2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ein unbeschreibliches Gefühl: Djelaludin Sharityar (re.) führt sein Nationalteam als Kapitän aufs Feld. F: privat
Ein unbeschreibliches Gefühl: Djelaludin Sharityar (re.) führt sein Nationalteam als Kapitän aufs Feld. F: privat

Von der Bayernliga zum Nationalkapitän

Djelaludin Sharityars außergewöhnliche Karriere +++ Rückkehr nicht ausgeschlossen

Ein Nationalspieler ohne Verein, das hat Seltenheitswert. Djelaludin "Toto" Sharityar ist Abwehrspieler, 29 Jahre alt, und hat als Nationalmannschafts-Kapitän bisher 21 Länderspiele für sein Heimatland Afghanistan absolviert. Der Defensivmann, der in Singen in der Bodenseeregion wohnt und im Nachwuchs des Bundesligisten VfL Wolfsburg ausgebildet wurde, spielte bereits für die SpVgg Weiden und den 1. FC Schweinfurt 05 in der Bayernliga. Nun plant der Abwehrspieler eine Rückkehr aufs bayerische Parkett, allerdings liegen ihm auch Angebote aus Zypern, Indien, Vietnam und den USA vor.

Djelaludin Sharityar wurde am 15. März 1983 in Zadran in Afghanistan geboren. Im Januar 1990 kam er im Alter von knapp sieben Jahren nach Deutschland, der FC Öhningen am Bodensee war seine erste Station. Das Talent des jungen Fußballers wurde früh erkannt und führte ihn im B-Juniorenalter für drei Spielzeiten zum VfL Wolfsburg - ein Jahr lang gemeinsam mit Marc Reitmaier, der heute bei den Würzburger Kickers spielt und mit dem der Afghane bis heute eng befreundet ist. Nach seiner Rückkehr aus Wolfsburg absolvierte "Toto" auf Anraten seiner Eltern eine Berufausbildung zum "Kaufmann der Grund- und Wohnungswirtschaft" und wechselte zum FC Kreuzlingen in die Schweizer dritte Liga. "Für mich war das damals weder Fisch noch Fleisch. Eine richtige Profikarriere konnte ich nicht starten, auch wenn ich recht hochklassig spielen konnte", blickt Djelaludin heute zurück. 2007 kam er nach Stationen in der Oberliga Baden-Württemberg - beim FC Singen und dem FC Konstanz - über den FC Emmendingen nach Bayern zur SpVgg Weiden.

Länderspiel-Premiere 2007 gegen Syrien in der WM-Qualifikation.

Eine schwere Verletzung setzte den Abwehrrecken allerdings nach wenigen Monaten außer Gefecht und nach halbjähriger Pause versuchte er im Frühjahr 2009 sein Glück bei den "Schnüdel" in Schweinfurt, die nach wie vor ein Auge auf ihn geworfen haben. Nach seinem Engagement in Bayern wechselte er nach Zypern, zum APEP Pitsilla und später zu Ethnikos Achnas. Aktuell ist Djelaludin Sharityar vereinslos, hält sich aber in der Bodensee-Region auf Profi-Niveau - wie er selber betont - fit. Das erste Länderspiel für sein Heimatland bestritt der Afghane, der seit 2004 auch den deutschen Pass besitzt, am 8. Oktober 2007. Die politischen Unruhen in Afghanistan ließen den Fußball dort zwischenzeitlich aber einige Zeit ruhen. Weil mit Klaus Stärk damals ein Deutscher aus dem badischen Raum Nationaltrainer Afghanistans wurde, wurde Sharityar als Legionär fürs Nationalteam rekrutiert. "Er ist offenbar auf mich aufmerksam geworden und dann ging alles sehr schnell. In der Botschaft in Berlin musste ich mir aber zunächst einen gültigen Pass ausstellen lassen." Erst dann konnte die Reise nach Damaskus zu Djelaludins Länderspiel-Premiere gegen Syrien beginnen: "Es ging um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Südafrika. Bis zur 70. Minuten hielten wir ein 0:0, haben dann aber noch 0:3 verloren", erinnert sich der stolze Auswahlspieler an sein unbestrittenes Karriere-Highlight.

Das war der Einstieg in die internationale Karriere von Djelaludin Sharityar, der bis heute auf 21 Einsätze für sein Heimatland gekommen ist. In der Nationalmannschaft spielt der Afghane in der Innenverteidigung. "Meine Lieblingsposition ist allerdings vor der Abwehr. In Weiden habe ich aber auch schon rechts in der Vierer-Abwehrkette gespielt", erklärt der Defensiv-Allrounder. Im vorigen Jahr nahm "Toto" an den Spielen der Südasien-Meisterschaft, den "SAFF Games 2011" teil. Dort absolvierte der Abwehrmann alle Turnierspiele und wurde gar in die "Elf des Turniers" gewählt. Inzwischen ist Sharityar einer von drei Kapitänen der Nationalmannschaft. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, die Mannschaft meines Heimatlandes aufs Feld führen zu dürfen. Aber ich möchte nun auch wieder bei einem Klub in Deutschland Fuß fassen." Angebote liegen Sharityar aus Zypern, Indien und Vietnam vor. Von Ende Mai bis Anfang Juli reist er zu diversen Probetrainings in die USA. "Ich bin mit 29 Jahren im besten Fußballalter. Daher werde ich ab der neuen Saison auf jeden Fall wieder für einen Klub spielen." Das richtige Angebot scheint für den Nationalspieler aber noch nicht dabei gewesen sein. Insgeheim zieht es den Afghanen nach drei Jahren "Auslands-Erfahrung" nun nämlich wieder zurück nach Bayern. Zurück in die Bayernliga, die dem damals 24-Jährigen im Oktober 2007 einen Lebenstraum erfüllte.

Aufrufe: 014.5.2012, 15:20 Uhr
Dirk MeierAutor