2024-04-24T13:20:38.835Z

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Lange Geischetr auf der SVW-Bank: Die Aufstiegschancen sind erheblich gesunken. Archivfoto: Rene Vigneron
Lange Geischetr auf der SVW-Bank: Die Aufstiegschancen sind erheblich gesunken. Archivfoto: Rene Vigneron

Von Alzenaus Talentschuppen düpiert

SVW: Nach 1:2 im Spitzenspiel Aufstiegsaktien merklich gesunken+++Wieder Gegentreffer nach Standard+++Frankes Anschlusstor kommt zu spät

Wiesbaden. Der Wille war vorhanden. In kämpferischer Hinsicht zogen die Fußballer des SV Wiesbaden im Hessenliga-Topspiel gegen Bayern Alzenau wirklich alle Register. Doch das reichte nicht, um der mit Ausnahme-Talenten gesegneten Alzenauer „U23"-Formation Paroli zu bieten. Die Mannschaft von Ex-Profi Jochen Seitz präsentierte sich als bestens verzahntes, taktisch hervorragend eingestelltes Kollektiv, besaß ein Plus an starken, pfeilschnellen Individualisten und zeigte sich erstaunlicherweise gegenüber dem mit Routiniers gespickten SVW-Ensemble auch als das abgezocktere Team. So gesehen spiegelt der 2:1-Erfolg der Gäste die 90 Minuten auf dem löchrigen Rasen-Acker im Helmut Schön-Park genau wider.

Erst Fundament für möglichen Aufstieg legen

Der Sportverein muss somit seine Regionalliga-Hoffnungen fürs Erste und vielleicht für diese Runde komplett zurückstellen. Was gar nicht so schlimm sein muss. Denn es mangelt im Klubkonstrukt noch auf allen Ebenen an Voraussetzungen für den Sprung in die Viertklassigkeit. Auch im Sportlichen. Die beiden Gegentore reflektieren das bestens. Der Alzenauer Führung kurz vor der Pause ging ein unnötiges Foul voraus. Den folgenden Freistoß auf der linken Seite knapp hinter der Mittellinie gab Marcus Alexander als Bogenlampe herein. Sie landete genau auf dem Kopf des aufgerückten Abwehr-Centers Luca Dähn, der zu seinem bereits achten Saisontor im linken Winkel einschweißte.

Arno Hand: Keiner hat beim Freistoß gestört

„Der Ball war lange unterwegs und keiner hat gestört", wunderte sich Ex-SVW-Torhüter Arno Hand über fehlende Gegenwehr und Zuordnung. Wo doch Dähns Qualitäten im gegnerischen Strafraum in der Liga hinlänglich bekannt sind. Eine Woche zuvor hatte der 19-Jährige, der hinten eine exzellente Partie spielte, beim 1:0 im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden II das Siegtor erzielt.

Vor dem 0:2 zu Beginn der zweiten Hälfte kam ein weiter Pass auf SVW-Stürmer Bartosz Franke nicht an. Alzenau schaltete blitzschnell über den linken Flügel um. Elias Niesigk zeigte SVW-Abwehrcenter Marko Kopilas die Hacken, zog nach innen und verwandelte von der Strafraumgrenze per Flachschuss ins kurze Eck.

Aufbäumen ohne Effizienz

Das Aufbäumen der lange Zeit viel zu harmlosen Wiesbadener stand im Gegensatz zur Effizienz der Gäste unter keinen guten Stern. Franke und David Schug verpassten (58.), der eingetauschte Toni Reljic scheiterte am großartig reagierenden Keeper Ricardo Döbert (68.). Kurz darauf konnte Gastgeber-Schlussmann Pero Miletic bei Alexanders Freistoß nur mit Hilfe des Pfostens das 0:3 verhindern. Frankes Anschlusstor nach Ecke von Muca kam letztlich zu spät. Wobei Muca in der finalen Aktion des ersten Abschnitts per Freistoß den Balken getroffen hatte.

Banouas-Debüt unter keinem guten Stern

Weiteres SVW-Pech: Neuzugang Nassim Banouas verletzte sich bei seinem Debüt erneut, schied nach knapp einer Stunde aus. Daneben fehlten die lädierten Chris Hübner, Fabian Broghammer und Ferhat Gündüz sowie der beruflich verhinderte Jonas Grüter. „Wir geben trotz allem nicht auf, greifen notfalls in der nächsten Saison an", mag Rechtsaußen David Schug Platz zwei nicht endgütlig abschreiben. Der von den Alzenauern bestens abgeschirmte Torjäger Younes Bahssou sieht das genauso: „Noch ist alles möglich. Aber es ist ärgerlich, dass wir wieder ein Tor nach einer Standardsituation gefangen haben. Was die Offensive betrifft, war es für mich sehr schwer. Denn aufgrund der schlechten Platzverhältnisse mussten wir notgedrungen mit langen Bällen operieren." Toni Muca meinte: „Wir haben gegen starke Alzenauer viele Bälle in der Luft verloren. Der Platz darf keine Entschuldigung sein."

Vasic: 19. Gegentor nach ruhendem Ball der Knackpunkt

SVW-Trainer Djuradj Vasic analysierte: „Vor der Führung hat der Gegner Nassim Banouas clever geblockt. Doch wir waren eigentlich auf die Alzenauer Standards eingestellt. Deshalb durfte das einfach nicht passieren. Es war das 19. Gegentor nach einem ruhenden Ball und für mich die entscheidende Szene. Mit so einer absolut akuten Schwäche erfüllen wir nicht den Anspruch, ein Spitzenteam zu sein.“

Jochen Seitz: Hoffe, dass Mannschaft zusammenbleibt

Bayern-Trainer Jochen Seitz freute sich derweil: „Wir haben gewusst, dass die Wiesbadener mit langen Bällen auf ihre beiden Spitzen spielen. Deshalb war es wichtig, dass schon unser Mittelfeld-Sechser einiges abgefangen hat. Insgesamt haben die Jungs kämpferisch klasse dagegengehalten. Wir werden versuchen, diese Mannschaft über den Aspekt der guten Kameradschaft in der nächsten Runde zusammenzuhalten. Doch wenn Angebote aus höheren Klassen kommen, könnte das sicher in Einzelfällen schwierig werden."

Werner Roller gewürdigt

Begonnen hatte die Partie mit einer Gedenkminute für den im Alter von 84 Jahren verstorbenen Werner Roller. Das Tischtennis-Ass früherer Tage gehörte dem SVW seit dem 1. November 1945 an, wurde bis zu seinem Tod als Mitglied „Nummer 1" geführt. „In den dunkelsten Stunden der Fußball-Abteilung in den 1990er-Jahren hat Werner Roller mit einer großzügigen Spende die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der B-Liga ermöglicht", erinnerte der im Dezember 2014 zurückgetretene Ex-SVW-Steuermann Rainer Zerbe an ein „herausragendes Mitglied".

Mittwoch Pokalspiel beim SC Kohlheck

Am Mittwoch (19.30 Uhr) steht nun zunächst das Pokalviertelfinale beim SC Kohlheck an, ehe es am Samstag in der Liga zum OSC Vellmar geht.


SVW:
Miletic – P. Reichardt, Banouas (56. Dimter), Kopilas, Schwall – Schug, Pajic (65. Reljic), Muca, Seidelmann (58. Grigorian) – Franke, Bahssou.

Tore: 0:1 Dähn (45.), 0:2 Niesigk (51.), 1:2 Franke (71.). – SR: Loschke (Kassel). – Zuschauer: 500.

Aufrufe: 015.3.2015, 18:58 Uhr
Stephan NeumannAutor