2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Vor Spieltagen verzichte ich aufs Weggehen"

Lukas Schlabschi von den Bayern Kickers lebt manchmal wie ein Profi, auch wenn er dafür kein Geld bekommt

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Nürnbergs Fußballer, das sind kleine und große Geschichten, die der Ama­teurfußball schreibt. In unserer Serie sammeln wir sie - vom Knoblauchs­land bis zum Fernsehturm. Diesmal: Lukas Schlabschi vom FC Bayern Kickers.

Vereinstreue ist heutzutage selbst im Amateurfußball keine Selbstver­ständlichkeit mehr. Lukas Schlabschi ist da eine echte Ausnahme. Wenn das Talent für eine höhere Liga ausreicht, nimmt einem niemand einen Wechsel übel, für Schlabschi käme das den­noch nicht infrage. Der 23-Jährige spielt schon seit der F-Jugend bei einem Verein – dem FC Bayern Kickers. Abgesehen von einer Saison, in der er zum TSV Johannis 1883 wechseln musste, weil bei BaKi keine A-Jugend zustande kam und er mit 17 Jahren noch zu jung für die Großen war. Nach einem Jahr kam er aber sofort wieder vom Nachbarver­ein zurück und übernahm gleich die Kapitänsbinde der zweiten Mann­schaft.

Eigentlich hat er diese seit der D-Jugend nie abgegeben. Dass der Innenverteidiger nur in der zweiten Mannschaft spielt, ist für ihn kein Problem, versichert Schlab­schi. Die beiden Mannschaften trainie­ren gemeinsam, die Trainer überlegen alle Schritte zusammen, wovon die Zweite enorm profitiert. „Das Umfeld passt bei diesem kleinen Verein ein­fach, es wird versucht, nur positiv im Umgangston miteinander zu sein“, fin­det er. Bei BaKi gibt es das Motto „Zwei Mannschaften, ein Team“ und dieses wird genauso gelebt. Manchmal hilft Lukas Schlabschi in der Ersten aus, aber da sieht er die Unterschiede von der Kreisklasse zur Bezirksliga gewaltig: „Die Bezirksliga ist natürlich schneller, da werden Feh­ler gnadenloser ausgenutzt als in der Kreisklasse. Ich bin für die Bezirksli­ga einfach einen Tick zu langsam. Ich sehe die Sachen schon rechtzeitig, aber zum Ausführen brauche ich ein­fach eine oder zwei Sekunden zu lan­ge.“ Dass er deshalb in der Jugend auch nicht lange bei der Mittelfran­kenauswahl dabei war, sieht er nicht so eng, denn sein Ziel war es nie, mit dem Fußball Geld zu verdienen.

Lukas Schlabschi betreibt Fußball aus Spaß und Leidenschaft, denn das ist es, was für ihn zählt. Er sieht eine positive Veränderung der Kreisklasse: Das Niveau steigt stetig, der Ehrgeiz ist bei den Vereinen da, sich taktisch weiterzuentwickeln und die Mann­schaften werden immer spielstärker. Dass obendrein kein Spieler der Mannschaften von den Bayern Kickers Geld verdient, macht Schlab­schi stolz; das zeige, dass es den Spie­lern wirklich um den reinen Fußball geht, und nicht, wie es leider auch immer häufiger bei den Amateuren der Fall ist, um Geld. „Ich finde die Entwicklung ein bisschen traurig, dass manche Spieler nicht auflaufen, wenn sie keine Prämie bekommen“, sagt er. Natürlich wäre eine Auf­wandsentschädigung schön, aber als Aufwand betrachtet Schlabschi seine größte Leidenschaft ja eigentlich gar nicht. Ablehnen würde er sie nicht, aber Spieler, die nur deswegen bei einem Verein spielen, lieben den Fuß­ball nicht genug, findet er.

Ein prägendes Erlebnis

Wie sehr er den Fußball liebt, be­kommt auch seine Freundin zu spü­ren. Schlabschi ist ein Fußball-Ver­rückter, von den Profis bis zu den Amateuren interessiert ihn fast alles. „Dafür hat sie glücklicherweise Ver­ständnis und lässt mir da meinen Frei­raum“, sagt er. Aber kompromissbe­reit ist Lukas Schlabschi auf jeden Fall, denn wenn etwas im Fernsehen kommt, was seine Freundin gerne sehen würde, und gleichzeitig Fußball läuft, dann lässt er ihr schon mal den Vortritt. Als er seine Freundin für einen Monat in Namibia, wo sie ein Aus­landssemester absolvierte, besuchte, nahm er Bälle und eine Pumpe mit, da­mit er mit Kindern aus dem benach­barten Waisenhaus Fußball spielen konnte. Dies war für ihn ein sehr prä­gendes Erlebnis: „Wenn 25 Kinder mit strahlenden Augen auf dich zuge­rannt kommen, nur weil du einen Ball dabei hast – unbeschreiblich!“

Dass er in seinem Leben alles dem Fußball unterordnet, zeigt sich auch daran, dass er – anders als andere Spieler der Kreisklasse – am Abend vor einem Spiel nicht feiern geht. „Ich habe dann einfach kein gutes Gefühl auf dem Platz, deshalb verzichte ich auf das Weggehen“, sagt Schlabschi. Sogar seine Bachelorarbeit widmet er dem Fußball. Der BWL-Student schreibt über unternehmerische Sozialverantwortung und ethische Verant­wortung im deutschen Profi-Fußball. Von größeren Verletzungen ist er bislang verschont geblieben und Lukas Schlabschi hofft, dass das auch weiter so bleibt, denn er will solange wie möglich beim FC Bayern Kickers spielen. Falls seine aktive Karriere dann doch irgendwann einmal zu Ende geht, will er an den Wochenen­den trotzdem noch auf dem Fußball­platz stehen. In Zukunft sieht sich Schlabschi als Trainer an der Seitenli­nie. So oder so wird er dem Fußball treu bleiben – und dem FC Bayern Kickers sowieso.

Einen Querpass spielt Lukas Schlab­schi auf einen anderen Spieler im Knoblauchsland. Nächste Woche an dieser Stelle: Manuel Seidel von Johannis 83.

Aufrufe: 024.9.2015, 11:08 Uhr
Pia SchmittAutor