Vierter Auftritt im DFB-Pokal

Aufwärmtraining. Auch wenn sich die Frauen des FSV 02 Schwerin dem Fußball verschrieben haben, geht die Übungseinheit mit Handball los. Schnelle Bewegungen, kurze Schritte, volle Konzentration. Am Sonntag sollen die Kickerinnen fit sein, denn die Pflichtspielsaison beginnt gleich mit einem besonderen Spiel. Um 14 Uhr gastiert der Zweitligist BV Cloppenburg im Stadion Lambrechtsgrund und trifft in der 1. DFB-Pokalrunde auf die Schweriner Verbandsliga-Elf.

,,Das ist nicht das erste DFB-Pokalspiel für uns", sagt Andrea Bickel. Andrea Bickel ist Vorstandsmitglied beim FSV 02, ihr Job schlicht und einfach ,,Mädchen für alles". Sie kennt sich bestens aus im Verein, war schon dabei, als die Damentruppe noch Teil des Vereins Eintracht Schwerin war, bevor 2002 die Abspaltung kam und sich die Fußballfrauen auf eigene Füße stellten. Andrea Bickel sitzt auf einer der Holzbänke in den Umkleidecontainern am Rande der Lankower Sportanlage und denkt an die größten Begegnungen des noch jungen FSV 02 zurück.

,,Unsere tollsten Spiele" - so lautet die Überschrift in einem Heftchen, das vor zwei Jahren zum zehnjährigen Vereinsjubiläum erschienen ist. ,,2003, da spielten wir gegen den FCR Duisburg 01 in der ersten Runde", sagt Bickel. Eine zweite Runde gab es nicht für die Schwerinerinnen, denn die Partie ging 0:10 verloren. Aber viele Erinnerungen an diese Ausnahme-Partie gegen den Bundesligisten, die sind geblieben. Silke Rottenberg, Linda Bresonik, Inka Grings - das Top-Team aus dem Ruhrgebiet hatte zahlreiche Nationalspielerinnen in seinen Reihen. ,,Und es ist schon etwas Besonderes, gegen diese Spielerinnen zu kicken", erinnert sich Kessy Winkelsesser.

FCR Duisburg machte kurzen Prozess 0:10, so habe es schon zur Halbzeit gestanden. ,,In der zweiten Hälfte kassierten wir dann keinen Treffer mehr", erinnert sich Winkelsesser. Die Stürmerin des FSV ist schon 31 ihrer 37 Jahre am Ball, jagt dem Leder immer noch hinterher und brachte es in der vergangenen Saison auf 26 Treffer. Dabei hat sie noch nicht einmal alle 14 Liga-Partien mitgemacht.

Mitgemacht hat auch die mittlerweile 36-jährige Ute Schutrak die Partie gegen Duisburg. Und die beiden anderen DFB-Pokalpartien auch. 2007 ging es gegen den Zweitligisten Herforder SV. ,,Wir haben uns gesteigert, denn die Partie ging nur noch mit 2:9 verloren", sagt Verteidigerin Schutrak. Und nur noch 2:5 endete das Pokalduell ein Jahr später gegen den Zweitligaaufsteiger Mellendorfer TV.

Ist die Zeit für eine faustdicke Überraschung im kommenden Pokalspiel gegen den Bundesliga-Absteiger BV Cloppenburg jetzt gekommen? ,,Natürlich will ich gewinnen, mit dieser Einstellung geht es auf den Platz. Und der Sieg gegen den 1. FC Neubrandenburg, der hat gezeigt, dass Überraschungen immer möglich sind", zeigt sich Ute Schutrak kämpferisch.

Mutmach-Sieg gegen1. FC Neubrandenburg

1. FC Neubrandenburg - das war der Gegner im Landespokalfinale im vergangenen Frühjahr. Schwerin führte kurz vor Schluss 3:2. Dann kam der Ausgleich, die Verlängerung und doch noch der erlösende Treffer von Eva Kollecker. 4:3-Sieg, damit war die Qualifikation für die DFB-Hauptrunde erreicht.

Die Partie intensiv verfolgt haben auch Nico Hintze und sein Schwager René Hintze, denn das Duo schickte sich an, die neuen Trainer der Mädels zu werden. ,,Das war eine kämpferisch hervorragende Leistung", lobt Nico Hintze. Er und sein Schwager haben sich viel vorgenommen für die neue Saison, doch die anfänglichen Regionalliga-Aufstiegs-Gedanken sind vom Tisch. ,,Uns fehlen einfach Spielerinnen", sagt der 36-jährige Nico Hintze. Vier Spielerinnen haben den Club verlassen, die vier Neuzugänge konnten nicht überzeugen und sind schon wieder weg.

Training vor dem Pokalspiel. Nur sieben Spielerinnen sind da. ,,Für Sonntag haben sich aber 19 angemeldet", sagt René Hintze. Für den Ligaalltag rechnen die beiden Trainer aber nur mit 15, vielleicht 16 Spielerinnen. Zu wenig, sagen sie, um große Ziele anzuvisieren und nach fünfjähriger Abstinenz mal wieder eine Klasse höher spielen zu können.

,,Wir haben derzeit 112 Mitglieder, davon 95, die aktiv spielen", sagt Andrea Bickel. Doch der Löwenteil kickt im Jugendbereich. Es gibt ein C-, ein D- und ein E-Jugend-Team. ,,Aber leider gelingt es nur selten, dass aus dem Jugendbereich später auch Spielerinnen in die Frauenmannschaft wechseln", weiß Bickel. Viele Spielerinnen zögen weg, landen beim ranghöheren FC Neubrandenburg oder haben einfach andere Interessen. ,,Deshalb suchen wir Spielerinnen. Wer will, kann sich bei uns melden", sagt Andrea Bickel. Die, die jetzt für den FSV 02 am Ball sind, die machen sich für den Club stark. Und dass sie auch Fußball spielen können, das wollen sie am Sonntag dem BV Cloppenburg beweisen.