Hauptsache nicht Letzter
Es tut einem Hallenturnier immer gut, wenn wenigstens ein Verein die Veranstaltung als launige Auswärtsfahrt begreift. Irgendjemand muss grölen, trommeln und trinken, sonst ist es kein richtiges Hallenturnier. In der Christian-Sammet-Halle nahm sich eine Reisegruppe der SG Forchheim/ Sulzkirchen diesen Aufgaben an. Die geselligen Sonntagsausflügler nahmen die linke Tribüne in Anspruch, waren aber überall in der Halle bestens zu hören. Und wenn schon ihre Mannschaft nicht unbedingt die talentierteste unter den Teilnehmern war, waren die Fans bei den Anlässen ihrer Jubelstürme nicht wählerisch: Während der ersten beiden Gruppenspiele der SG flippten sie einfach bei jedem Ballkontakt ihres Teams im positiven Sinne aus. Da wurde gegrölt, getrommelt und getrunken — und sogar eine wuchtige Fahne geschwungen.
Als Forchheim/Sulzkirchen nach einem Punkt aus zwei Gruppenspielen schon nicht mehr das Halbfinale erreichen konnte, ging es gegen Gastgeber und Titelverteidiger FC Pegnitz. Die SG unterlag mit 1:4, wurde aber von ihrem Anhang noch zum siebten, dem vorletzten Platz, gesungen. Nach dem 3:1 gegen die SF Großgründlach skandierten die Sonntagsausflügler: „Hauptsache nicht Letzter!“ Recht so. Bei einer launigen Auswärtsfahrt ist es ja nicht entscheidend, was sportlich dabei rumkommt.
Der beste Stehplatz
Raffiniert, dieser FC Pegnitz: Unterhalb der Tribüne, gleich am Spielfeldrand, hatte der Gastgeber seinen Imbiss aufgebaut. Das über dem Stand gespannte Netz hielt heranfliegende Bälle ab und die Löcher ließen noch genug Platz, um Käsestangen, Wurstsemmeln und weitere Nahrungsmittel nach oben durchzureichen. Wer auf der Tribüne über dem Netz stand, durstig und hungrig war, hatte also den besten Platz in der Halle. Den nahm Kurt Linhardt ein, also ein Schiedsrichter, der schon gepfiffen hat, als sich die Spieler noch ordentlicher benahmen und die Fußbälle tatsächlich aus Leder waren.
Bei der Bezirksmeisterschaft wird mit einem Futsal gespielt, was der Ehrenlehrwart der Schiedsrichtergruppe Pegnitzgrund gut findet. „Futsal ist etwas für die Besseren“, sagte Linhardt und sah für etwa anderthalb Stunden beim Turnier zu. Und, war das nun Werbung für die bei vielen Vereinen unbeliebte Hallenfußball- Version? „Die Teams hier haben sich ja alle erstmal für dieses Turnier qualifizieren müssen“, sagte Linhardt vielsagend und gab noch einen Einblick in geschlechtliche Unterschiede: „Bei den Frauen muss man die Fouls anders ahnden, weil das Körperverhalten anders ist.“
Gestatten, der Club
Auch der Ruhmreiche schickte sein Frauenteam bei der Bezirksmeisterschaft ins Rennen und glänzte dabei, wie es sich für den 1. FC Nürnberg gehört, mit Professionalität: Während die meisten Trainer der anderen Mannschaften ihre Spielpausen nutzen, um mit dem eigenen Anhang zu plaudern, setzte sich das Club-Duo auf die Tribüne, natürlich mit Notizblock und Klemmbrett. Egal was sich die Männer in den zugegeben ziemlich schicken Kapuzenjacken auch notiert haben: Es hat sie lediglich auf den vierten Platz gebracht.
Höflicher Gastgeber
Es ist ein Gebot der Höflichkeit, dass der Gastgeber nicht sein eigenes Hallenturnier gewinnt. Der FC Pegnitz hielt sich hervorragend an diese ungeschriebene Regel und sah erstmal nicht wie ein Bayernligist aus. Die Fußballerinnen in Blau verloren erst mit 1:2 gegen die Sp Vgg 04 Erlangen, und danach mit 0:2 gegen den SV Weinberg.
So war die Chance auf die Titelverteidigung bereits nach den ersten zwei Gruppenspielen verwirkt. „Im ersten Spiel waren wir nicht schlecht, wir haben durch zwei Leichtsinnsfehler die Gegentore bekommen. Aber wenn man unsere Leistung gegen Weinberg sieht, muss man nicht mehr über‘s Halbfinale sprechen“, sagte FCP-Trainer Michael Bauerschmitt nach dem Turnier.
Er klang dabei nicht sauer, weil sich seine Spielerinnen noch gegen die SG Forchheim/Sulzkirchen mit 4:1 den Frust von der Seele schossen und es durch ein 3:0 über den TSV Brand am Ende immerhin auf Platz fünf schafften. Im vergangenen Jahr waren die Pegnitzerinnen noch zum Titel und danach zum dritten Platz bei der bayerischen Meisterschaft geeilt. Schlimm, Herr Bauerschmitt? „Nein, von einer Teilnahme bei der Bayerischen hat niemand geträumt. Wir träumen lieber vom Klassenerhalt in der Bayernliga.“ So blieb der FCP ein höflicher Gastgeber, der nun aber froh ist, dass der Turnier-Marathon vorbei ist. Vier Bezirksmeisterschaften wurden in der Christian-Sammet-Halle insgesamt ausgespielt. Bauerschmitt: „Das war ein Riesenaufwand. Aber wir sind froh, es mal erlebt zu haben.“