2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
Steter Unruheherd: Der fünffache SVW-Torschütze Kokolo Baku setzt dem SC Opel um Reinhold Wurmlinger (rechts Markus Schönweitz, hinten links Marius Röse) im Hessenpokalspiel am meisten zu.
Steter Unruheherd: Der fünffache SVW-Torschütze Kokolo Baku setzt dem SC Opel um Reinhold Wurmlinger (rechts Markus Schönweitz, hinten links Marius Röse) im Hessenpokalspiel am meisten zu.

Von Enttäuschung keine Spur

Für SC Opel ist Duell mit dem ambitionierten Hessenligisten SV Wiesbaden trotz 1:9-Niederlage ein Erlebnis

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RÜSSELSHEIM. Es hat schon manch große Überraschung in Fußball-Pokalspielen gegeben. Und bisweilen wurde und wird dabei sogar ein Unterschied von drei Spielklassen - vom Geld ganz zu schweigen - ad absurdum geführt. So etwa am 14. August 1994, als der damals drittklassige Regionalliga-Aufsteiger TSV Vestenbergsgreuth durch ein Kopfballtor des Landwirts Roland Stein den seinerzeit von Giovanni Trappatoni trainierten FC Bayern München sensationell in der ersten DFB-Pokalrunde 1:0 besiegte.

Drei Spielklassen trennen auch den SC Opel Rüsselsheim und den SV Wiesbaden, die das Los in der ersten Hessenpokalrunde am letzten Juli-Dienstag am Untermain zusammengeführt hatte. Wer von den gut 200 Zuschauern eine Überraschung oder zumindest ein wenig Spannung erhofft hatte, der dürfte das neue Sportgelände des SCO nach der 1:9 (0:4)-Niederlage des Kreisoberligisten gegen die Hessenliga-Spitzenmannschaft aus der Landeshauptstadt enttäuscht verlassen haben.

Einsatz und Wille stimmen

Jürgen Gelis gehörte auf keinen Fall dazu: ,,Es war ein schönes Erlebnis, das wir uns als Kreispokalsieger verdient hatten. Realistisch betrachtet, und zumal wir uns noch in der Vorbereitung sowie im Umbruch befinden, war gegen eine Mannschaft mit Regionalliga-Ambitionen nichts zu machen", sagte der SCO-Vorsitzende. Und obwohl Markus Mross im Vorfeld ein 3:7 wie im letzten Hessenliga-Duell beider Vereine in Rüsselsheim im August 1973 nicht hatte annehmen wollen, war auch der neue Trainer hinterher nicht gefrustet: ,,Ich hatte zwar auf ein etwas besseres Ergebnis gehofft, und vier Dinger haben wir uns ja selbst reingelegt. Aber Einsatz und Wille waren auf alle Fälle okay."

Dass die Partie womöglich einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn Marius Röse nach einem feinen Pass des auffälligen Stefan Mescke einen Schritt schneller als der herauseilende SVW-Keeper Nico Adami gewesen wäre und nach 25 Sekunden getroffen hätte, glaubt Mross nicht: ,,Wir waren vor allem in der ersten Halbzeit doch viel zu brav." Keine fünf Minuten dauerte es, bis das Schicksal seinen Lauf nahm: Bei Niklas Rottenaus direktem 25m-Freistoß, der sich wie ein Stein ins Eckige senkte, sah der neue SCO-Schlussmann Uwe Detering nicht gut aus, bewahrte später sein Team aber einige Male vor weiterem Schaden.

Auch wenn früh augenscheinlich wurde, dass der heimische Sport-Club keine Chance haben würde, obwohl SVW-Trainer Djuradj Vasic nur zwei Leute aus der Startformation des ersten Punktspiels in Vellmar aufgeboten hatte - langweilig wurde es dank der Torflut selten Und vor allem ein Akteur hatte richtig Spaß: Kokolo Baku, vom Lokal- und bisherigen Ligarivalen SV Wehen Wiesbaden II gekommen, erzielte alleine fünf Tore (darunter ein lupenreiner Hattrick) und dürfte als eiskalter Vollstrecker auch seinen neuen Coach beeindruckt haben.

Dieser hatte eigentlich nur einmal Grund, etwas grimmig dreinzuschauen - als der Außenseiter in der 61. Spielminute durch Marc Schönfelder auf 1:6 verkürzte. Nach einem gut getimten Pass durch die Mitte der ansonsten kaum geprüften SVW-Abwehr konnte sich der Neuzugang von SV 07 Bischofsheim die Ecke aussuchen. Dieser Treffer weckte dann sogar für einige Momente die Lebensgeister des SCO-Fanclubs Presswerk (,,Nur noch fünf"), die mutmaßlich aufgrund des überwiegend sehr einseitigen Spielverlaufs ansonsten nicht zu hören waren.

Obwohl sich die Gäste nach einer 25-minütigen Torflaute in den letzten elf Minuten noch bedrohlich einem zweistelligen Triumph annäherten, war auch Markus Schönweitz die Laune mitnichten verhagelt: ,,Das war zwar eine Lehrstunde, aber auf alle Fälle auch ein Highlight für uns alle. Es hat trotz der hohen Niederlage einfach Spaß gemacht, mal gegen einen solchen Gegner mit diesem Potenzial zu spielen. Wir hatten anfangs zu viel Respekt und haben leider ein paar individuelle Fehler zuviel gemacht, aber in der zweiten Halbzeit haben wir es dann doch einigermaßen auf die Reihe bekommen", so das Fazit des SCO-Kapitäns.

SCO: Detering; Jäger, Szabo (46. Thomasberger), Machill (74. Demirarslan), Cordes, Schönfelder, Mescke, Röse (46. Yüksel), Schönweitz, Wurmlinger, Schuster.

SVW: Adami; Iten, Gündüz, Pajic (46. Muca), Schwall (46. Seidelmann), Bektasevic, Grüter, Bilgin, Rottenau, Baku, Bahssou.

Tore: 0:1 (5.), 0:2 (9.) beide Rottenau, 0:3 Bahssou (31.), 0:4 Baku (35.), 0:5 Bahssou (50.), 0:6 Baku (54.), 1:6 Schönfelder (61.), 1:7 (79.), 1:8 (80.), 1:9 (90.) alle Baku; Zuschauer: 200; Schiedsrichter: Ballweg (Zwingenberg).



Aufrufe: 028.7.2015, 18:00 Uhr
Martin KriegerAutor