2024-05-02T16:12:49.858Z

Turnier
Der Italiener Filippo Romagna (rechts) muss es mit gleich drei Österreichern aufnehmen. Stefan Peric (Zweiter von rechts) segelt hier am Ball vorbei. Maximilian Wöber (vorne links) schaut gebannt zu.
Der Italiener Filippo Romagna (rechts) muss es mit gleich drei Österreichern aufnehmen. Stefan Peric (Zweiter von rechts) segelt hier am Ball vorbei. Maximilian Wöber (vorne links) schaut gebannt zu.
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Viele Talente, viele Scouts

U19-EM: 5279 Zuschauern im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion

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Die Tribüne des Kreuzeichestadions war gestern Mittag ähnlich gut gefüllt wie zuletzt in der Vorsaison bei den beiden DFB-Pokalspielen des Oberligisten SSV Reutlingen Fußball gegen die Zweitligisten Karlsruher SC (3:1) und Eintracht Braunschweig (0:4)

Polizisten und Sicherheitskräfte waren freilich diesmal kaum auszumachen. Zahlreiche Schüler unter den exakt 5279 Zuschauern sorgten für eine ausgelassene, friedliche Stimmung. Zusammen mit den Rentnern dürften sie für die am besten vertretene Altersgruppe gesorgt haben. Obwohl die Partie Italien gegen Österreich hieß, tanzte das DFB-Maskottchen "Paule", ein schwarzer Adler im weißen Deutschland-Trikot, am Spielfeldrand herum und brachte die vielen jugendlichen Fans in Bewegung. Den Schülern gefiel es natürlich, dass gestern Live-Fußball im Stadion statt Mathematik oder Chemie auf dem Stundenplan stand. Etliche von ihnen nutzten den Ausflug an die Kreuzeiche, um hinterher auf den zahlreichen Plätzen neben dem Stadion selbst gegen den Ball zu treten. Einzig die Jugend sorgte für Lautstärke auf den Rängen. Zusammen mit "Paule" wurde mehrmals das inzwischen schon legendäre "Huh, huh, huh" der Isländer angestimmt.

Ungleich schwerer als die fröhlichen Kinder und Jugendlichen waren diesmal (bekannte) Scouts und Talentspäher auszumachen. Viele namhafte Vereine, darunter Bayern München, Schalke oder Leverkusen, schickten Spielerbeobachter nach Reutlingen - die ganz großen Namen fehlten freilich. Immerhin war Josef "Seppo" Eichkorn auf der Tribüne zu erspähen, der 59-Jährige arbeitete schon als Cheftrainer beim FC St. Pauli, MSV Duisburg und FC Schalke 04 (interimsweise) sowie als Co-Trainer bei VfB Stuttgart, FC Bayern München, VfL Wolfsburg und FC Schalke 04. Gestern dürfte er sich nach möglichen Kandidaten für Schalke 04 umgeschaut haben.

Vergeblich warteten die Tifosi und alle anderen Spielbesucher auf den Italiener Carlo Ancelotti. Der neue Trainer des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München war zwar angekündigt gewesen, blieb der Kreuzeiche jedoch fern. Ganz im Gegensatz zum Dienstag, als er gemeinsam mit seinem Assistenten Hermann Gerland im Ulmer Donaustadion das EM-Gruppenspiel Niederlande gegen Kroatien (3:1) verfolgt hatte. In Ulm tummelten sich zu diesem Anlass auch bekannte Namen wie der Augsburger Manager Stefan Reuter, der früher bei Schalke 04 und der TSG 1899 Hoffenheim beschäftigte Bundesligatrainer Markus Gisdol, DFB-Sportdirektor Hansi Flick und Markus Sorg, der nach der Europameisterschaft in Frankreich Assistent von Bundestrainer Joachim Löw bleibt. In Reutlingen gelang es der Prominenz (sofern überhaupt angereist) gestern, sich meisterhaft zu tarnen oder zu verstecken. Lange Zeit versäumten die Daheimgebliebenen kein packendes Fußballspiel. Vor allem Standardsituationen sorgten für Gefahr, aus dem Spiel heraus ergaben sich nur wenige Chancen. Meist behielten die beiderseits dominanten Abwehrreihen die Oberhand. Die Österreicher gingen in der 21. Minute sehr überraschend in Führung, als der überragende Offensivverteidiger Xaver Schlager die erste Chance gleich verwertete. Nur drei Minuten später schaffte Manuel Locatelli aber bereits mit einem herrlichen Freistoß aus 18 Metern den 1:1-Ausgleich. In der mitreißenden Schlussphase wollten beide Teams mit aller Macht den Sieg, suchten den offenen Schlagabtausch. Vor allem die Italiener, bei denen Giuseppe Pezzella schon in der Profi-Mannschaft des US Palermo zum Einsatz kam und Torschütze Locatelli zumindest auf der Bank des Serie-A-Renommierklubs AC Milan Platz nehmen durfte, verpassten zwei Riesenchancen.

"Mein Team hat gegen einen bärenstarken Gegner eine Topleistung gezeigt. Nun haben wir ein Endspiel ums Weiterkommen in Reutlingen am Sonntag gegen Deutschland", meinte der österreichische Trainer Rupert Marko.

Sein italienischer Kollege Paolo Vanoli (erfolgreicher Abwehrspieler in den goldenen Zeiten des AC Parma) war weniger euphorisch: "Zufrieden bin ich darüber, dass wir weiterhin Gruppenerster sind."

Fakt ist: In Gruppe A bleibt vor den beiden abschließenden Sonntagsspielen alles offen.

Aufrufe: 015.7.2016, 08:59 Uhr
SWP / ALEXANDER MAREISAutor