2024-04-16T09:15:35.043Z

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Piet Meyer
Piet Meyer

Wandervogel wider Willen

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Auf große Reisen durch halb Europa hat er erst einmal keine Lust mehr, die rund 250 Kilometer an diesem Sonntag (Anstoß: 14 Uhr) zum Spiel bei West-Regionalligist Wattenscheid 09 nimmt Dino Fazlic dagegen gern in Kauf.

Es ist der erste und wohl letzte richtige Härtetest für den Winter-Zugang und seine VfB-Kollegen in der Vorbereitung auf den zweiten Saisonteil in der Fußball-Regionalliga. Dieser soll für die Oldenburger in acht Tagen mit einem Heimspiel am 5. Februar (Sonntag, 14 Uhr, Marschwegstadion) gegen ULM Wolfsburg starten.

"Die Stimmung ist gut. Die Jungs sind jung und witzig. Ich bin von der Mannschaft super aufgenommen worden", sagt Fazlic schon kurz nach der Fixierung seines VfB-Engagements bis Sommer 2018. Dabei half natürlich, dass er im Kader bei Weitem nicht der einzige Spieler mit einer Vergangenheit im Werder-Trikot ist.

Wie beispielsweise auch Thorsten Tönnies und Daniel Franziskus träumte Fazlic als Talent am Leistungszentrum des Bremer Bundesligisten einst von einer großen Karriere inzwischen sind die Stationen des 25-Jährigen nicht mehr an einer Hand abzuzählen. Nach einer Tingeltour durch halb Europa ist er seit einem halben Jahr zurück im Nordwesten und hofft, dass sich seine Sehnsucht nach Konstanz beim VfB erfüllt.

"Es geht mir gut ich bin froh und freue mich, dass ich wieder in der Gegend bin", sagt Fazlic, geboren in Banja Luka im Nordwesten von Bosnien-Herzegowina und später mit seinen Eltern heimisch geworden in Bremen. In der Hinrunde lief der Mittelfeldakteur, der gern zentral als Sechser, aber auch als Achter oder Zehner das Spiel dirigiert, südlich der Hansestadt für Oberligist TB Uphusen auf, hatte seinen Traum vom höherklassigen Fußball aber immer im Kopf.

Nachdem er zuvor schon erstmals im Herbst im Training der Oldenburger einen starken Eindruck hinterlassen hatte, wurde er Anfang Januar als erster Winter-Zugang beim VfB vorgestellt. "Dino hat schon gezeigt, dass er unserem Kader noch einmal eine andere Note gibt", meint Sportdirektor Ralf Voigt über Fazlic, der auf Vermittlung von Ivan Klasnic (36) in Oldenburg gelandet ist.

Mit dem früheren Werder-Stürmer hatte sich der Mittelfeldspieler angefreundet, als er 2011 aus Bremen zum Nachwuchsteam der Bolton Wanderes gewechselt war. Dort spielte Klasnic schon seit 2010 für die erste Mannschaft in der Premier League.

Beide verließen im Sommer 2012 den Club. Kroate Klasnic ging nach Mainz, Bosnier Fazlic startete eine Odyssee durch Europa mit fünf weiteren Stationen in der Schweiz, England und Kroatien. "Eigentlich bin ich keiner, der oft wechseln möchte da waren Faktoren im Spiel, die die Zuschauer nicht mitkriegen", erzählt der 25-Jährige.

Dass er sich allein weit entfernt von der Heimat durchkämpfen musste, war allerdings im Nachhinein auch eine gute Erfahrung. "Man wird selbstständiger im Endeffekt war es eine gute Erdung", blickt Fazlic zurück.

Weil sie alle Jahrgang 1991 sind, verliefen die fußballerischen Wege von Fazlic sowie VfB-Kapitän Tönnies und Torgarant Franziskus an der Weser übrigens längere Zeit parallel. "Mit ,Torte habe ich die komplette U-17- und U-19-Zeit bei Werder verbracht", erzählt Fazlic. Während der Karriereweg des aus Lohne stammenden Tönnies regional begrenzt über Werders Zweite und BSV Rehden nach Oldenburg führte, spielte der Auricher Franziskus im Norden (VfB, SV Wilhelmshaven, TuS Pewsum), Süden (Jahn Regensburg) und Osten (TSG Neustrelitz) der Republik.

Jetzt soll das wiedervereinte Werder-Trio von einst den derzeitigen Tabellenfünften der Regionalliga in eine möglichst erfolgreiche Zukunft führen. Wie Franziskus und Tönnies hat Fazlic beim VfB einen Vertrag bis 2018. Der Wandervogel wider Willen wohnt wieder in Werder-Nähe unweit des Weserstadions am Peterswerder. Bis zu den Plätzen in der Pauliner Marsch, wo er einst als Fußball-Bubi von der großen Karriere träumte, ist es nur ein kleiner Fußmarsch. Die Fahrt nach Oldenburg nimmt er in Kauf, während er, wie erwähnt, von großen Reisen durch halb Europa die Schnauze voll hat.

Aufrufe: 028.1.2017, 10:36 Uhr
Jan Zur BrüggeAutor