2024-04-25T10:27:22.981Z

Vereinsnachrichten
Nina Nouri kümmert sich bei der U 19 und U 17 von Eintracht Trier ums Athletik-Training. Ihren prominenten Bruder Alexander Nouri, Trainer bei Werder Bremen, sieht sie derzeit öfters im Fernsehen als persönlich. Foto: Hans Krämer
Nina Nouri kümmert sich bei der U 19 und U 17 von Eintracht Trier ums Athletik-Training. Ihren prominenten Bruder Alexander Nouri, Trainer bei Werder Bremen, sieht sie derzeit öfters im Fernsehen als persönlich. Foto: Hans Krämer

Viel mehr als eine Vorturnerin

So klein ist die Fußball-Welt: Während Alexander Nouri bei Werder Bremen an seiner Karriere als Chefcoach bastelt, hat seine Schwester Nina bei Eintracht Trier als Athletik-Trainerin angeheuert.

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Was wohl ihr Bruder dazu sagt? Der Anhänger am Schlüsselbund verrät’s: Nina Nouri ist Bayern-Fan. Schon lange. Und auch jetzt, wo ihr Bruder Alexander Nouri den Durchbruch in der Fußball-Bundesliga als Trainer von Werder Bremen geschafft hat. Doch die Schwester beschwichtigt: "Ich sympathisiere auch immer mit den Vereinen, in denen Alex aktiv ist."

Ein sommerlich warmer Dienstagabend auf dem Trierer Moselstadion-Gelände. Akkurat sind in einer Ecke des Kunstrasenfelds Hütchen, Ringe und Koordinationsleitern zu einem Parcours ausgebreitet worden. In ihrem Notizblock hat Nina Nouri die Trainingseinheiten mit der U 17 und U 19 der Eintracht haargenau durchgeplant. Bestimmt, aber mit norddeutscher Gelassenheit zieht sie das Programm durch.
Nouri ist seit 1. März Athletik-Trainerin beim SVE im Jugendbereich. "Es ist toll, wieder im leistungsorientierten Fußball arbeiten zu können - nach vier Jahren, in denen ich diesbezüglich schlafen musste", sagt sie.

Nouri lebt seit Anfang 2013 im Saarland. Sie wohnt in einer alten Baumschule in Nohn, einem Ortsteil von Mettlach. Durch Zufall kam sie zur Eintracht. Über einen Spielervater wurde im vergangenen Herbst der Kontakt zu Marcel Lorenz aus dem SVE-Jugend-Kompetenzteam hergestellt. Wegen des Fahr-Aufwands hatte Nouri zunächst abgesagt, doch Lorenz blieb standhaft. Mit Erfolg.

Nouri bereut den Schritt bislang nicht. Durch ihren Bruder ist sie in ihrer Heimat Buxtehude von Kindesbeinen an mit dem Fußball aufgewachsen: "Wenn sich Alex nachmittags mit Freunden zum Kicken verabredet hat, bin ich immer mit. Deshalb arbeite ich auch heute lieber mit Jungs und Männern zusammen." Nina Nouri spielte später selbst in einem Verein und vollzog dann den Einstieg ins Athletiktraining, das auch die Schulung der Koordination, Stabilisation und Regenerationsfähigkeit umfasst.

"Das fasziniert mich sehr, weil es darum geht, seinen Körper richtig und gut wahrzunehmen", sagt Nouri, die in dieser Funktion schon die Spieler der Oberligisten Buxtehuder SV und TuS Güldenstern Stade sowie Jugendteams von Preußen Münster betreute.

Ihr Job in der Produktentwicklung von Villeroy & Boch im Bereich Bad und Wellness verschlug sie ins Saarland, wo sie zurzeit auch noch die U 14 der JSG Moseltal trainiert. "Ich habe bei Villeroy einen super Job, der mich erfüllt. Doch mit einem Auge schiele ich immer noch auf den Sportbereich", sagt Nouri. Ihr großer Traum ist, im Fußball hauptberuflich zu arbeiten. Die gelernte Reiseverkehrskauffrau hat BWL studiert. Das Thema ihrer Diplomarbeit: "Branding einer Frauenfußball-Mannschaft". Später legte Nouri noch ein 18-monatiges Sportmarketing-Fernstudium am IST nach.

Wie ihr Bruder ist sie ehrgeizig. "Ich habe zu Hause gelernt, sehr diszipliniert zu sein, wenn man etwas erreichen will", sagt die Inhaberin der Trainer-C- und Fitness-B-Lizenz, die sich nun auch zum Lehrgang für die Athletiktrainer-A-Lizenz im Fußballbereich angemeldet hat. Nouri ist wissbegierig, stößt im von althergebrachten Rollenbildern durchsetzten Fußball aber immer auch noch auf Vorbehalte. Beim niedersächsischen Fußball-Verband wollte sie einst ehrenamtlich einsteigen. Sie durfte es nach eigener Aussage nicht: "Es ist ernüchternd, ausgestoßen zu werden. Noch heute muss sich eine Frau im Sport besonders beweisen, vor allem im Männersport."

Nouri sieht sich nicht als Drill-Sergeant: "Ich appelliere an die Selbstverantwortung. Ich will für die Spieler auch Vertrauensperson sein. Schließlich haben die Trainer auch einen Bildungsauftrag. Aber wenn Spieler mir auf der Nase herumtanzen wollen, müssen sie natürlich auch laufen."

Dass Alexander Nouri durch seinen Aufstieg im Profifußball derzeit in aller Munde ist, hat auch Folgen für die Schwester. "Viele fragen mich, ob ich mit Alex verwandt bin. Zudem werde ich häufiger gefragt, ob ich Bundesliga-Karten besorgen könne. Nein, kann ich nicht! Ich bin keine Ticketbörse!" Selbst für sie sei es schwer, mal an eine Karte zu kommen. Was es Neues bei Alexander gibt, erfährt sie oftmals besser über die Eltern in Buxtehude als im Austausch mit dem Bruder: "Ich sehe ihn zurzeit öfters im Fernsehen als persönlich", sagt Nouri.

Mit der U 19 von Eintracht Trier stehen noch die entscheidenden Spiele um den Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga an. Da ist Nouri auch als Motivationshilfe gefragt: "Mit Preußen Münster sind wir 2011 in die A-Junioren-Bundesliga aufgestiegen. Das war eine richtig starke Sache. Ich habe den Eintracht-Jungs in einem der ersten Trainings davon berichtet. Vielleicht ist es ja ein gutes Omen."
Und auch die erste Mannschaft des SVE hat bei aller Trauer um den sportlich unabwendbaren Abstieg noch ein richtig wichtiges Spiel vor der Brust. Über den Rheinlandpokalsieg soll die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal gelingen. Nouri: "Ich drücke ganz fest die Daumen. Sollte dann Werder Bremen als Gegner zugelost werden, wäre das natürlich eine ganz tolle Geschichte."

Aufrufe: 019.5.2017, 21:45 Uhr
Volksfreund / volksfreund.de Mirko BlahakAutor