2024-05-02T16:12:49.858Z

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Gute Laune unter der Fahne: Wie sehr man sich über einen siebten Platz freuen kann, zeigten die Anhänger der SG Forch­heim/ Sulzkirchen. Foto: Marcel Staudt
Gute Laune unter der Fahne: Wie sehr man sich über einen siebten Platz freuen kann, zeigten die Anhänger der SG Forch­heim/ Sulzkirchen. Foto: Marcel Staudt

Warum sich ein Nachmittag beim Frauen-Futsal lohnt

Singende Forchheimer und plaudernder Schiedsrichter: Vier Kurzgeschichten über die Bezirksmeisterschaft

Der Gastgeber schied früh aus, der SV Leerstetten holte sich den Titel. So lässt sich das Sportliche der Futsal-Bezirksmeister­schaft beschreiben. Es gab aber eini­ge Gründe, warum es für die Besu­cher die richtige Entscheidung war, den Sonntagnachmittag in der Pegnit­zer Christian-Sammet-Halle zu ver­bringen. Anbei vier völlig subjektiv erzählte Kurzgeschichten.

Hauptsache nicht Letzter

Es tut einem Hallenturnier immer gut, wenn wenigstens ein Verein die Veranstaltung als launige Auswärts­fahrt begreift. Irgendjemand muss grölen, trommeln und trinken, sonst ist es kein richtiges Hallenturnier. In der Christian-Sammet-Halle nahm sich eine Reisegruppe der SG Forch­heim/ Sulzkirchen diesen Aufgaben an. Die geselligen Sonntagsausflügler nahmen die linke Tribüne in Anspruch, waren aber überall in der Halle bestens zu hören. Und wenn schon ihre Mannschaft nicht unbe­dingt die talentierteste unter den Teil­nehmern war, waren die Fans bei den Anlässen ihrer Jubelstürme nicht wählerisch: Während der ersten bei­den Gruppenspiele der SG flippten sie einfach bei jedem Ballkontakt ihres Teams im positiven Sinne aus. Da wurde gegrölt, getrommelt und getrunken — und sogar eine wuchtige Fahne geschwungen.

Als Forchheim/Sulzkirchen nach einem Punkt aus zwei Gruppenspie­len schon nicht mehr das Halbfinale erreichen konnte, ging es gegen Gast­geber und Titelverteidiger FC Peg­nitz. Die SG unterlag mit 1:4, wurde aber von ihrem Anhang noch zum siebten, dem vorletzten Platz, gesun­gen. Nach dem 3:1 gegen die SF Groß­gründlach skandierten die Sonntags­ausflügler: „Hauptsache nicht Letz­ter!“ Recht so. Bei einer launigen Aus­wärtsfahrt ist es ja nicht entschei­dend, was sportlich dabei rum­kommt.


Der beste Stehplatz

Raffiniert, dieser FC Pegnitz: Unter­halb der Tribüne, gleich am Spielfeld­rand, hatte der Gastgeber seinen Imbiss aufgebaut. Das über dem Stand gespannte Netz hielt heranflie­gende Bälle ab und die Löcher ließen noch genug Platz, um Käsestangen, Wurstsemmeln und weitere Nah­rungsmittel nach oben durchzurei­chen. Wer auf der Tribüne über dem Netz stand, durstig und hungrig war, hatte also den besten Platz in der Hal­le. Den nahm Kurt Linhardt ein, also ein Schiedsrichter, der schon gepfif­fen hat, als sich die Spieler noch ordentlicher benahmen und die Fuß­bälle tatsächlich aus Leder waren.

Bei der Bezirksmeisterschaft wird mit einem Futsal gespielt, was der Ehrenlehrwart der Schiedsrichter­gruppe Pegnitzgrund gut findet. „Fut­sal ist etwas für die Besseren“, sagte Linhardt und sah für etwa andert­halb Stunden beim Turnier zu. Und, war das nun Werbung für die bei vie­len Vereinen unbeliebte Hallenfuß­ball- Version? „Die Teams hier haben sich ja alle erstmal für dieses Turnier qualifizieren müssen“, sagte Lin­hardt vielsagend und gab noch einen Einblick in geschlechtliche Unter­schiede: „Bei den Frauen muss man die Fouls anders ahnden, weil das Körperverhalten anders ist.“


Gestatten, der Club

Auch der Ruhmreiche schickte sein Frauenteam bei der Bezirksmeister­schaft ins Rennen und glänzte dabei, wie es sich für den 1. FC Nürnberg gehört, mit Professionalität: Wäh­rend die meisten Trainer der anderen Mannschaften ihre Spielpausen nut­zen, um mit dem eigenen Anhang zu plaudern, setzte sich das Club-Duo auf die Tribüne, natürlich mit Notiz­block und Klemmbrett. Egal was sich die Männer in den zugegeben ziem­lich schicken Kapuzenjacken auch notiert haben: Es hat sie lediglich auf den vierten Platz gebracht.


Höflicher Gastgeber

Es ist ein Gebot der Höflichkeit, dass der Gastgeber nicht sein eigenes Hallenturnier gewinnt. Der FC Peg­nitz hielt sich hervorragend an diese ungeschriebene Regel und sah erst­mal nicht wie ein Bayernligist aus. Die Fußballerinnen in Blau verloren erst mit 1:2 gegen die Sp Vgg 04 Erlan­gen, und danach mit 0:2 gegen den SV Weinberg.

So war die Chance auf die Titelver­teidigung bereits nach den ersten zwei Gruppenspielen verwirkt. „Im ersten Spiel waren wir nicht schlecht, wir haben durch zwei Leichtsinnsfeh­ler die Gegentore bekommen. Aber wenn man unsere Leistung gegen Weinberg sieht, muss man nicht mehr über‘s Halbfinale sprechen“, sagte FCP-Trainer Michael Bauerschmitt nach dem Turnier.

Er klang dabei nicht sauer, weil sich seine Spielerinnen noch gegen die SG Forchheim/Sulzkirchen mit 4:1 den Frust von der Seele schossen und es durch ein 3:0 über den TSV Brand am Ende immerhin auf Platz fünf schafften. Im vergangenen Jahr waren die Pegnitzerinnen noch zum Titel und danach zum dritten Platz bei der bayerischen Meisterschaft geeilt. Schlimm, Herr Bauerschmitt? „Nein, von einer Teilnahme bei der Bayerischen hat niemand geträumt. Wir träumen lieber vom Klassener­halt in der Bayernliga.“ So blieb der FCP ein höflicher Gast­geber, der nun aber froh ist, dass der Turnier-Marathon vorbei ist. Vier Bezirksmeisterschaften wurden in der Christian-Sammet-Halle insge­samt ausgespielt. Bauerschmitt: „Das war ein Riesenaufwand. Aber wir sind froh, es mal erlebt zu haben.“

Aufrufe: 031.1.2017, 14:54 Uhr
Marcel Staudt (NN Pegnitz)Autor