2024-06-19T10:33:50.932Z

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Freuen sich auf spannndes und faires Derby: Die Vereinsbosse Kurt Haas (l. SpVgg SV Weiden) und Helmut Schweiger (r. FC Amberg). Fotos: Privat
Freuen sich auf spannndes und faires Derby: Die Vereinsbosse Kurt Haas (l. SpVgg SV Weiden) und Helmut Schweiger (r. FC Amberg). Fotos: Privat

Von Parallelitäten, Plänen und Perspektiven

Vor dem Bayernliga-Derby zwischen der SpVgg SV Weiden und dem FC Amberg geben die Vereinschefs Kurt Haas und Helmut Schweiger einen Einblick in die Arbeit ihrer Klubs

Superlative gibt es viele: das Spiel der Spiele, die Mutter aller Derbys, traditionsreicher Schlager. Oder ist das Aufeinandertreffen der Fußball-Bayernligisten SpVgg SV Weiden und FC Amberg am Samstag um 15 Uhr im Sparda-Bank-Stadion am Wasserwerk doch einfach nur eine „ganz normale Partie“? Für Kurt Haas, Vorsitzender der gastgebenden Schwarz-Blauen, und für Helmut Schweiger, dem Vorstandsvorsitzenden des FC Amberg, ist klar: Eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft fällt, nachdem dann noch neun weitere Spiele auf dem Programm stehen, nicht. Aber sie gestehen ein: „Das Derby hat schon eine hohe Bedeutung“.

Mit Haas und Schweiger stehen zwei Menschen an der Spitze der jeweiligen Vereine, die perspektivisch denken und keine finanziellen Wagnisse eingehen. Denn die durchaus mit Parallelitäten gespickte Geschichte beider Klubs hat sie vorsichtig werden lassen. Während in Weiden seit der Pleite der „alten SpVgg“ vor vier Jahren trotz immer noch zu spürender Altlasten ein stetiger Aufwärtstrend erkennbar ist, wird auch in Amberg seit Schweigers Engagement Schritt für Schritt nach vorne gemacht. Am Ende des ausgearbeiteten Fünf-Jahres-Planes, in dessen dritter Phase sich die Vilsstädter derzeit befinden, soll letztendlich der Regionalliga-Aufstieg stehen.

Zwei Städte, die sportlich auf Augenhöhe sind

Amberg und Weiden sind zwei Traditionsstädte der Oberpfalz, die wirtschaftlich, kulturell und einwohnermäßig schon seit Jahrhunderten auf Augenhöhe sind. Bei dem Derby messen sich diese beiden Städte im sportlichen Bereich ebenfalls auf Augenhöhe“, erklären die beiden. Die SpVgg SV und der FC würden momentan mit Platz 1 und Platz 2 die Spitze der Bayernliga Nord verkörpern und damit die Oberpfalz als fußballerische Hochburg in Nordbayern auszeichnen. Der Weidener Vereinschef weiter: „Beide Vereine mussten in jüngerer Vergangenheit wirtschaftlich jeweils den Niedergang hinnehmen und haben sich aus eigener Kraft wieder nach oben gekämpft. Also auch hier durchaus vergleichbare Ausgangspositionen.“

Haas schreibt der Begegnung „schon eine gewisse Vorentscheidung“ zu – zumindest zwischen Amberg und Weiden. „Wir haben momentan zwei Punkte Vorsprung auf die Amberger. Gewinnen wir das Derby, wären das fünf.“ Er weiß aber auch, dass für beide Mannschaften noch neun Punktespiele folgen, wobei mit Aschaffenburg und Großbardorf noch zwei andere starke Teams um den Aufstieg in die Regionalliga mitmischen.

Schweiger hingegen sieht die Rollen klar verteilt: „Es ist immer schön, wenn zwei Mannschaften aus der Region aufeinander treffen. Wir werden mit breiter Brust und Selbstvertrauen nach Weiden fahren und uns nicht verstecken“, so der FCA-Boss, der den gastgebenden Spitzenreiter als Favorit ansieht. Für ihn ist das Derby gegen SpVgg SV ist ein Highlight für die ganze Oberpfalz und darüber hinaus. Allerdings, so schränkt er ein, glaube er nicht, dass die Meisterschaft nach diesem Spiel entschieden sei. Es werde im vorderen Tabellendrittel eng bleiben, eine bis zur letzten Partie spannende Angelegenheit.

Regionalliga-Aufstieg nur teilweise erstrebenswert

Einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga sieht der SpVgg SV-Vorsitzende zum Teil als erstrebenswert an. Aus der Sicht des Amateurfußballers, der während der Saison um die Meisterschaft kämpfe und sich daraus die Motivation hole, sei die Regionalliga das höchst erstrebenswerte sportliche Ziel. Nicht aber die finanzielle Seite, denn die Akteure müssten in der Regionalliga einen weitaus höheren Aufwand betreiben, so dass deren Gehälter nicht mehr „als eine Aufwandsentschädigung“ darstellen würden.

Differenzierter sei hingegen laut Haas die Regionalliga aus Sicht der Vereine zu betrachten. Hier habe das Thema „finanzieller Aufwand“ eine hohe Bedeutung. „Man muss schon als Bayernliga-Verein an die Grenze des finanziell Machbaren gehen. Die Regionalliga bedeutet aber nochmals eine Steigerung“, so der Weidener Vorsitzende. In dieser Liga als reiner Amateurverein zu überleben, sei sowohl sportlich als auch finanziell ein Kraftakt. Und ob der Ertrag aus einer höheren Zuschauerzahl den Mehraufwand für den erhöhten Infrastrukturaufwand ausgleiche, ist für Haas fraglich. Deshalb sei die Frage, ob die Regionalliga überhaupt erstrebenswert ist, aus seiner Sicht sportlich und finanziell nur mit „Jein“ zu beantworten.

Völlig anderer Ansicht ist in diesem Punkt hingegen Schweiger. Der ist sich sicher, dass, sollte es des FC Amberg in die Regionalliga schaffen, das in der Vilsstadt nochmals einen enormen Schub geben werde. „Was wir in den letzten Jahren durch gezielte und harte Arbeit erreicht haben, ist eh schon bemerkenswert. Sollten wir es irgendwann schaffen aufzusteigen, wird das sicher von allen Amberger Unternehmern und Gönnern in der Zukunft honoriert werden.“ Ob sein FC in der höheren Klasse finanziell mithalten könne, werde sich dann zeigen. Aber: Ohne Unterstützung aus der Wirtschaft, Stadt Amberg und der Politik werde es sicherlich nicht funktionieren, die Infrastruktur, Trainingsmöglichkeiten und die Jugendausbildung weiter auszubauen und zu festigen. „Wir werden, solange ich am Ruder bin, in kein finanzielles Wagnis begeben. Wir geben nur soviel aus, wie wir einnehmen“, sagt Schweiger.

Klubs sind die Heimat des besten Amateurfußballs

Haas glaubt aber auch, dass die bestehende Weidener BayernligaMannschaft in der zweiten Hälfte der Regionalliga bestehen könnte. Auf Dauer, wenn aus dem Leistungszentrum die nächsten Jahre die entsprechend ausgebildeten Nachwuchstalente kommen, könnte die SpVgg SV dort vielleicht auch mal um die vorderen Plätzen mitspielen. Zudem habe sein Verein ein drittligataugliches Stadion. Die Infrastruktur, was Anzahl der Spiel- und Trainingsmöglichkeiten anbelange, sei auch vorhanden und die Vereinsstruktur wäre gegeben. „Im Sponsoring-Bereich habe ich aber so meine Zweifel in Weiden. Hier wäre wünschenswert, dass die Wirtschaft endlich mal das Vertrauen zu unserem Verein zeigt und erkennt, welches Pfund man mit so einem Fußballverein in der Nachbarschaft hat“, sagt Haas.

Und blickt gleichzeitig Richtung FC Amberg, der seiner Meinung nach von der dortigen Bevölkerung eher akzeptiert werde als die SpVgg SV in Weiden. „Das liegt aber vielleicht auch daran, dass die alte SpVgg erst vor gut vier Jahren in die Insolvenz ging. Bei Amberg war das schon etliche Jahre vorher und ist damit auch schon weitgehend vergessen“, mutmaßt der SpVgg SV-Vorsitzende. Was aber die SpVgg SV besitze, sei ein weit über die Grenzen der Oberpfalz hinaus exzellenter Ruf als Sportverein hat. „Da haben wir gegenüber Amberg einen leichten Vorsprung“, so Haas, der beiden Vereinen eine „weitgehend professionelle Arbeit, überwiegend auf ehrenamtlicher Basis“, bescheinigt. „Beide Vereine präsentieren die Oberpfalz in ganz Bayern als Heimat besten Amateurfußballs.“

Das möchte der FC Amberg, sollte es heuer mit der Regionalliga schon klappen, in der Saison 2015/16 dann auf alle Fälle machen. „Wir haben die Lizenzunterlagen eingereicht und sind uns sicher, die Auflagen in Zusammenarbeit mit der Stadt Amberg erfüllen zu können. Sollten wir es sportlich schaffen, müssen wir natürlich gemeinsam an der Infrastruktur und im Marketing und Sponsorenbereich weiter hart arbeiten“, erklärt Schweiger. Wobei dies aber auch für die Bayernliga gelte. Alleine ist das auf Dauer nicht möglich. „Wenn es gehe, dann nur gemeinsam“ – mit allen Anhängern, denen der Fußball-Sport in Amberg was bedeutet. Der Amberger Vorstandsvorsitzende schätzt im Ausbildungsbereich beide Klubs auf Augenhöhe ein. Ist sich aber bewusst, dass es die Klubs auf Dauer in höheren Gefilden egal ob in der Bayernliga oder Regionalliga ohne die Mithilfe aus der regionalen Wirtschaft und der Politik nicht machbar sei. „Hier muss sich einfach mehr für uns eingesetzt werden. Denn das, was der FC und die SpVgg SV in der Vergangenheit erreicht haben, ist bemerkenswert", so Schweiger. Beide hätten nämlich zusammen mindestens 600 Kinder und Jugendliche in der Ausbildung und bereiten diese zudem für das Berufsleben vor.

Unterschiedliche Ansichten zum Spielausgang

Haas, der aufgrund des Heimvorteils einen 2:1-Sieg seiner SpVgg SV tippt, wünscht sich für das Derby eine „volle Bude“. „Ich hoffe, dass die Weidener und die Umgebung die Erfolge der SpVgg SV und auch des FC Amberg mit ihrem Besuch honorieren und uns entsprechend unterstützen. Von unserer Mannschaft erwarte ich 90 Minuten Offensivfußball aus einer sicheren Deckung heraus. Von den Ambergern weiß ich, dass sie sich sicher nicht verstecken werden. Damit wird ein attraktives Spiel für die Zuschauer entstehen“, prognostiziert der SpVgg SV-Vereinsboss. Schweiger hingegen ist sich sicher, dass der FCA etwas aus Weiden mitnehmen und das Rennen weiter offen halten werde. „Ich hoffe auf ein faires und attraktives Spiel. Der Bessere soll gewinnen.“

Aufrufe: 019.3.2015, 18:00 Uhr
Stephan LandgrafAutor