2024-04-16T09:15:35.043Z

Kommentar
Das waren noch Zeiten: Der TuS Lingen soll bald RB Lingen heißen. F: Werner Scholz
Das waren noch Zeiten: Der TuS Lingen soll bald RB Lingen heißen. F: Werner Scholz

Völlig überschätzt

Kommentar: RB-Lingen-Gründer haben sich bei Namenswahl verkalkuliert

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Die überraschende Namensgebung von »RB Lingen« hat bei Mitgliedern für Entsetzen gesorgt. Das Gründungsgremium hat mit seiner Schnapsidee bei der Geburtsstunde schon alle Akzeptanzchancen verspielt.

Ein verspäteter Aprilscherz? Leider nicht. Die Nachricht, dass der legitime Nachfolger des insolventen TuS Lingen fortan unter dem »RB Lingen« firmieren wird, schlug am späten Montagabend wie eine Bombe ein. Angelehnt an den derzeitigen Tabellenführer der 1. Bundesliga aus Leipzig will sich das Gründungsgremium aus Lingen mit dem Namenszusatz »RasenBallsport« kurz RB ausstatten. Eine einstimmige Entscheidung. Damit begehen die Verantwortlichen gleich zu Beginn einen verheerenden Fehler.

Der Vorschlag sei dabei vom Ehrenvorsitzenden und Getränkelieferanten Heinrich Essmann gekommen, wusste »Roberts Blog« von der Gründungsversammlung, die ohne Presseeinladung verlief, zu berichten. Der Vorschlag sei einstimmig angenommen worden.

Den neuen Namen scheint die Gründungsversammlung als besonders originell aufzufassen. Doch wer den Namen »RB Lingen« kreativ findet, der lacht auch über offene Wunden in der Notfallambulanz, 0:10-Derbyniederlagen und Mario Barth. In den sozialen Netzwerken zeigten sich ehemalige TuS-Mitglieder besorgt, dass die 106-jährige Geschichte des TuS Lingen durch dieses Manöver zum Gespött gemacht wird.

Bisher war RB Leipzig der einzige, zumindest der bekannteste Verein in Deutschland mit diesem Vereinskürzel. Nach der Übernahme des Spielrechts von SSV Markranstädt hatte der DFB eine Namensgebung von »Red Bull Leipzig« untersagt. Die Vereinsführung nutzte einen legitimen Trick und benannten den Verein offiziell in »RasenBallsport Leipzig« um. Wofür die Kürzel stehen soll, kann sich jeder denken.

Warum die Lingener mit diesem kommerziellen Kürzel nun kokettieren, ist bisher nicht bekannt. Die Ankündigung des aktuellen TuS-Vorsitzenden Marcel Eilermann, dass RB Lingen »ein Klub für ganz Lingen« sein soll, dürfte allein mit dieser Entscheidung ad absurdum geführt werden. Ganz im Gegenteil: Es dürfte sogar fraglich sein, ob ein Großteil der ehemaligen TuS-Mitglieder ihre Unterstützung auch dem Nachfolgeverein zusichern. Die Namensgeber haben sich bei der Einschätzung von Attraktivität gegenüber Ablehnung des RB-Modells bei den emsländischen Fußballfans völlig verschätzt. Ein unnötiger Publicity-Gag, statt notwendigem Understatement.

Derzeit prüft RB Lingen in Zusammenarbeit mit dem NFV, ob die Spielrecht des TuS übernommen werden könnten.

Doch mit der Namensnennung nicht genug: Nach FuPa-Informationen wurden bereits höherklassige Spieler des Emslands angesprochen, ob sie sich ein sportliches Engagement in Lingen und in der 2. Kreisklasse Süd vorstellen könnten. Sollten diese Gerüchte einen wahren Kern innehaben, dürfte klar sein, dass der TuS aus seinen Fehlern nichts gelernt hat. Wohin dieser Weg führt, weiß der Insolvenzverwalter.

Aufrufe: 022.11.2016, 13:36 Uhr
Tobias AhrensAutor