2024-03-28T15:56:44.387Z

Allgemeines

VfL Kupferdreh steigt ab

Hammerjungs verabschieden sich nach spannendem Scheibenschießen anständig aus der Liga

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Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, keiner rechnete mehr mit einem Klassenerhalt. Seit Sonntag ist es rechnerisch besiegelt. Mit einem munteren 4:6 gegen Tabellen-Nachbar Kray 04 steht der VfL Kupferdreh als erster Absteiger aus der Kreisliga A fest.
Handgestoppte 88 Minuten und 48 Sekunden ist das Spiel alt, als ein emotionales Zehn-Tore-Spiel, bei dem die zwei „Schießbuden“ der Liga ihrem Namen alle Ehre machen, überraschend früh beendet wird. Zu dem Zeitpunkt stand etwas Kurioses fest: Der VfL machte in der Englischen Woche den Abstiegskampf wieder richtig spannend – und stieg ab. Eine Woche ist es her, dass Bredeney und Kray mit je 16 Zählern sechs Punkte zum fünfzehnten Platz fehlten. Nach dem 1:12 von Yurdumspor und den jeweiligen Siegen über Kupferdreh von Bredeney (Donnerstag) und Kray (Sonntag) trennen die drei Mannschaften nur noch drei Punkte. Mit diesen Rechenspielchen hat der VfL seinerseits nichts mehr zu tun, die 22 Punkte von Yurdumspor sind seit dem Abpfiff nicht mehr zu erreichen, der Klub verabschiedet sich nach drei Jahren A-Liga in die Kreisliga B.

Aber nun von Mathematik zum Sport: Torreiche Spiele mit VfL-Beteiligung gab es schon viele in dieser Spielzeit, aber selten so packende. Es war früh klar: Hier begegneten sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe, die vermutlich auch – so hart das klingt – zurecht beide da unten stehen. Knapp hundert Sekunden ist die Partie alt, als der Schiedsrichter zum ersten Mal einen Eckstoß ausführen lässt. Pumba bringt den Ball von der rechten Seite und findet Gaga, der aus guten zehn Metern einköpft. Die frühe Führung für das Schlusslicht! Doch nur fünf Minuten später ist das Spiel gar gedreht. Nachdem die VfL-Defensive sich durch einen einfachen Abstoß hatte aushebeln lassen und die Offensivabteilung des Gastes ohne große Mühe den Ausgleich erzielen konnte (5.), bot sich in der siebten Minute beinahe das gleiche Spiel noch einmal. Pass durch die löchrige Viererkette, Querpass, Bumm, 1:2. So schnell geht es. In dem Takt ging es zwar nicht weiter, doch es boten sich eine Reihe Torchancen für beide Seiten. Mal durch den Abseitspfiff vereitelt, mal durch den gegnerischen Torwart, ab und zu auch mal durch Unfähigkeit.

Unfähigkeit wollte man vonseiten des VfL auch kurzzeitig Stürmer Steffan vorwerfen. 23 Minuten waren bereits verronnen, die Null-Vierer wollen den Ball hinten herausspielen. Der Versuch scheitert kläglich, das Pressing des VfL macht diese Bemühung zunichte. So kann Dennis nach eigenem gewonnenen Zweikampf 25 Meter vor des Gegners Tor allein auf das Tor zumarschieren. Er hat nur noch den Torwart vor sich, als er in den Strafraum eindringt – und Steffan rechts neben sich, auf Höhe des zweiten Pfostens. In einem Anflug von Uneigensinnigkeit legt Dennis auf unsere Nummer Neun ab, der damit blank vor dem Tor steht. Oder stehen sollte. Der Ball ist etwas in den Rücken gespielt, aber das darf nicht als alleinige Ausrede durchgehen. Bei dem Versuch, an den Ball zu kommen, stolpert Steffan und fällt ungestüm auf den Kunstrasen. Die Hälfte der Bank dreht sich enttäuscht ab – vollkommen zu Unrecht. Denn Steffan nimmt sich den Ball nun auf dem Boden sitzend mit dem Fuß, legt ihn sich auf den Linken und scheint zu überlegen, ob er nicht so schießen sollte. Er entscheidet sich dagegen, steht aber auf, immer noch den Ball auf dem Fuß und schlenzt die Kirsche im Aufstehen mit dem schwachen linken Fuß in die lange Ecke, vorbei am Torwart, der wieder zwischen seine Pfosten geeilt war. Was ein Tor...

Der Gast aber nun aufgestachelt. Drückend. Aggressiv. Nur vier Minuten nach dem skurrilen Ausgleich klingelt es wieder. Wieder nach der Bauart der ersten beiden Dinger: Langer Ball (abseitsverdächtig...) über die Abwehr und Abschluss aus kurzer Distanz (27.).
Sieben Minuten später ist Schluss für Pumba, der mit Atemnot Rahel Platz machte – eine weitere Belebung für das Spiel. Beide Mannschaften hätten vor der Pause noch treffen können, möglicherweise sogar doppelt. Doch es blieb „nur“ beim 2:3 aus Kupferdreher Sicht, als der Schiedsrichter nach vierundvierzigeinhalb Spielminuten zum Pausentee bat. Bei diesem verdiente sich neben dem kampfstarken Dustin vor allem Mali ein Extralob, der sich in jeden Zweikampf warf und trotz seiner nicht allzu überragenden Größe jedes Kopfballduell für sich entscheiden konnte. Generell fehlte es nicht an Einstellung, einzig die kollektive Einstellung war das Problem: Es gab immer Spieler, die sich richtig reinhauten, aber seltenst waren alle elf Spieler absolut motiviert und fokussiert, sodass wir uns das Leben selbst schwer machten. Doch der VfL war weiterhin wild entschlossen, den drohenden Abstieg nicht ausgerechnet auf heimischem Platz gegen den anderen Abstiegskandidaten und Vorjahres-Fünfzehnten von der Schönscheidtstraße hinnehmen zu müssen. Drei Punkte mussten und sollten her!

Die Marschrichtung war klar, die Motivation stimmte endlich. Es ging, abgesehen von kleinen Nadelstichen, südwärts, zum Tor des gelben Gäste-Goalies. Keine zehn Minuten nach dem Seitenwechsel bebte der Eisenhammer folgerichtig wieder: Dennis steckt auf Rahel durch, der in alter Gio-Manier in den Strafraum eindringt und die Kugel mit dem Vollspann in die kurze Ecke nagelt (54.). Dann kam der angeschlagene Djemail für Mali (55.). Beide machten ein sehr überzeugendes Spiel. Djemail fand sich direkt mit einem Ballgewinn ein, durch den er mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit bis zum Tor durchging, sich aber beim letzten Ballkontakt die Kugel etwas zu weit vorlegte, sodass der Schnapper den Ball abfangen konnte. Statt der vielleicht sogar fälligen Führung für Weinrot ging die Elf in Schwarz wieder in Führung, im direkten Gegenzug. Kupferdreh war natürlich weit aufgerückt, bekam aber keinen Zugriff auf den schnell abgeworfenen und ebenso schnell in die Spitze gespielten Ball. Kray spielte über wenige Stationen, bis Kray-Torjäger Andre Sollenböhmer unseren Torwart Basti umspielte und ins leere Tor zur erneuten Gästeführung abschloss (58.). Keine zwei Minuten später: Ballverlust der Hammerjungs 25 Meter vor dem eigenen Kasten. Im folgenden Zweikampf kann man (vielleicht aber auch nur durch die weinrote Brille gesehen) auf Foul und somit Freistoß für Kupferdreh entscheiden. Der Unparteiische entscheidet sich dagegen und lässt weiterlaufen. Ohne viel Federlesen haut der Krayer Mittelfeldspieler Patrizio Benvenuti einfach aus der zweiten Reihe drauf. Basti springt dem Ball gar nicht erst hinterher. Ein Sonntagsschuss, wie er im Buche steht und nur gegen den VfL zu passieren scheint. Unfassbar, wieder ein Zwei-Tore-Rückstand, den es zu egalisieren gilt, um den zweiten Punktgewinn zu feiern, drei Tore zur ganz rein theoretischen Chance auf den Klassenerhalt.

Und wieder dauert es nicht lange, bis es die Kupferdreher Bank wieder von den Sitzen reißt. Ole steht bei einem unscheinbaren Freistoß knapp hinter der Mittellinie bereit, linke Position. Er sieht Gaga und spielt ihn aufs Geratewohl an. Der Torschütze zum 1:0 aber verliert den Ball ziemlich schnell wieder, kann ihn aber wieder erobern. Das eröffnet ihm eine riesige Lücke, die er nutzt, um auf der linken Seite in den Strafraum einzudringen. Von dort aus bringt er die Flanke auf Halbbruder Steffan, der standesgemäß per Dropkick aus gut sieben Metern seine Farben wieder heran bringt (65.). Sein einfachstes Tor heute. Es geht wieder rauf und runter. Dennis versuchte sich beispielsweise per Fallrückzieher aus 16 Metern, Dustin per Distanzschuss. Hinten stand die Defensive häufig gut, Gerrit konnte seinen Gegenspieler gut aus dem Spiel nehmen und hohe Pässe unterbinden. Aus dem Nichts die Vorentscheidung! Kray führt einen Freistoß aus, ungefähr an der Stelle, an der acht Minuten zuvor Ole den Anschlusstreffer initiiert hatte. Nach einer kurzen Kopfballverlängerung landet der Ball auf Höhe des zweiten Pfostens, wo es für die schwarzgekleideten Gäste ein Leichtes ist, ungedeckt den Zwei-Tore-Vorsprung wieder herzustellen. Das Spiel wurde dann zusehends ruppiger. Angesichts der Ausgangslage nachvollziehbares Zeitspiel des Tabellen-Vorletzten nahm Überhand, was aber mit keiner gelben Karte bedacht wurde. Es gab keine bösen Fouls, aber immer wieder kamen zwei oder mehrere Spieler aneinander, die darüber diskutierten, ob manche Entscheidungen nun tatsächlich als Einwurf für die richtige Mannschaft ausgelegt wurden. Auch hier beließ es der Unparteiische zumeist bei mündlichen Ermahnungen, leidglich zwei gelbe Karten wurden in dem Zusammenhang gezogen. So schnell die Unruhe Einzug ins Spiel gefunden hatte, so schnell verschwand sie dann erfreulicherweise auch wieder, man besann sich wieder auf sportlichen Abstiegskampf. Die Hammerjungs versuchten alles in ihrer Macht stehenden, doch die Minuten rannen ihnen wie Sand durch die Finger. Als letztem Joker vertraute der heute als Chef-Trainer fungierende Lehrer auf Gonzo, mit der Hoffnung auf gewinnbringende lange Bälle aus der Innenverteidigung. Was auch versucht wurde, es blieb beim 4:6. Angesichts der kleinen Auseinandersetzungen und des Zeitspiels betrug die Netto-Spielzeit wohl nicht bedeutend mehr als 82 Minuten, aber was soll's? Womöglich hätte der VfL noch ein Tor gemacht, aber für ein oder drei Punkte hätte es vermutlich nicht gereicht. Abgestiegen. Tja. Alles andere wäre schon vor der Saison mehr als verwunderlich gewesen. Wir sehen das lediglich als kleine Randnotiz bei unserer Vorbereitung auf die bevorstehende Kreisliga-B-Saison, die sich von Juni 2016 bis August 2017 ziehen wird. In dieser „längsten Vorbereitung der Welt“ lief manches nicht ganz so gut wie erhofft, aber wir sind mehr als zuversichtlich, dass wir für die anstehende Reise gut gewappnet sind. Es hat sich was entwickelt am Eisenhammer und es wird sich noch etwas tun. Neue Vertragsunterzeichnungen sind schon für Dienstag anberaumt. All das kann positiv stimmen, auch an einem Tag, der im Zeichen des Abstiegs steht.

Kurzes Fazit zum Spiel: Wieder sind es kleine Schwächephasen, in denen wir zwei Tore auf einmal bekommen, die unsere Gegentorzahl in Höhen schießen lässt, die der Qualität unserer Hintermannschaft aber nicht entsprechen darf. Vier Tore zu schießen und nicht zu gewinnen, zeigt das deutlich. Der Kampf stimmte über weite Strecken – nur über weite Strecken. Wir müssen konsequenter werden. Aber die Vorbereitung ist ja noch lang.
Aufrufe: 025.4.2017, 10:03 Uhr
Patrick Pfeifer, VfL KupferdrehAutor