2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Pfeift wenn nötig jeden vom Platz: Schiedsrichter-Urgestein Gerhard „Pike“ Prescher ist stets um eine ruhige Partie bemüht – scheut sich aber auch nicht hart durchzugreifen wenn ein Spieler über die Stränge schlägt. Christopher Hanraets
Pfeift wenn nötig jeden vom Platz: Schiedsrichter-Urgestein Gerhard „Pike“ Prescher ist stets um eine ruhige Partie bemüht – scheut sich aber auch nicht hart durchzugreifen wenn ein Spieler über die Stränge schlägt. Christopher Hanraets

Vor "Pike" sind alle Kicker gleich

Gerhard Prescher, genannt "Pike", ist Schiedsrichter durch und durch. Der 78-Jährige steht seit 56 Jahren auf dem Platz und pfeift Partie um Partie. ...
Auch wenn er mittlerweile etwas kürzer tritt aufhören will er nicht: "So lange ich noch fit und gesund bin, mache ich weiter", sagt er.

1961 nahm die Schiedsrichterlaufbahn seinen Lauf: Da war er als Spieler mit der ersten Herrenmannschaft seines Vereins, dem FC Hude, zum Punktspiel zu Gast in Delmenhorst. Danach gab es noch ein Spiel nur fehlte da der Schiedsrichter. Prescher, der schon diverse Schiedsrichterlehrgänge besucht hatte, sprang ein.

Das war die Initialzündung für seinen Werdegang. Nach verschiedenen Fortbildungen war er sogar in der Oberliga aktiv damals noch die höchste Spielklasse. So wurde er bei Spielen des Hamburger SV, dem VfB Lübeck oder der Eintracht Nordhorn eingesetzt. Bei den Spielern genießt der etwas untersetzte Schiri größtes Ansehen, weil er immer eine klare Linie fährt und auch nicht zögert eine Karte zu ziehen, wenn notwendig.

Das musste auch Peter Burgdorf, heute langjähriger Vorsitzender des FC Hude, erfahren. Den hatte Prescher nämlich 1979 vom Rasen geschickt. Burgdorf, damals noch im Trikot des TV Jahn Delmenhorst, soll im Spiel gegen den TuS Heidkrug nachgetreten haben. Prescher, der als Huder die Partie pfiff, schickte ihn sogleich mit rot vom Platz. Burgdorf durfte dann erst einmal drei Wochen die Bank drücken.

In seiner Rolle als Unparteiischer erlebte Prescher die eine oder andere kuriose Partie, etwa ein Kreisligaspiel zwischen Falkenburg und Hürriyet, bei dem es für beide Teams jeweils zwei Elfmeter gab. Die Partie endete mit einem Unentschieden. Das Ende vom Lied: Nicht etwa die Falkenburger, sondern die Sportfreunde Wüsting freuten sich über den Aufstieg.


Abschied von der Kreisliga: Seit 2004 tritt Prescher etwas kürzer. Aufhören will er aber noch nicht. Ulf MiddendorfEin anderes Mal sah bei Gerd Prescher ein Hund die gelbe Karte. "Der war aufs Spielfeld gelaufen, wollte aber nicht wieder gehen", sagt der Schiedsrichter. Dem Bericht in der NWZ aus dem Jahre 1979 zufolge war es der einzige Höhepunkt der ersten Halbzeit im Pokalendspiel zwischen Stenum und Wardenburg.

In all den Jahren habe sich für Schiedsrichter aber viel verändert. "Früher war es friedlicher und menschlicher. Heute kommen von den Zuschauern oft Pöbeleien und das geht schon bei den Jugendspielen los", meint Prescher. Er habe derlei Probleme aber noch nie gehabt. Vor dem Sportgericht habe er auch noch nie gestanden.

Woran liegt es, dass die Stimmung auf dem Fußballplatz immer aggressiver geworden ist? "Heute gibt es ein ganz anderes Umfeld. Und ich glaube, dass die Sportgerichte zu nachsichtig sind", erklärt er. Wenn jemand den Schiedsrichter angehe, müsse er dafür hart bestraft werden. "Die machen das alle ehrenamtlich. Wenn aber so etwas passiert, hat da keiner mehr Lust drauf."

Die Lust am Pfeifen ist Prescher aber noch lange nicht vergangen. Am Freitagabend leitet er wieder eine Partie zwischen den Oldies von Falkenburg und Heidkrug.

Aufrufe: 012.10.2016, 09:55 Uhr
Christopher HanraetsAutor