2024-03-28T15:56:44.387Z

FuPa Portrait
Immer einen Schritt voraus: Verteidiger Sven Christopher Hoffmann (l.) und der SV Schameder lassen die Konkurrenz derzeit alt aussehen. Das bekam zuletzt auch die Reserve des FC Hilchenbach zu spüren. Foto: tika
Immer einen Schritt voraus: Verteidiger Sven Christopher Hoffmann (l.) und der SV Schameder lassen die Konkurrenz derzeit alt aussehen. Das bekam zuletzt auch die Reserve des FC Hilchenbach zu spüren. Foto: tika

Vom Kellerkind zum Top-Team

B-Kreisligist SV Schameder mischt die Konkurrenz auf / An Fehlern gearbeitet

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Schameder. Manchmal ist Fußball schlichtweg paradox. In der Sommerpause hat der SV Schameder einen Spieler verloren, der eine Saison lang die Schaltzentrale einer ganzen Mannschaft darstellte. Mit dem Abgang des spielenden Co-Trainers Steven Lichy hat der Fußball-B-Kreisligist quasi sein Herzstück verloren.

Und genau dies ist für Timm Schniegeler die Erklärung für den vollkommen unerwarteten Erfolg seiner Mannschaft. „Mit Steven Lichy haben wir leider einen Spieler von hoher Qualität verloren. Jeder hat ihn angespielt, er sollte es richten – letztlich hat eine große Last auf ihm gelegen“, macht der Coach des SV Schameder das Paradoxon des goldenen Auftakts deutlich.

Es ist allerdings kein Zufall, dass der SV Schameder dennoch nicht nur funktioniert, sondern nach drei Spielen auch drei Siege auf dem Punktekonto hat. Dem Verein ist es gelungen, einerseits für adäquaten Ersatz zu sorgen, andererseits die Last auf mehrere Schultern zu verteilen. Der Star ist nicht mehr das Individuum, sondern das Kollektiv. „Die Mannschaft ist zusammengewachsen, wir sind eine Einheit – das ist entscheidend“, konstatiert der Mann an der Seitenlinie. Mit Lukas Brachmann und Moritz Braun hat der B-Kreisligist zudem zwei Kicker verpflichtet, die über Landesliga-Erfahrung verfügen und den Lichy-Abgang kompensieren. „Entscheidend ist, dass wir auf fast allen Positionen gleichwertige Ersatzsspieler haben und mit Frederic Radenbach einen Torwart, der absolut sicher in die Saison gestartet. Hinzu kommen unsere Back-ups, etwa aus dem Altherren-Team – wenn wir sie brauchen, helfen sie uns aus“, bringt es Reservekeeper Schniegeler auf den Punkt.

Die Einheit, die der Coach beschwört, bildet sich auch auf dem Platz ab. Das Team präsentiert eine Spielidee in lange nicht da gewesener Art und Weise, bewahrt die Contenance bei – bisher geringen – Misserfolgen. „Wir lassen uns nicht mehr aus der Bahn werfen. Früher hat ein Gegentor dazu geführt, dass wir uns auf dem Platz streiten, jetzt ziehen wir unseren Stil stattdessen durch“, weiß Schniegeler. Den Beweis dafür trat der SV Schameder beim jüngsten Sieg gegen die Reserve des FC Hilchenbach an – ein Gegentor beantworteten die Wittgensteiner mit einem weiteren Treffer zum am Ende deutlichen 4:1-Erfolg. Und deshalb darf sich der einstige Abstiegskandidat nun in einer Reihe mit dem punktgleichen Primus SV Setzen nennen, den die Vereine der Liga derzeit unisono als Favoriten auf den Titel ausmachen. Es wäre daher vermessen, dem SV Schameder ernsthafte Ambitionen auf den Aufstieg zu unterstellen.

„Wir sind froh über die neun Punkte, die wir bisher haben – die kann uns keiner mehr nehmen. Wenn ich in die Gesichter meiner Spieler blicke, sehe ich große Motivation und den Willen zum Sieg. In dieser Saison geht es darum, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Mittelfristig wollen wir dahin kommen, andere Ziele formulieren zu können, deutlich ambitioniertere Ziele – aber nicht jetzt, nicht in dieser Spielzeit“, erklärt Schniegeler und lässt keinen Raum für Interpretationen. Der Mann an der Seitenlinie ist selbstkritisch, dass er in seinem ersten Jahr als SVS-Coach nicht alles richtig gemacht hat, ist ihm ebenso bewusst wie die Tatsache, dass sein Team viele Defizite an den Tag gelegt hat – in der Vorsaison. Die Sommerpause hat die Mannschaft daher genutzt, um sprichwörtlich aufzuräumen.

„Wir haben an unseren Fehlern gearbeitet, die wir gerade im taktischen Bereich hatten. Wir haben oft trainiert, wir haben allerdings auch viele Gespräche geführt. Das hat uns weitergebracht“, weiß der Übungsleiter. Er bewahrt allerdings auch Bodenhaftung, ist sich darüber bewusst, dass sich im Verlauf der Saison Misserfolge einstellen, Rückschläge, von denen sich sein Team aber nicht mehr aus der Bahn werfen lassen will. „Es wäre schön, einfach Mal eine ruhige Saison zu spielen – das wäre Mal was“, sagt Schniegeler. Und gibt damit einen tiefen Einblick in sein Seelenleben und das seines Teams. Manchmal ist Fußball schlichtweg paradox – da gehen Leistungsträger und eine Mannschaft wächst gerade deshalb zusammen. Und manchmal bewahren Trainer und Mannschaften im Rausch des Erfolgs die Bodenhaftung. Schlecht scheinen derartige Widersprüche nicht unbedingt zu sein.

Aufrufe: 025.8.2016, 14:36 Uhr
Timo KarlAutor