2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Meikel Schönweitz wechselt von Mainz 05 zum DFB. Archivfoto: hbz/Stefan F. Sämmer
Meikel Schönweitz wechselt von Mainz 05 zum DFB. Archivfoto: hbz/Stefan F. Sämmer

Von Mainz 05 zum DFB

Meikel Schönweitz wird U16-Bundestrainer

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Der B-Junioren-Coach des FSV Mainz 05 Meikel Schönweitz arbeitet ab Sommer als U16-Bundestrainer. Zudem wird er dann beim Deutschen Fußball-Bund Koordinator des Bereichs U15 bis U17. Wir sprachen mit dem 34-Jährigen, der als erster Trainer der Mainzer Vereinsgeschichte, wie er es ausdrückt, „vom DFB nominiert“ wurde.


Herr Schönweitz, Glückwunsch zu diesem Job-Angebot. Da musste man nicht lange zögern, oder?

Danke! Wie man sich als Spieler freut, für die Nationalmannschaft nominiert zu werden, so freut man sich natürlich auch als Trainer, wenn ein Anruf vom künftigen Sportdirektor des DFB kommt.


Wie lief das denn ab: "Hallo, hier ist der Hansi Flick, magschd’ bei uns Trainer werden?"

So ungefähr. Es war tatsächlich direkt Hansi Flick am Telefon. Ich war ziemlich überrascht, und es ist ja auch nicht so, dass ich unbedingt aus Mainz weg wollte. Wir haben uns inhaltlich ausgetauscht, mir wurde offeriert, was man für mich vorgesehen hat: Ich soll zum einen die U16 trainieren und zwei Jahre mit dem Jahrgang mitgehen und zum anderen eine neu geschaffene Koordinatorenstelle für die U15 bis U17 übernehmen. Ich habe es als eine enorme Wertschätzung aufgefasst, dass ich als Nicht-Ex-Profi allein über meine Arbeit als Trainer definiert werde.


Wie lang war die Bedenkzeit, und wie haben Sie die Anfrage vereinsintern kommuniziert?

Ich habe ein paar Tage für mich abgewogen, ob ich das will. Schließlich fühle ich mich hier sehr wohl und bin bei Mainz 05 auch inhaltlich sehr gut aufgehoben. Der Reiz, eine Nationalmannschaft zu übernehmen und sich selbst weiterzuentwickeln, war der entscheidende Punkt. Als ich meinen Entschluss gefasst hatte, habe ich zügig den Verein informiert. Ich hatte mich bereits im Winter mündlich mit Mainz 05 auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt, aber als das DFB-Angebot kam, ist alles komplett offen und fair abgelaufen. Dafür muss ich dem Verein ein Riesen-Kompliment machen. Es gibt überhaupt kein böses Blut, ganz im Gegenteil, viele hat es gefreut, dass nach all den Spielern nun auch ein Mainzer Trainer vom DFB „nominiert“ wird.


Gab es vor Flicks Anruf bereits Kontakte zum DFB, oder kam die Anfrage quasi aus dem Nichts?

Zu Hansi Flick und seiner Führungsebene hatte ich zuvor überhaupt keinen Kontakt. Mit den einzelnen Nationaltrainern, die unsere Spieler nominiert haben, tauscht man sich natürlich aus, aber das war es auch schon.


Sie hatten es selbst angesprochen: Eine Profi-Laufbahn als Spieler blieb Ihnen verwehrt. Stattdessen waren Sie in sehr jungen Jahren bereits hauptberuflicher Trainer. Woran lag es?

Ich war früher selbst Auswahlspieler und bei Länderpokalen dabei, aber ich habe früh festgestellt, dass es nicht zum Bundesliga-Profi reichen wird. Ich war körperlich nicht robust genug und habe mich daher auf die Trainer-Schiene konzentriert. Los ging es bereits mit 13, als ich meinem Vater dabei geholfen habe, die F-Jugend meines Heimatvereins SV 07 Geinsheim zu trainieren. Ein Jahr später hatte ich meine eigene Mannschaft übernommen, habe dann alle Altersklassen bis zur A-Jugend durchlaufen, war parallel am DFB-Stützpunkt dabei, habe das Sportstudium begonnen, währenddessen alle Scheine bis zur A-Lizenz gemacht, die Bezirksauswahl trainiert, hatte ein Praktikum beim VfB Stuttgart, und nach dem Studium ging es als Verbandssportlehrer, wo ich für die Hessenauswahl und die Trainerausbildung zuständig war, ins Berufsleben. 2010 kam dann der Anruf von Herrn Kersting, und ich habe bei Mainz 05 angefangen.


Welche Ihrer Eigenschaften als Trainer haben den DFB besonders überzeugt?

Der DFB will neue Wege gehen und die Trainer direkt aus den Nachwuchsleistungszentren holen. Was letztlich den Ausschlag für mich gab, weiß ich nicht. Ich denke das Gesamtpaket ist recht breit gefächert. Ich habe alle Auswahl-Stufen als Spieler und Trainer selbst durchlaufen, kenne die Verbandsstrukturen, habe bewiesen, dass ich Talente weiterentwickeln und Mannschaften formen kann. Während dem zehnmonatigen Fußball-Lehrer-Lehrgang bekommt der DFB ja zudem auch einen umfassenden Eindruck der Lehrgangsteilnehmer.


Welche Aufgaben haben Sie ab 1. Juli beim DFB?

Ich werde den 1999er-Jahrgang übernehmen – im Juli geht es mit einem Sichtungslehrgang in Duisburg los – und zwei Jahre lang eine Mannschaft formen, die sich 2016 für die EM qualifizieren soll. Die Stelle als Koordinator wird ja neu geschaffen, sodass ich sie mit Leben zu füllen habe. Aber das liegt alles in der Zukunft, zurzeit bin ich noch komplett auf unsere U17 fokussiert. Da haben wir ja noch ein paar nicht ganz kleine Ziele zu erreichen.


Die deutsche B-Junioren-Meisterschaft wäre die Krönung einer erfolgreichen Zeit...

Erstmal wollen wir Meister in der Bundesliga Süd werden, das wäre auch schon ein Riesenerfolg. Es war eine sehr schöne, sehr erfolgreiche Zeit, sehr intensiv und ebenso lehrreich, ich habe unheimlich viel als Trainer und Mensch gelernt, hatte kaum Freizeit, habe sehr viel in den Job investiert, aber es hat mich enorm weiter gebracht. Wir haben es geschafft, die U17 in der Bundesliga zu etablieren, und in dieser Saison sogar die Chance Meister zu werden.

Halten Sie Mainz die Treue?

Ich bleibe der Stadt weiterhin treu, ganz klar. Es gibt ja keinen Grund, woanders hinzuziehen – in dieser Stadt kann man ja ganz gut leben. Und den FSV werde ich natürlich auch des Öfteren besuchen. Nicht nur weil es als Nationaltrainer auch meine Aufgabe ist.
Aufrufe: 027.5.2014, 19:07 Uhr
Torben SchröderAutor