Die Oderstädter haben sich die derbste Saison-Niederlage selbst zuzuschreiben. Die vorher zu Recht gepriesene Sturm-Offensive erwies sich diesmal nur als laues Lüftchen. Eine gute Möglichkeit für Artur Aniol vereitelte der reaktionsschnelle Daniel Fraufarth (44.), und ein Kopfball von Marcel Georgi strich knapp über die Latte (83.). Ein gleich doppelter Querpass zwischen Aniol und Georgi wurde im letzten Moment abgeblockt (10.). Damit hatten sich die eigenen Chancen schon erschöpft - viel zu wenig.
Was vorn nicht lief, setzte sich hinten fort. Bei weiten MSV-Schlägen aus der eigenen Abwehr zeigte sich die FCF-Defensive anfällig, hatte Riesenprobleme, den quirligen Marcel Weckwerth zu stoppen. Gleich dreimal musste Tony Schnürer gegen den Torjäger retten (31./34./49.). Beim 25-Meter-Knaller von Vadims Logins kurz vor der Pause schien er machtlos.
Aber nicht die immer wieder langten Bälle und Flanken beispielsweise vom brandgefährlichen Vorbereiter Benjamin Brandt kauften den Gastgebern den Schneid ab, sondern eigene Geschenke in Form von ungenauen Zuspielen und Fehlpässen schon im Mittelfeld. In die spritzten die motivierten und immer hellwachen Ruppiner: energisch, laufstark, clever. Schnürer, beim 0:2 etwas unschlüssig im Herauslaufen, konnte einem schon etwas leid tun.
Nicht nur die eigenen Unzulänglichkeiten machten diesmal den Unterschied aus. Nur eine halbe Stunde lang konnten die Oderstädter den Vergleich einigermaßen offen und unterhaltsam gestalten. Dann diktierten und kontrollierten die Bletsch-Schützlinge die Szenerie fast nach Belieben. Sie erwiesen sich insgesamt kompakter, präziser im Zuspiel und kopfballstärker. Und machten so ihrem Ruf als konterstarkes Team alle Ehre: fünf Auswärtsspiele, fünf Siege mit 14:1 Volltreffern - bärenstark.
Die Vorstellung bei der Präsentation des neuen Frankfurter Trikotsponsors "East Gate Terminal" ging also tüchtig ins Hemd. Andrich nennt angesichts von fünf ausgefallenen Stammkräften eine weitere Ursache für die beinahe peinliche Heimschlappe: "Qualitätsunterschiede zur ersten Wahl sind deutlich. Nachrücker können die Lücken nicht schließen, nutzen ihre Chance nicht."
Vom Ausfall-Quintett Fred Garling (Job), Robin Grothe (Achillessehnenprobleme), Jackson Haußler (kehrt heute in seine australische Heimat zurück), Florian Matthäs (gesperrt) und Paul Jäkel (Kreuzband-OP) stoßen jetzt nur Garling und Grothe zur Mannschaft.
Sie müssen sich in den nächsten Tagen über das Landespokal-Viertelfinale (ohne Frankfurter und Neuruppiner Beteiligung) hinaus auf ein schärferes Training einstellen. Der Chefcoach: "Wir haben vieles aufzuarbeiten - anders geht es nicht."
1. FC Frankfurt: Schnürer - Fiebig, Hildebrandt, Richter, Felix Matthäs - Steigmiller (63. Pawlowicz), Reich - Georgi, Bernwald, Begier (63. Jönson) - Aniol - Trainer: Andrich.
Neuruppin: Fraufarth - Florian Riehl, Dombrowski, Zielasko, Alexander Riehl - Lemke, Logins (83. Japs) - Michaelis (83. Huber), Skupke, Brandt (80. Koop) - Weckwerth - Trainer: Bletsch
Schiedsrichter: Kunitz (Bad Liebenwerda) - Zuschauer: 252