2024-05-02T16:12:49.858Z

Turnier

Viktoria Rietberg richtet zum 23. Mal den Sparkassen-Cup aus

Bei dem Turnier duellierte sich die Crème de la Crème des deutschen Nachwuchsfußballs. Mitten drin tummeln sich die U11- und die U-9-Mannschaften des Gastgebers

Eigentlich hätte es beim Sparkassen-Cup 2017 einen Sonderpreis für den Spieler mit den stärksten Nerven geben müssen. Den hätte Luca Rehage von Viktoria Rietberg nämlich verdient gehabt. Der Torhüter der U 11 bekommt so viele Tore von den gnadenlos überlegenen Talenten von Schalke 04, Borussia Dortmund und Co eingeschenkt, dass er den Zuschauern schon fast leid tut. Andere Kinder in seinem Alter hätten schon nach fünf Gegentoren heulend die Torwarthandschuhe in die Ecke gepfeffert, aber Rehage fischt unermüdlich den Ball aus dem Netz. Auch nach über 15 Gegentoren in einem Spiel.

„Unseren Jungs ist klar, dass sie hier keine Chance haben“, erklärt Kevin Will. Der 20-Jährige trainiert die E-Jugend gemeinsam mit seinem Bruder Niklas (16). „Trotzdem kommt nach der xten Niederlage natürlich ein bisschen Frust auf.“ Wer wollte den Elfjährigen das verübeln? Über zwei Monaten haben sie dem Sparkassen-Cup 2017 entgegengefiebert. Endlich gegen die großen Vereine antreten. Womöglich gegen zukünftige Götzes und Draxlers spielen.

„Unser Spieler Mahmud hat mir heute verraten, dass er vor Aufregung schon seit vier Tagen nicht schlafen kann“, verrät Niklas Will. Niklas weiß, wie es den Kindern geht. Vor sechs Jahren hat er selbst beim Sparkassen-Cup gespielt. Trainiert hat ihn damals sein Vater Thomas, heute Jugendleiter des TuS Viktoria. „Motiviert hat er uns mit dem Versprechen, dass wir für jedes Tor, das wir schießen, eine Kugel Eis bekommen.“ Und das hat funktioniert.

„Wir haben überraschenderweise 13 Tore geschossen und sogar zwei Spiele gewonnen. Da musste mein Vater ganz schön tief ins Portemonnaie greifen“, erinnert sich der 16-Jährige und grinst. In diesem Jahr haben sich die Rietberger keine großen Hoffnungen auf einen Sieg gemacht. „Ein Tor würde uns schon reichen“, sagt Kevin Will. Und so rennen die Kinder weiter gegen schier übermächtige Gegner an. Eine Klatsche, die sie kassieren, ist höher als die andere: 0:8, 0:13, 0:15. In der Kabine werden Kevin und Niklas von Fußballtrainern zu Psychotherapeuten. „Die machen sich schon darüber lustig, dass wir 65 Gegentore bekommen“, jammert einer ihrer Schützlinge.

„Aber, aber,“ entgegnet Patrick, „die Spiele die wir verlieren, werden höchstens mit 0:4 gewertet. Also können wir maximal 28 Gegentore kassieren.“ Mit ein wenig Galgenhumor schicken die beiden Jungtrainer ihre Kinder wieder aufs Spielfeld. Rennen. Kämpfen. Nur ein verdammtes Tor muss her. Und dann passiert es. Im letzten Spiel gegen Borussia Mönchengladbach trifft Mahmud Dabagh ins Gladbacher Tor. Obwohl Victoria wieder hoch verliert, ist den Kindern die Erleichterung anzusehen. Sie haben sich nicht blamiert. Sie haben gekämpft und alles für ihren Verein gegeben.

Am Ende gewinnt Borussia Dortmund das Turnier vor dem FC Köln und dem VfL Bochum. Aber wen interessiert das schon, wenn es Eis gibt? Bester Spieler: Assan Ouedraogo (S04) Bester Torwart: Fotios Adamidis (S04)

Aufrufe: 09.1.2017, 09:00 Uhr
FuPaAutor