2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
162 von 165 stimmberechtigten Mitgliedern des VfL Stade stimmten am Donnerstag für die Fusion. Drei enthielten sich. Es gab keine Gegenstimme. Foto Berlin
162 von 165 stimmberechtigten Mitgliedern des VfL Stade stimmten am Donnerstag für die Fusion. Drei enthielten sich. Es gab keine Gegenstimme. Foto Berlin

VfL und Güldenstern: Fusion perfekt

Am 1. Juli verschmelzen die Vereine in den VfL Stade

Die Fusion der beiden großen Stader Stadtvereine ist perfekt. Am Donnerstagabend stimmte eine überwältigende Mehrheit der Mitglieder des VfL Stade zu. Die Mitglieder der TuS Güldenstern und des JFV Stade hatten vor Tagen bereits ihr Okay gegeben. Am 1. Juli 2016 verschmelzen der JFV und Güldenstern in den VfL Stade. Für den Stader Sport ist das ein historischer Tag. Die Macher zeigten sich erleichtert.

162 VfL-Mitglieder stimmten für die Fusion. Nur drei enthielten sich. Es gab keine Gegenstimme. Auf der Camper Höhe und beim JFV verlief das Votum vor einigen Tagen ähnlich deutlich. 128 Güldensterner waren dafür, nur ein Mitglied dagegen. Der JFV Stade entschied einstimmig.
„Für Stade war die Fusion eine historische Chance“, sagt VfL-Präsident Carsten Brokelmann. Sie bringe die Stadt dauerhaft nach vorn. Zudem benötige ein Verein wie der VfL 4000 Mitglieder, um dauerhaft gesund zu sein. Mit der Fusion rechnet Brokelmann mit stabil 5000 Mitgliedern. „Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben“, sagt Brokelmann.
Güldenstern verzeichnete einen Rückgang bei den Mitgliederzahlen und ein Kränkeln der Abteilungen. Die finanzielle Lage war angespannt. „Die Verschmelzung ist eine tolle Alternative“, sagt Güldenstern-Präsident Thomas Trabandt, den die VfLer noch am Donnerstag einstimmig zum VfL-Vizepräsidenten gewählt haben. Seit einigen Tagen erst war Trabandt beim VfL Mitglied. Trabandt dankte den „Konstrukteuren der Fusion“. „Sie haben gekämpft und sich letztendlich immer in der Mitte getroffen.“ Bereits die Verhandlungen in den vergangenen Monaten standen für viel Toleranz und Offenheit. Ganz nach dem Motto des fusionierten Vereins: „Eine Stadt ein Verein.“
Dirk Kraska, als Erster Stadtrat auch für den Sport zuständig, freut sich über die Entscheidung der Vereine. Grundsätzlich müsse es das maßgebliche Ziel sein, ein breit gefächertes Angebot für alle Menschen anzubieten. „Wenn die drei Vereine entscheiden, dass das gemeinsam am besten geht, kann die Stadt das nur begrüßen“, sagt Kraska.
Vor allem in der Fußball-Landschaft der Stadt wird sich einiges verändern. „Wir werden die Teams aber nicht auseinanderreißen. Wir wollen jeden mitnehmen“, sagt Thomas Trabandt. Allein diese Abteilung zählt ab dem 1. Juli 2016 etwa 1200 Mitglieder in mehr als 50 Mannschaften. Es werde zum Start Probleme geben, räumte Carsten Brokelmann bei so vielen Menschen ein. Die Abteilung wird sich komplett neu aufstellen, organisieren und dabei zwischen Leistungs- und Breitensport unterscheiden.
Die TuS Güldenstern bringt Schulden mit in die Ehe. Allein die laufenden Konten weisen ein Minus von 53 000 Euro auf. „Aber Güldenstern bringt auch Gegenwerte mit“, sagt Brokelmann. Der Verein hatte in den vergangenen Jahren viel investiert. Beitragserhöhungen aufgrund der Verschuldung schließt Brokelmann kategorisch aus. „Es gibt keine Sonderopfer.“
Die Verantwortlichen zeigten sich am Donnerstagabend nach dem Votum der Mitglieder erleichtert. Bis zuletzt war unklar, ob die Dreiviertelmehrheit zustande kommt.


Die wichtigsten Antworten

Die meisten Veränderungen nach der Fusion passieren im Fußball

Was passiert beim Fußball?
Die Spielrechte gehen zum 1. Juli auf den VfL Stade über. Die Fußballabteilung heißt dann VfL Güldenstern Stade und ist mit 1200 Mitgliedern und 50 Mannschaften die mit Abstand größte Abteilung.

Was passiert mit den Herren-Mannschaften?
Derzeit spielen Güldenstern und VfL in der Bezirksliga. Nach der Fusion gibt es eine Mannschaft in der Bezirksliga. Die zweite muss zwangsabsteigen. Auch in der Kreisliga darf der Großverein nur ein Team stellen. Ab der 1. Kreisklasse sind mehrere Teams eines Vereins erlaubt. Martin König wird als Cheftrainer gemeinsam mit Teammanager Dirk Dammann einen Kader für die Bezirksliga zusammenstellen. Aus den aktuell sechs Herrenteams werden wahrscheinlich fünf. Ziel der ersten Vertretung ist der Landesliga-Aufstieg und mittelfristig der Aufstieg in die Oberliga.

Was ändert sich bei den Frauen und den Jugendmannschaften?
Bei den Frauen ändert sich nichts. Seit einem Jahr gibt es die Frauenspielgemeinschaft (FSG) Güldenstern/VfL Stade. Das FSG fällt einfach weg. In der Jugend ändert sich ebenfalls nichts. Ab der D-Jugend firmierten die Teams unter JFV Stade. Jetzt spielen die Kinder und Jugendlichen für den VfL Güldenstern Stade.

Wie ist der VfL Güldenstern Stade im Fußball personell aufgestellt?
Martin König und Niels Gramkow trainieren die erste Mannschaft. Ansonsten wird der Trainerstab komplett neu aufgestellt. Beim Nachwuchs ändert sich nichts. Zwei Mini-Jobber kümmern sich in der Geschäftsstelle um die Abteilung. Koordinatoren strukturieren bereits die Abteilung. Ein eigener Vorstand wird gewählt.

Wo spielen die Mannschaften?
Das Stadtwerke-Stadion und die Camper Höhe bleiben als Spielstätten bestehen. Wer wo spielt, ist eine Frage der Vermarktung. Die Gespräche mit den aktuellen Sponsoren in Sachen Bandenwerbung laufen. Zunächst spielen die Teams wechselweise. Dann soll neu durchstrukturiert werden. Der Nutzungsvertrag für die Camper Höhe zwischen Stadt und Güldenstern geht auf den VfL über.

Wie strukturiert sich die Tischtennisabteilung?
Die drei Herrenteams, davon zwei von der Camper Höhe, regeln den Spielbetrieb unter sich und klären, wer mit welchem Leistungsniveau in welcher Spielklasse antreten wird.

Wie sind Breiten- und Gesundheitssport aufgestellt?
Die verschiedenen Gruppen bleiben bestehen, behalten die Trainer und Trainerinnen sowie die zunächst alten Hallenzeiten. Später soll überlegt werden, ob aus Kapazitätsgründen Gruppen zusammengeführt werden sollten.

Was passiert mit den Schulden?
Am 1. Juli beträgt der Schuldenstand nach der Fusion 150 000 Euro. Innerhalb von acht Jahren soll das abgebaut werden. Das Minus von 53 000 Euro auf dem aktuellen Güldenstern-Konto kann der Verein nach der Fusion günstig umschulden. Knapp 5000 Mitglieder sind eine gute Sicherheit für die Bank.

Steigen die Beiträge?
Ein Erwachsener von Güldenstern zahlt im Monat statt 15 jetzt den VfL-Beitrag von 15,50 Euro.


Kommentar von Sportredakteur Jan Bröhan: Kein Meilenstein

Ein Verein für eine Stadt“ ist nun Realität – und heißt: VfL Stade. Die TuS Güldenstern Stade ist Geschichte, lebt nur noch als VfL Güldenstern Stade in den Abteilungsnamen der Tischtennisspieler und der Fußballer weiter. Das ist entscheidend. Güldenstern war im Traditionsbewusstsein immer nur Fußball.

Die Fusion der beiden Stader Stadtvereine ist kein Meilenstein, wie sie es noch vor Jahren, als die Verhandlungen aber aus Traditionsbewusstsein scheiterten, gewesen wäre. Es ist ein unausweichlicher Schritt. TuS-Präsident Thomas Trabandt und VfL-Präsident Carsten Brokelmann haben gute Aufklärungsarbeit an der Basis geleistet, offen, sachlich, verständlich. Emotionen durften bei der Entscheidung nicht entscheidend sein. Die TuS Güldenstern Stade war wirtschaftlich angeschlagen. Die Entwicklung sei sehr gefährlich, wie Trabandt bei der TuS-Mitgliederversammlung betonte, ohne Spenden sei der Verein kaum noch zu führen gewesen. Nur ein Güldensterner von 132 stimmberechtigten Mitgliedern stimmte dagegen. Realitätsbewusstsein.
Der unbefriedigende Ist-Zustand der beiden einst stolzen Fußball-Abteilungen tat das Übrige. Die gute Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Jugendarbeit in Form des JFV Stade darf als Wegbereiter für den unausweichlichen Zusammenschluss gewertet werden. Die Fußballer streben nun wieder besseren Zeiten entgegen. „Alle werden profitieren. Das ist eine Chance für Stade“, sagt Brokelmann. Ganz viel Arbeit kommt dennoch auf den Großverein zu. Der Meilenstein wurde verpasst.

Aufrufe: 04.3.2016, 11:12 Uhr
TAGEBLATT/ Daniel Berlin, Jan BröhanAutor