2024-04-24T07:17:49.752Z

Interview
Heeslingens Trainer Hansi Bargfrede hofft, dass der SC gestärkt aus der Zitterpartie der vergangenen 14 Tage heraus geht und in der kommenden Saison mit einem starken Kader gut vorbereitet in das ?Stahlbad? Oberliga eintauchen kann.  Foto Scholz
Heeslingens Trainer Hansi Bargfrede hofft, dass der SC gestärkt aus der Zitterpartie der vergangenen 14 Tage heraus geht und in der kommenden Saison mit einem starken Kader gut vorbereitet in das ?Stahlbad? Oberliga eintauchen kann. Foto Scholz

"Vielleicht bringt uns das nach vorne"

Heeslingen-Coach Hansi Bargfrede spricht im ZZ-Interview über eine schwere Saison und die kritische Zeit als "Beinahe-Absteiger"

Heeslingen. Seit Vizemeister Egestorf-Langreder am Dienstagabend in der Nachspielzeit den Aufstieg in die Regionalliga perfekt machte, kann Heeslingens Coach Hansi Bargfrede wieder in der ruhigen Gewissheit schlafen gehen, auch in der kommende Saison einen Oberligisten zu trainieren. Im Interview mit Sportredakteur Oliver Moje spricht er über unruhige zwei Wochen, die Fehler der vergangenen und die Planungen für die kommende Saison.

Wie groß ist die Erleichterung über den Klassenerhalt?
So groß ist die Erleichterung gar nicht. Das waren zwischen dem Saisonende und Dienstagabend blöde zwei Wochen, in denen man täglich über die Situation gesprochen hat. Doch da haben wir auch einiges aufgearbeitet, uns darüber unterhalten, welche Fehler wir in dieser Saison gemacht haben und was wir besser machen können. Ich habe das Gefühl, dass wir als Verein daraus gelernt haben. Vielleicht bringt uns diese Erfahrung auch richtig nach vorne. Wir haben in allen Bereichen bei uns im Verein – da nehme ich mich als Trainer nicht aus – Luft nach oben und werden künftig versuchen, viele Dinge besser zu machen.

Hätten Sie zu Beginn der Rückrunde damit gerechnet, dass es noch so knapp werden würde?
Nein. Im Grunde genommen ist es ja so, dass wir als Aufsteiger 40 Punkte geholt und uns fast die gesamte Rückrunde im Mittelfeld aufgehalten haben. Wir konnten ja zeitweise schon auf Platz drei schielen. Dann am letzten Spieltag von Platz acht noch auf einen Abstiegsrang zu rutschen, das war nicht normal. Aber wenn man am letzten Spieltag auf einem Abstiegsplatz steht, dann muss man sich natürlich hinterfragen. Das haben wir getan.

Von den letzten sieben Saisonspielen gingen fünf verloren. Hat die Mannschaft nach dem Sieg in Göttingen zu früh geglaubt, sie wäre durch, oder worin sehen Sie die Ursachen des schwachen Saisonfinales?
Das sind unterschiedlichste Gründe. Das im Fußball so punktgenau zu analysieren, ist oft hypothetisch. Da kommt vieles zusammen: Wir haben uns zu sicher gefühlt, hatten ein paar Ausfälle, ich hätte das als Trainer vielleicht anders angehen müssen – doch im Nachhinein ist man im Fußball ja immer schlauer. Fakt ist: Der Konkurrenzkampf war nicht mehr so da und der ein oder andere Spieler wusste schon, dass er nicht mehr übernommen wird. Die Spannung war einfach raus. Das letzte Drittel war schwach von uns und das war ein Problem, deshalb sind wir da unten noch einmal reingerutscht.

Was muss sich in der kommenden Spielzeit ändern, damit diese nicht erneut eine solche Zitterpartie wird?
Die neue Saison wird ein Stahlbad. Es kommt mit Cloppenburg ein starker Absteiger aus der Regionalliga runter und es wird starke Aufsteiger geben. Die Mitbewerber rüsten zudem alle auf. Wir müssen sehen, dass wir einen großen und ausgeglichenen Kader zusammenstellen, damit immer Konkurrenzdruck da ist. Das ist ganz entscheidend. Wir als Trainer werden die Saison ebenfalls etwas anders angehen. Wir haben das alles im Verein intensiv diskutiert und versuchen, die nötigen Veränderungen jetzt umzusetzen, gerade auch in der Kaderplanung.

Betrachtet man die Einsatzzeiten, haben Sie bei 23 eingesetzten Spielern ein recht kleines Grundgerüst von gerade einmal 14 Akteuren, die auf über 1000 Spielminuten kommen.
So sieht das aus. Wir hatten immer wieder eine andere Truppe auf dem Feld, mussten immer wieder umbauen. Wenn dann ein oder zwei Spieler auf dem Platz nicht so mitgezogen haben, dann funktionierte unser Plan gleich nicht mehr. Das war gerade zum Ende der Saison der Fall. Wir müssen daher versuchen, auch mit jungen Talenten einen starken Kader aufzubauen, der ausgeglichen ist. Wir brauchen 22 Jungs, die alle eine realistische Chance haben, zum Einsatz zu kommen.

Zur Winterpause sind mit Alexander Huhn und Erkan Sardas zwar „nur“ zwei Akteure gegangen, die sich letztlich nicht durchsetzen konnten. Neuverpflichtungen gab es aber dafür keine. Hätte der Verein damals schon handeln müssen?
Ja, wir hätten aktiv werden müssen. Da waren wir nachlässig, gerade zur Halbserie, denn danach hatten wir nur noch 20 Mann im Kader, darunter mit Dennis Klindworth und Sebastian Sautner zwei Langzeitverletzte. Zu diesen kamen noch ein paar weitere Verletzte und Sperren aufgrund gelber und gelb-roter Karten hinzu – und dann fehlte uns einfach was.

Sie haben bisher mit Trapp, Famewo, Klindworth und Voigt vier Abgänge zu verzeichnen, mit Maria und Raho aber erst zwei Neuzugänge fix. Werden noch weitere Spieler hinzukommen?
Natürlich. Fest stehen als Neuzugänge auch noch Can Ercan und Philipp Ihnken, zwei Nachwuchstalente, die eigentlich noch in der U19 spielen können, die wir aber qualitativ für so stark halten, dass sie uns schon im nächsten Jahr helfen können. Daher gehören sie im neuen Jahr ganz klar zum Kader der ersten Herren. Außerdem haben wir noch sechs Spieler in der Pipeline, mit denen wir aktuell Gespräche führen. Die werden sicherlich nicht alle kommen, aber zwei bis drei bestimmt. Der Anspruch an die Spieler, die ich haben will, ist hoch. Nicht alle können wir finanziell realisieren.

Müsste der SC nicht vielleicht auch mal eine Liga tiefer nach Neuzugängen gucken?
Gucken wir. Wir haben drei bis vier Landesligaspieler auf dem Zettel. Wir haben aber sehr klare Vorstellungen, gucken neben dem Können vor allem auch auf den Charakter. Wichtig ist, dass die einfach die Lust, das Ziel und den Willen haben, Fußball künftig ganz oben voranzustellen.

Wie viele Spieler soll der fertige Kader für die kommende Saison umfassen?
Auf jeden Fall 22, wenn es passt – zusammen mit ein paar Nachwuchstalenten – auch 24. Das wird sich aber in den nächsten zehn Tagen entscheiden.

Auch wenn es jetzt noch gerade so eben zum Klassenerhalt gereicht hat: Sportlich ist der HSC abgestiegen. In der Rückschau: Was hätten Sie selbst als Trainer anders machen müssen?
Ich hätte – gerade in der Endphase – vielleicht ein bisschen mehr auf Disziplin achten müssen, ein bisschen schärfer und härter auf gewisse Aktionen reagieren können. Das hefte ich mir auch klar auf meine Fahne und versuche das im neuen Jahr anders umzusetzen. Auch den Teamspirit müssen wir besser fördern. Wir waren als HSC in der vergangenen Saison nicht unbedingt ein tolles Team – da ist noch viel Luft nach oben. Wir müssen besser als Mannschaft wirken und auftreten. Das ist ein Punkt, an dem ich als Trainer ansetzen muss.

Was sind die positiven Dinge, die sie aus dieser Spielzeit mitnehmen?
Dass wir als Aufsteiger 40 Punkte geholt haben, was eigentlich sehr gut ist. Wenn wir das letzte Spiel gewonnen hätten, wären wir punktgleich mit dem Fünften gewesen – so ausgeglichen ist die Klasse. Der Meister Lupo Martini Wolfsburg hat nur zweimal verloren – unter anderem gegen uns. Wir haben auch einige sehr gute Spiele gemacht und es gab richtig tolle, sehenswerte Partien im Waldstadion. Das Problem war, es ging immer auf und ab. Mal war es richtig toll und dann wieder richtig schwach. Ausfälle und Verletzungen spielten dabei immer eine große Rolle und wir müssen für die neue Saison sicherstellen, dass wir personell als Team gefestigter werden.

Wann steigt ihre Mannschaft wieder in die Vorbereitung ein und wie sieht das Programm aus?
Am Sonntag, 3. Juli, geht es los. Wir spielen bei den Elsdorfer Pokalwochen und der Ahlerstedter Fußballwoche, haben auch noch ein Testspiel gegen den Bremer SV. Am 20. Juli wird es dann richtig interessant. Im Krombacher-Pokal kriegen wir ja meistens gleich einen Regionalligisten.

Reichen denn die drei Wochen als Vorbereitung dafür aus?
Früher können wir nicht anfangen. Letztlich ist der Starttermin der Punktspiele am 6./7. August für uns ausschlaggebend. Dafür sind fünf Wochen Vorbereitung optimal. Entscheidend ist für uns jetzt aber erst einmal die Zusammenstellung des Kaders.

Aufrufe: 09.6.2016, 18:04 Uhr
Zevener Zeitung/Von Oliver MojeAutor