2024-04-25T14:35:39.956Z

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Von der Rolle?

AOK-Trainingsexperte Sven Dietrich über Faszientraining und was es damit auf sich hat

Jeder hat sie bestimmt schon einmal gesehen: Sportler, die ihren Körper mit speziellen Rollen oder Bällen behandeln. Was steckt nun dahinter, wenn auch unsere Nationalspieler auf diese Art und Weise trainieren?

In den Forschungen seit dem Jahr 2007 hat man die besondere Bedeutung der Faszien, also des faserigen Bindegewebes des Menschen, für die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit belegen können. Entgegen früherer Annahmen sind Faszien kein reines „Verpackungsmaterial“ ohne weitere Funktion. Vielmehr sind Faszien lebendige Strukturen mit einem Einfluss auf Muskulatur, Bewegung, Haltung und Schmerzempfinden. „Verletzungen im Sport haben häufig ihre Ursache in beschädigten Strukturen des Bindegewebes”, sagt Sven Dietrich, Trainingsexperte der AOK NORDWEST: „Nur ein intaktes Fasernetzwerk der Faszien, das hochelastisch, geschmeidig und belastbar ist, ermöglicht uns Höchstleistungen und eine körpereigene Verletzungsprophylaxe.”

Doch was sind Faszien? Bei Faszien handelt es sich, vereinfacht ausgedrückt, um muskuläres Bindegewebe, welches vorrangig aus zwei Grundelementen, dem Eiweißbaustein Kollagen und Wasser besteht. Das Gewebe kommt in Form von Häuten oder verdichtet im ganzen Körper vor und umhüllt jeden Muskel, jeden Knochen, jedes Organ, die Blutgefäße und Nerven. Dabei bilden die Bindegewebshüllen ein einziges Geflecht, ein Netzwerk ohne Anfang und Ende. So gesehen gibt es nur eine einzige zusammenhängende Faszie. Betrachtet man im Querschnitt durch eine Apfelsine die weißen Häute um und in der Frucht, vermittelt sich uns ein ähnliches Bild dieser Strukturen im menschlichen Körper.

Was sind die Ziele eines Faszientrainings und welche Grundsätze gibt es? AOK-Experte Sven Dietrich fasst zusammen: „Obwohl die Forschung des Faszientrainings noch in den Kinderschuhen steckt, kann man jetzt schon positive Effekte zuordnen und Trainingsprinzipien ableiten.”

Effekte und Ziele:

  • Verletzungsprophylaxe

  • Lösung von Verwachsungen und Fixierungen des Gewebes

  • Schmerzreduktion

  • Verbesserung der Körperwahrnehmung (Propriozeption)

  • Haltungsoptimierung

  • Beschleunigung der Regeneration

  • Leistungsverbesserung

Trainingsgrundsätze:

  • Ergänzung zum bisherigen Training

  • zweimal die Woche für ca. 15 – 20 Minuten ausreichend

  • mindestens 48 Stunden Pause zwischen den Trainings

  • gut im Jugendalter trainierbar (Kollagenwachstum Typ 1)

  • für ausreichend Hydration sorgen (Wasser trinken!)

Vier Trainingsprinzipien:

  • Katapult-Mechanismus (Faszien können Energie speichern und wie ein Katapult freigeben)

  • z. B. Sprungübungen, dabei Landung leicht abfedern

  • Fascial-Stretching – dynamische Dehnungen langer Ketten

    • Federnde, weite Bewegungen (Übungen von früher- „Holzhacker“)

    • Dehnungen über mehrere Gelenke, endgradig, dreidimensional dynamisch

  • Fascial Release

    • Eigenbehandlung mit der Rolle

    • (Verklebte) Faszien durch Rollen auf Schaumstoffrollen (Bällen) ausrichten

  • Fühlendes Verfeinern

    • Bewusstes Wahrnehmen von Bewegungen

    • Schulung des Bewegungssinnes (Propriozeption)

    • durch abwechslungsreiche Stimulation (z. B. Wechsel der Geschwindigkeiten bei der Übungsausführung)

  • durch Erlebnisvielfalt (z. B. Einsatz von Gewichten)


In der kommenden Woche präsentieren wir euch wieder unseren Monatsgewinner der Aktion „Fair trifft mehr”, die wir gemeinsam mit der AOK NORDWEST durchführen.

Aufrufe: 03.5.2017, 00:30 Uhr
RedaktionAutor