2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Gute Laune, für die ist Michael Lotz bekannt. Gleichwohl widmet er sich auch ernsten Themen und ist im Ortsbeirat von Altenburg aktiv.	Foto: Lotz
Gute Laune, für die ist Michael Lotz bekannt. Gleichwohl widmet er sich auch ernsten Themen und ist im Ortsbeirat von Altenburg aktiv. Foto: Lotz

Viel mehr als nur ein Funktionär

+++ Michael Lotz ist mit 37 Jahren schon ein Urgestein bei der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod +++ Heimat und Familie haben wichtige Bedeutung +++

altenburg. Die Familie Lotz ist eine alteingesessene Familie in Altenburg. Die „Lotzenmühle“ am Ortsausgang Richtung Alsfeld, „die kennt hier jeder“, schmunzelt Michael Lotz und bezieht sich auf das Domizil seiner Kindheit und Jugend, in dem noch heute seine Eltern und Schwester samt Familie leben.

Anfang Januar, das Jahr ist jung und der Weihnachtsbaum schmückt noch das Wohnzimmer: Michael Lotz sitzt gemütlich vor einer Tasse Kaffee im heimischen Esszimmer. Nicht in der Lotzenmühle, aber in Altenburg. Wo auch sonst? „Mich hat es nie weiter weggezogen, ich wollte immer in Alsfeld bleiben. Ich habe hier Familie, Freunde, Sportverein“, sagt der gebürtige Lauterbacher. Frau und Tochter sind an diesem Tag außer Haus, und der sechsjährige Sohn weiß sich gut selbst zu beschäftigen. Ein guter Zeitpunkt also für einen kleinen Plausch, zumal Lotz noch ein paar Tage Urlaub genießen darf.

Der 37-Jährige wirkt entspannt, und weil es chronologisch so schön passt, beginnt das Gespräch dort, wo es vielleicht am meisten Sinn macht: Ganz am Anfang, in der Kindheit. Eine Kindheit in Alsfeld, im Vogelsberg. Geprägt waren die Kinder- und Jugendjahre von Michael Lotz stark von dem Landwirtschaftsbetrieb seiner Eltern. Bereits als Zehnjähriger galt es zu Hause mit Hand anzulegen, etwa bei der Fütterung der Kühe. „Da war spätestens um 17 Uhr im Schwimmbad Feierabend, wenn für die Freunde der Spaß erst losging“, resümiert Lotz heute lächelnd.

Doch selbst sollte und wollte der Altenburger keine landwirtschaftliche Karriere verfolgen, das war auch keine Zielvorstellung in den Augen der Eltern: „Die Landwirtschaft ist für ein Kind toll. Es war aber alles nicht so groß, dass wir hätten expandieren können. Meine Eltern haben eigentlich immer darauf hingearbeitet, dass ich etwas anderes mache.“ Und das tat Michael Lotz.

1999 absolviert er das Abitur, es folgten zehn Monate bei der Bundeswehr, ehe Lotz eine Lehre zum Bankkaufmann bei der VR-Bank in Alsfeld startete. „Eine schöne Zeit“, wie der vollbärtige Vogelsberger, der in der Folge auch noch den Abschluss eines Bankfachwirts erwarb, nachträglich konstatiert.

Doch die Zeiten, in denen Michael Lotz in der Finanzwelt aktiv war, währten nicht ewig. Vor rund zehn Jahren erfolgte ein beruflicher Einschnitt, statt mit Moneten befasst sich Lotz seither mit Mörtel, und zwar bei der Firma Ergelit in Schwabenrod, einem Spezial-Betrieb für Verguss- und Beschichtungsmörtel. „Das macht viel Spaß dort“, scheint Michael Lotz diesen beruflichen Wechsel nicht zu bereuen. Familiär gehe im Schwabenröder Betrieb zu, er fühle sich wohl.

Apropos familiär: Ebenfalls vor knapp zehn Jahren heiratete der Fußball-Funktionär seine Frau Eli, die ursprünglich aus Ruhlkirchen stammt, zudem wurden in den darauffolgenden Jahren seine älteste Tochter (9) und sein Sohn (6) geboren. Eine gute Zeit für den Alsfelder, den man im heimischen Raum natürlich insbesondere mit „seinem“ Fußball-Verein SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod in Verbindung bringt.

Dort fungiert Lotz bereits seit einigen Jahren als Fußball-Abteilungsleiter, schnürte und schnürt für die SGAES allerdings auch selbst die Schuhe. Für den SV Altenburg kickte er bereits als Zehnjähriger. „Ich habe aber eigentlich erst spät angefangen mit Fußball“, gesteht der SG-Mann schmunzelnd. Dafür sei er aber einer der Ersten gewesen, die bei der damals neu gegründeten Altenburger Jugend angeheuert hatten. An sein erstes Spiel erinnert sich Lotz noch heute: Eine 3:9-Niederlage gegen die Jugendauswahl der SpVgg Leusel. Lotz hatte alle drei Buden für seinen Verein geschossen, auf der Gegenseite war sein heutiger Vereinskamerad Andreas Wettlaufer für alle neun Treffer zuständig. „Das ist ganz lustig, weil wir ja heute zusammen den Spielausschuss in Altenburg machen“, erläutert der 37-Jährige.

Nachfolgend durchlief Michael Lotz alle Jugendfußball-Stationen in Alsfeld, ehe er als A-Jugendlicher für eine Runde nach Schrecksbach wechselte – zusammen mit Andreas Wettlaufer. „Das war ein sehr schönes Jahr dort, eine coole Zeit“, so der Fußball-Enthusiast, den es sportlich aber rasch wieder in die alte Heimat zurückzog. Nach dem Schrecksbach-Aufenthalt hieß die erste – und bis heute einzige – Senioren-Station des damaligen Nachwuchskickers, der sich insbesondere in der Defensive zu Hause fühlt, natürlich SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod. Hier war er meist Bestandteil der ersten Mannschaft, erlebte diverse Auf- und Abstiege von der B-Klasse bis zur Bezirksliga, der heutigen Kreisoberliga, und blieb seiner SG stets treu. Noch bis vor wenigen Jahren war Lotz Bestandteil der ersten Garde, ehe verletzungsbedingt eine kurze Auszeit folgte. Heute kickt der Altenburger wiederum noch regelmäßig für die Reserve-Mannschaft der SGAES.

Seit fast drei Jahren agiert Michael Lotz zudem als Abteilungsleiter in Altenburg, fasst diese Aufgabe allerdings mit Bescheidenheit auf, als großen Dirigenten sieht er sich nicht: „Wir stoßen hier immer alle ins gleiche Horn, da wird auch mal diskutiert. Am Ende verfolgen wir ja alle die gleichen Ziele.“ Und obwohl es für die SG sportlich in den vergangenen Jahren – die eben auch in die Amtszeit von Michael Lotz fallen – sehr gut lief, man sich mittlerweile durchaus in der Kreisoberliga etablieren konnte, sieht sich Lotz nicht als Funktionär auf Dauer: „Ich schaue eigentlich jetzt schon nach Leuten, die mich irgendwann mal beerben können. Ich trainiere ja auch noch die G-Jugend mit, das macht auch viel Spaß. Und der Erfolg hängt ja nicht mit mir zusammen. Die Jugendarbeit in Altenburg und Eudorf hat nicht mit mir begonnen, wir ernten eben jetzt, was früher gesät wurde.“

Deutlich wird aus den Worten des Familienvaters und Verfechters einer grundsoliden Jugendarbeit: Egal in welcher Funktion er im Verein aktiv ist, er glaubt an seinen Club. „Ich sehe schon, dass wir als Verein eine gute Zukunft haben, aber wir können auch nie aufhören Jugendarbeit zu machen.“ Tatsächlich sei es in der Region Alsfeld unumgänglich, zukünftige Spieler selbst auszubilden, da der hiesige Spielermarkt insgesamt nicht all zu groß ist und man bei der SGAES nicht dazu bereit sei, für Legionäre Geld zu bezahlen. Entsprechend würde Lotz, würde man seinem Verein 200 000 Euro spenden, das Geld immer in die Infrastruktur, beispielsweise in einen Kunstrasenplatz, oder eben ins Nachwuchsprogramm stecken.

Nachhaltigkeit sei das Stichwort, zudem kann Michael Lotz auf Amateurebene nicht viel mit sportlicher Verbissenheit anfangen: „Die Welt geht nicht unter, wenn wir mal A-Klasse spielen würden“. Soweit soll es aber dennoch nicht kommen, lächelt der Abteilungsleiter: „Wir wollen unseren Mitgliedern und Spielern ja schon was bieten. Und wir wollen so lange wie möglich so weiterfahren, wie bisher.“

Den Eifer und die Begeisterung, die Michael Lotz für seinen Verein hegt, kann man übrigens regelmäßig im Internet verfolgen. Der 37-Jährige ist für den hervorragend gepflegten Facebook-Auftritt seiner SG zuständig und sorgt dort regelmäßig für kleinere und größere Überraschungen. Da werden Gewinnspiele veranstaltet, humorvolle Bildmontagen geposted oder zu kreativen Themen-Partys – zum Beispiel einer Trikot-Party am 20. Januar in Alsfeld – des Vereins eingeladen. Auch hier gibt sich der Abteilungsleiter zurückhaltend, er habe Vereinskollegen, die ihn mit Ideen oder Grafiken unterstützen. Dennoch: Michael Lotz macht durchaus den Eindruck, als gebe er den Motor bei all diesen Ideen.

Seine Energie möchte der Altenburger übrigens zukünftig nicht nur in Familie, Beruf und Fußball investieren: Seit diesem Frühjahr gehört Tausendsassa Lotz noch dem Ortsbeirat an. „Ich bin jetzt ein Regionalpolitiker“, lacht der sportbegeisterte Vogelsberger, der sich durchaus den ernsten Themen des Lebens zuwendet, sich hierbei seine eigenen Gedanken macht: „Wenn man sich die Wahlen im Inland und Ausland so anschaut, dann glaubt man, dass viele Menschen aus der Geschichte nichts gelernt haben.“ Den Rechtsruck in Teilen der Welt, auch in deutschen Regionen, kann Lotz, der die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin befürwortet, nicht nachvollziehen.

Und was begeistert das Altenburger Urgestein sonst noch? Natürlich, der Sport im Allgemeinen. Derzeit laufe er sehr gerne, sagt Lotz und ergänzt augenzwinkernd: „Das ist ein Ausgleich für mich. Wenn ich mal lange Zeit nichts mache, dann werde ich schnell mal ungenießbar. Da kann meine Familie ein Lied von singen.“ Mit am wichtigsten sei für ihn aber die Heimat. Neben der Familie, versteht sich. „Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, dann bin ich im Vogelsberg geboren und werde auch im Vogelsberg sterben. Ich bin ja viel unterwegs und in den Bergen. Ich komme aber immer wieder gerne zurück!“

Aufrufe: 07.1.2017, 07:00 Uhr
Christian Nemeth (Oberhesische Zeitung)Autor