieren beide schon verhältnismäßig lange ihre Teams, Herr Voitl seit 2008, Herr Löffler seit 2011. Wie kommt das? Was motiviert Sie?

Voitl (lacht): Ich bin da irgendwie reingerutscht. Nein, im Ernst. Ich bin ja praktisch schon seit Gründung des FC Härtsfeld 2003 mit im Trainerteam dabei, seit 2008 dann eben im Frauenbereich, als der Mädchenfußball dazu kam. Es hat sich eben so ergeben und weiterentwickelt, mir macht es einfach Spaß, mit dem Mädels zusammenzuarbeiten. Die Mannschaft hat Klasse, die Zusammenarbeit funktioniert nach wie vor. Solange es vom Team gewollt ist, mache ich weiter. Wenn ich irgendwann mal aufhören sollte, müsste ich aber auch von allen anderen Ämtern beim FC Härtsfeld zurücktreten. Halbe Sachen mache ich nicht, entweder ganz oder gar nicht.

Und wie kamen Sie zum Frauenfußball, Herr Löffler?

Löffler: In der Jugend spielte ich selbst noch aktiv für die Spielgemeinschaft Sontheim/Niederstotzingen. Entsprechend war ich als Niederstotzinger viel in Sontheim auf dem Sportplatz und dabei fiel mir auf, dass die Frauenmannschaft damals ohne Trainer war, sprich alles allein organisiert hatte. Das habe ich mir mit meinem Kumpel Steffen Mack eine Weile angeschaut und dann angeboten, zumindest die Auswechslungen zu übernehmen. Dann kamen die Mädels auf uns zu, ob wir nicht auch das Training übernehmen könnten. Und da bin ich irgendwie hängengeblieben. Und es passt einfach zwischen mir und dem Team.

Aber Sie spielen doch selber noch beim TSV Niederstotzingen in der Kreisliga A 3 der Herren. Wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Löffler: Im Moment ist das ein kleineres Problem, ich habe seit einem Jahr nicht mehr auf dem Platz gestanden. 2012 hatte ich meine erste Kreuzband-OP. Da wurde offenbar Mist gebaut, denn letztes Jahr kam plötzlich wieder das Zwicken im Knie zurück. Im Juni hatte ich also wieder einen Eingriff, in zwei Wochen folgt der nächste, wo ich dann ein neues Kreuzband eingesetzt bekomme. Mal schauen, was dann kommt. Ich spiele so gerne Fußball, daher habe ich das Kicken noch nicht abgeschrieben.

Herr Voitl, wie sieht's mit Ihrer Fußballerkarriere aus?

Voitl: Für Spiele in der zweiten Mannschaft reicht es immer noch. Aber eben auch nur dann, wenn es die Zeit zulässt.

Mit Markus Voitl und Florian Löffler sprach Mathias Ostertag (Heidenheimer Zeitung).
Aufrufe: 019.11.2015, 18:00 Uhr
Mathias Ostertag / HZAutor