2024-04-25T08:06:26.759Z

Interview
Adrian Philipp ist seit dem 4. Oktober Chefcoach des Fußball-Verbandsligisten FC Wangen. Kopf
Adrian Philipp ist seit dem 4. Oktober Chefcoach des Fußball-Verbandsligisten FC Wangen. Kopf
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Wangens Coach Adrian Philipp prophezeit noch steinigen Weg

FC-Wangen-Coach ist vom Klassenerhalt in Fußball-Verbandsliga allerdings überzeugt

Wangen im Allgäu / sz - Als Nachfolger von Landesligameister-Trainer Florian Meffert sowie dem erfolgreichen Interimsgespann Günter Gollinger/Herbert Breher hat Adrian Philipp den FC Wangen seit seinem Amtsantritt am 4. Oktober bis zur Winterpause vom letzten Platz auf den Relegationsrang zwölf in der Fußball-Verbandsliga geführt. 14 von derzeit 19Punkten verbuchte der 32-jährige FCW-Chefcoach in dieser Zeit, der als Sportlicher Leiter vom Lokalrivalen TSV Berg gekommen war. Bis zum nun wieder machbaren Klassenerhalt liege allerdings noch ein steiniger Weg vor Wiederaufsteiger FC Wangen, wie Philipp im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Uli Coelius sagt.

Herr Philipp, was hat Sie bewogen, eine Mannschaft zu übernehmen, die abgeschlagen auf dem letzten Verbandsliga-Tabellenplatz lag?

Generell war wieder die große Lust da, als Trainer zu arbeiten. Auch die private Nähe (Philipp wohnt in Geiselharz bei Amtzell, d. Red.) und mein Beruf als Realschullehrer in Wangen spielten eine gewichtige Rolle. Überdies wurde mir von vielen Seiten bestätigt, dass die Stimmung in der Mannschaft nach wie vor stimmt. Super waren außerdem die Gespräche mit dem Präsidium. Danach ging alles relativ schnell, und ich zweifelte keine Sekunde an der Entscheidung, zunächst bis Saisonende Trainer in Wangen zu sein. Zumal ich einige FC-Spieler aus meiner Zeit in Berg noch recht gut kenne.

Das Team, personell stark verändert, lag moralisch am Boden. Was konnten und mussten Sie kurzfristig tun, um in die Erfolgsspur zurückzufinden?

Bei einem Trainerwechsel passiert ja immer was. Das fängt allein bei der Ansprache an. Ich musste jedenfalls einige Stellschrauben kräftig anziehen. Damit meine ich vor allem, was aus meiner Sicht die Defizite im individuellen und taktischen Bereich angehen. Ganz wichtig war dabei, die Defensive demonstrativ zu betonen. Denn wenn du unten drin steckst, musst du erst mal ganz sicher stehen. Das ist letztendlich die Grundlage für alles, um auf dem weiteren Weg der Konkurrenz gegenüber giftige Nadelstiche zu setzen. Die Mannschaft, obwohl lange Zeit ans Verlieren gewöhnt, hat sich nicht verrückt machen lassen und dank eines großartigen Charakters die Grundlage zur Besserung gelegt.

Zur Winterpause gelang in acht Spielen nun der Sprung auf den Relegationsplatz zwölf. Im Fußball gebe es kein Gewinnersystem, sagte kürzlich Bayerncoach Carlo Ancelotti. Was macht Ihnen Mut, in den letzten 13 Spieltagen noch den Klassenerhalt zu schaffen?

Ganz ehrlich, der Faktor Spaß gilt als wichtigste Grundlage! Wir haben unter meiner Regie in fast jedem Spiel gezeigt, dass wir in der Verbandsliga mithalten können. Klar gibt es im gesamten Saisonverlauf einige bitterböse Niederlagen (0:6 und 0:7 gegen Klassenprimus Freiberg, 0:4 gegen Backnang sowie das 0:6 in Berg, d. Red.). Doch versucht die Mannschaft inzwischen das umzusetzen, was ich ihr vorgebe. Es besteht, auch was die in allen Klassen heiß diskutierte Systemorientierung anbelangt, etwas Nachholbedarf. Ich bin mir so oder so dennoch sicher, ob 4-1-4-1 oder aber 4-2-3-1, dass der FC Wangen den Klassenerhalt packen kann. Ein Weg, steinig und schwer, aber machbar.

Welche Rolle spielt dabei die wieder gegründete zweite Mannschaft um Trainer Günter Gollinger, die sich in der untersten Kreisliga BI als Spitzenreiter aufmacht, erwartungsgemäß in die Kreisliga A aufzusteigen?

Ohne Günter Gollinger hätte der Einstieg beim FC nicht so reibungslos funktioniert. Die Zusammenarbeit mit ihm ist super. Ich möchte nicht auf ihn verzichten. Ein so großartiges Miteinander gibt es nur selten. Gleichwohl am Ende ich zu entscheiden habe. Günter Gollinger weiß als Ur-Wangener jedoch so unglaublich viel, um erste und zweite Mannschaft zu koordinieren.

Als Unterbau sollte es eine zweite Mannschaft mittelfristig schaffen, möglichst in die Landesliga aufzusteigen. Sehen Sie das auch so?

Landesliga wäre zu viel für uns. Kreisliga A oder Bezirksliga halte ich für den passenden Unterbau, auch was den Nachwuchs angeht. Für den FC Wangen spielt eine immens wichtige Rolle, die jungen Kicker an den Verein zu binden. Sie müssen sich allerdings im Klaren sein, dass der Weg wahnsinnig weit ist, die Verbandsliga zu verwirklichen.

Wann beginnt im neuen Jahr die Vorbereitung auf die letzten 13Spieltage? Worauf werden Sie besonderen Wert legen?

Eine gute Vorbereitung, die Ende Januar beginnt, ist natürlich wichtig, vor allem verletzungsfrei. Konditionell auf der Höhe zu sein, spielt eine wichtige Rolle. Wobei wir um unsere zentralen Führungsfiguren Simon Wetzel und Okan Housein großen Wert darauf legen müssen, eine gesunde Mischung zwischen Defensivarbeit und Offensive zu finden. Mit dem Stuttgarter Raum, was Finanzen und die weitaus leichtere Suche nach Studienplätzen anbelangt, können wir leider nicht mithalten. Aber damit müssen wir leben. Ich bin mir aber sicher, dass in unserer Region keiner die Verbandsliga unterschätzt.

Wie beurteilen Sie die Torhüterfrage? Der zuletzt so starke Stammkeeper Julian Hinkel wird aus Studiengründen ja nicht mehr zur Verfügung stehen …

Das ist schon bitter, dass Julian Hinkel fehlt. Doch haben wir in Moritz Birker und Pirmin Barensteiner zwei bärenstarke Keeper, die absolut zur Nummer eins taugen. Überdies gilt als gesichert, Talent Tobias Herzberger von den A-Junioren als dritten Torhüter nach oben zu ziehen. Da mache ich mir keine Sorgen. Ein ganz anderes Problem in der Mannschaft für mich ist, dass alle im Team noch zu ruhig sind. Dabei geht es nicht allein um Lautstärke, sondern eher um die die kleinen Kommandos. Auch daran werden wir arbeiten.

Was machen Sie denn am 3. Juni 2017, außer zum letzten Mal in dieser Saison als FC-Trainer auf der Bank zu sitzen?

Ich hoffe, mit der Mannschaft den Nichtabstieg zu feiern. Ich selbst warte ganz in Ruhe im Frühjahr die Gespräche mit dem Präsidium ab. Der Aufwand in der Verbandsliga ist enorm. Da bleibt privat Vieles auf der Strecke. Aber: Schau’n ’mer mal, was kommt.

Aufrufe: 030.12.2016, 17:54 Uhr
Schw�bische ZeitungAutor