2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Am Freitag steht mal wieder das Derby zwischen Waldalgesheim und Hassia Bingen an.  F: Boor
Am Freitag steht mal wieder das Derby zwischen Waldalgesheim und Hassia Bingen an. F: Boor

Voller Respekt voreinander

VOR DEM DERBY +++ Das große FuPa-Interview mit den Kapitänen Marcel Fennel (Alemannia) und Enes Sovtic (Hassia)

Waldalgesheim / Bingen. Wenn am Freitagabend (Anstoß 19.30 Uhr) der SV Alemannia Waldalgesheim und Hassia Bingen in der Fußball-Verbandsliga aufeinandertreffen, werden aller Voraussicht nach zwei „alte Haudegen“ in der jeweiligen Startelf stehen, die viel miteinander gemeinsam haben. Die Kapitäne Marcel Fennel (SVA) und Enes Sovtic (Hassia) sind beide 31 Jahre alt, spielen auf der Innenverteidigerposition und bringen als Leistungsträger und Führungsspieler ihrer Mannschaften jede Menge Erfahrung mit, darunter eine ganze Reihe von Jahren in der Oberliga, als diese noch die vierthöchste Klasse war. Fennel und Sovtic haben zwei Jahre lang (2004 bis 2006) zusammen im Oberliga-Team von Eintracht Bad Kreuznach gespielt. Im Interview schauen sie auf das Derby voraus.

Herr Fennel, Herr Sovtic, am Freitagabend steht das ewig junge Derby zwischen Alemannia Waldalgesheim und Hassia Bingen auf dem Spielplan. Was erwarten Sie von dem Spiel?

Fennel: Ich glaube, dass sich die Zuschauer wie immer auf ein intensives und spannendes Spiel freuen dürfen. Für beide Mannschaften ist der Zug nach ganz oben zwar abgefahren, aber ein Derby ist und bleibt ein ganz besonderes Spiel, egal, wo man in der Tabelle steht.

Sovtic: Derbys sind immer etwas Besonderes – das ist auch gut so! Wir freuen uns riesig und starten voller Power. Ich erwarte eine sehr spannende und emotionale Partie zwischen zwei sehr guten Mannschaften. Waldalgesheim, wie auch wir, ist sehr erfolgreich mit sechs Punkten in zwei Spielen gestartet.

In den vergangenen Jahren waren die Beziehungen zwischen den beiden Vereinen atmosphärisch nicht immer ungetrübt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Fennel: Wenn man geografisch so nahe zusammenliegt und ambitioniert arbeitet, dann kommt es zwangsläufig zu Berührungspunkten – auch in negativer Hinsicht! Momentan habe ich aber nicht das Gefühl, dass das Verhältnis zwischen beiden Vereinen atmosphärisch getrübt ist. Das liegt vielleicht auch an der aktuell sportlich vergleichbaren Situation.

Sovtic: Beide Teams haben einen super Kader, ein Konkurrenzverhalten bleibt da natürlich nicht aus. Das Spiel wird dadurch auch intensiver! Trotzdem haben wir ein gutes Verhältnis. Sehr freue ich mich auf meinen ehemaligen Trainer Peter Schlaad oder auch Ex-Teamkollegen Marcel Fennel.

Wie ist der Kontakt unter den Spielern?

Fennel: Die Spieler kennen sich natürlich untereinander und sind teilweise sogar miteinander befreundet. Viele aktuelle Hassia-Spieler haben ja auch eine Alemannia-Vergangenheit, was die Besonderheit des Spiels noch einmal verstärkt.

Sovtic: Es besteht sehr viel Kontakt untereinander. Viele unserer Spieler haben schon mal in Waldalgesheim gespielt oder auch umgekehrt. Dadurch entstehen natürlich auch Freundschaften, die für 90 Minuten mal kurz ausgeknipst werden (schmunzelt). Ich persönlich habe oft Kontakt mit Arlind Mulaj.

Was sind die Stärken des Gegners, wo ist er am besten zu packen?

Fennel: Wo er zu packen ist, wissen wir und werden es am Freitag versuchen aufzudecken. Generell ist die Hassia-Mannschaft sehr ausgewogen und individuell stark besetzt und hat in voller Stärke sicherlich nur ganz wenige Schwächen. Ich denke, man kann beide Teams ganz gut miteinander vergleichen, wobei ich glaube, dass wir in der Breite vielleicht einen Hauch stärker aufgestellt sind.

Sovtic: Waldalgesheim ist eine kompakte Mannschaft mit sehr guten Individualisten in ihren Reihen. Für mich sind das vor allem Patrick Walther, Konstantin Sawin oder Arlind Mulaj. Wir sind aber gut vorbereitet und konzentrieren uns nur auf uns und unser Spiel. Ich hoffe, sie müssen sich mehr Gedanken machen, wie sie uns stoppen.

Was erwarten Sie noch vom Rest der Saison? Werden Sie vor oder hinter dem Gegner vom Freitag landen?

Fennel: Unser Ziel ist es, noch unter die ersten vier der Tabelle zu kommen. Das impliziert, dass wir auch vor der Hassia landen wollen.

Sovtic: Ich glaube, dass beide Mannschaften in dieser Saison unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Dennoch freuen wir uns auf die letzten Spiele und werden alles tun, um ein paar Plätze nach oben zu klettern und am besten am Freitag schon Waldalgesheim hinter uns zu lassen.

In den Kampf um den Aufstieg wird voraussichtlich keine der beiden Mannschaften mehr eingreifen können. Wo geht die Reise der Hassia mittel- und langfristig hin?

Fennel: Das ist schwer zu sagen. Wir hatten in den letzten beiden Jahren an der Waldstraße doch eine ungewöhnlich starke Fluktuation im Kader und müssen daher erst einmal als Team zusammenwachsen. Mittel- und langfristig sollte unser Anspruch sein, wieder ans Tor zur Oberliga anzuklopfen – sofern nichts Außergewöhnliches passiert.

Sovtic: Für diese Saison wird es sicherlich sehr schwer. In der nächsten Saison werden die Karten aber wieder neu gemischt. Und wenn dann die Konzentration von Anfang an da ist, sehe ich uns weit oben.



Zahlen, Daten und Fakten

Am Freitagabend ist wieder Derbyzeit- An der Waldalgesheimer Waldstraße treffen um 19.30 Uhr in der Fußball-Verbandsliga Südwest die Teams des SV Alemannia und von Hassia Bingen aufeinander. Aktuell grüßen die Gastgeber von Rang 5 (37 Punkte), die Binger folgen unmittelbar dahinter auf dem sechsten Tabellenplatz mit 35 Zählern. Die letzte Partie an der Waldstraße zum Saisonauftakt im Juli 2015 ist noch gut in Erinnerung: Damals überrannte Aufsteiger Hassia die neuformierte Alemannia, stand das Endergebnis (0:3) bereits nach 27 Minuten und Treffern von Mükerrem Serdar, Fabian Liesenfeld und Enes Sovtic fest.

Sechs Derbys gab es in den vergangenen fünf Jahren zwischen beiden Teams. Von der Statistik her steht es unentschieden: Beide Teams siegten je dreimal. Die letzten drei Meisterschaftsspiele gewann alle die Hassia. Zuletzt war das Team von Nelson Rodrigues am 9. September 2016 am Hessenhaus mit 2:0 erfolgreich. Bei Toren von Fabian Liesenfeld (10.) und Mükerrem Serdar (55.) dauerte es bis zur 85. Minute, bis die Alemannia trotz optischer Überlegenheit zum ersten Torschuss kam.

Fünf zu zwei hieß es in der Addition der Ergebnisse der Vorsaison. Die Hassia behielt in der Meisterschaft mit 3:0 und 2:1 die Oberhand, die Alemannia revanchierte sich im Pokal, gewann in Bingen 1:0. Vier Treffer eines Teams gelangen zuletzt der Alemannia. Der SVA gewann im Frühjahr 2013 mit 4:0 am Hessenhaus. Zum Saisonschluss lagen zwei Spielklassen zwischen beiden Teams: Der SVA stieg in die Oberliga auf, die Hassia musste den Gang in die Landesliga antreten.

Drei Verbandsligasiege der Binger seit Sommer 2015, dreimal traf Liesenfeld bereits in den ersten zehn Minuten. Der 31-Jährige wird diesmal allerdings höchstens auf der Bank sitzen, hat nach sechsmonatiger Verletzungspause am vergangenen Sonntag beim 4:2-Heimerfolg gegen den Ludwigshafener SC in der Schlussphase zum ersten Mal wieder Wettkampfluft geschnuppert. Aus beruflichen Gründen ist er nur am Wochenende einsatzbereit.

Zwei Spiele, zwei Siege. Diese Bilanz haben beide Teams bei Gegnern ähnlichen Kalibers nach der Winterpause geschafft. „Wir haben ein gutes Fundament, besser geht’s nicht, und ein geileres Derby gibt’s gar nicht, man kennt und respektiert sich“, sagt Hassia-Coach Nelson Rodrigues. Im Abschlusstraining will er taktische Überraschungen einüben. Sascha Kraft und Yannik Persch kommen direkt von einer Studienreise nach Waldalgesheim. Fehlen werden Serdar (beruflich) und Espen Lautermann nach seiner Unterarmfraktur. Der Einsatz von Christopher Lind (Leistenprobleme) ist fraglich.

Eins: Für Patrick Joerg ist es das erste Derby als Alemannia-Chefcoach. „Wir wollen Zugriff bekommen, den nächsten Schritt gehen. Am Ende sollen drei Punkte auf unserer Seite stehen“, sagt der 37-Jährige. Verzichten muss er auf die Langzeitverletzten David Stipp, Lars Weingärtner, Nils Balder und Fabian Steinmetz, ein großes Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Konstantin Sawin und Arlind Mulaj. „Auflaufen wird möglicherweise dieselbe Elf wie beim 3:0-Sieg in Mombach“, sagt Joerg und will sich dennoch nicht in die Karten schauen lassen. Einig sind sich beide Trainer in der Beurteilung des Derbys und der Vorfreude: „Solche Spiele machen das Salz in der Suppe aus“, sagen Joerg und Rodrigues unisono. Und darauf freuen sich auch die Fans in der Region. (jow).

Aufrufe: 016.3.2017, 14:00 Uhr
Andreas SchererAutor