2024-05-08T14:46:11.570Z

Im Nachfassen
So sehen Meister aus! Der VfL Bad Berleburg hat den sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga realisiert. Fotos (2): sta
So sehen Meister aus! Der VfL Bad Berleburg hat den sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga realisiert. Fotos (2): sta

"...die Matzen haben die Schale"

Der VfL kehrt nach einem Jahr in die Landesliga zurück und feiert ausgelassen

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Es wird gesungen. Es wird getrunken. Es wird getanzt. Es wird gefrotzelt. Und auch ein Schuss Selbstironie ist auch dabei. Innerhalb von drei Jahren feiert der VfL Bad Berleburg dieser Tage den zweiten Aufstieg in die Landesliga, am Sonntag machten die Grün-Weißen gegen den TuS Langenholthausen beim 5:2 den Titel in der Fußball-Bezirksliga 4 klar.

„Bambule, Randale, die Matzen haben die Schale“, schallt es gestern Mittag gegen aus dem Planwagen heraus in die Stadt, wo einige Passanten verdutzt gucken, manche aber auch den Daumen nach oben recken. Matzen? So werden die Berleburger eher despektierlich von den Menschen aus den Nachbarorten genannt, doch das stört die VfLer am Tag eins nach dem Titelgewinn ziemlich wenig, die sich – natürlich unter dem Einfluss von jeder Menge Gerstensaft – gerne selber ein wenig auf die Schippe nehmen. Und natürlich auch ein wenig in Richtung Birkelbach („Und schon wieder keine Schale SFB“) austeilen. Das gehört in solchen Ausnahmemomenten dazu und würde auf der anderen Seite wohl kaum anders aussehen.

Zu gerne sprechen Verantwortliche – wenn es darum geht, die Stärken der eigenen Mannschaft, die gerade Großes geleistet hat – vom Zusammenhalt. Das ist auch beim VfL Bad Berleburg so, wenn nicht, würde es aber auch deshalb verwundern, weil die Mannschaft eine Ansammlung von „Persönlichkeiten“ ist, wie Trainer Marcus Goßler feststellt, „die Dinge, die außerhalb vom Sportlichen gelegen haben, auch aufgearbeitet hat. Weil ihnen die Harmonie untereinander noch wichtiger ist als der Erfolg.“ Der Sportliche Leiter Holger Lerch schiebt nacht: „Die Jungs sind auf und neben dem Platz ein Stück weit wirklich Freunde.“

Freunde, die sich ausgerechnet vor dem Spitzenspiel in Birkelbach gegen ihren eigenen Trainer Ralph Schneider auflehnten und dessen Abberufung forderten. Weil sie den Zusammenhalt vermissten, trotz der starken Bilanz. „Das muss man auch erst einmal als Tabellenführer machen“, stellt Goßler klar und den Charakter seines Teams in den Vordergrund, der nach dem Rauswurf Schneiders in die Verantwortung rückte.

Das ist aber Vergangenheit, etwas, was man am liebsten gar nicht mehr näher eruieren möchte. „Wir haben die kompakteste Truppe, es sind alle gleich stark, es gab nie Schwankungen nach Auswechslungen“, findet Torwart Christian Badura, der mit 36 Jahren einer der wenigen erfahrenen Akteure ist. „Wir haben noch ein paar Spieler, die Mitte zwanzig sind, aber halt auch viele ganz junge. Sie folgen den Alten“, hebt Lerch hervor. „Die Hierarchie ist klar und wird akzeptiert“, schlägt Goßler in die gleiche Kerbe.

Und der Teamgeist wird gelebt. „Jeder gönnt dem anderen zu spielen, das habe ich so bisher selten erlebt“, betont Badura, der mit nur 22 Gegentoren enormen Anteil daran hat, dass die Berleburger die mit Abstand beste Defensive haben. „Wir sind nicht nur von Ahmad abhängig“, merkt Außenverteidiger Alexander Krowarz an und meint Angreifer Ibrahim, der 25 Mal eingenetzt hat und so manches Spiel, was auf des Messersschneide stand, zugunsten der Kurstädter gedreht hat: „Hier wird jeder einzelne gebraucht!“ Nicht verwunderlich demnach, dass die Verantwortlichen, sowohl Lerch, der Goßler als Co-Trainer zur Seite steht, als auch der Übungsleiter selber keinen einzelnen Spieler herausstellen möchten („Lerch: Das wäre unfair gegenüber der ganzen Mannschaft“), Goßler aber schlussendlich doch noch seine „Überraschung“ der Saison preisgibt: „Das ist Steven Lichy. Er ist als reine Offensivkraft gekommen und hat die Aufgabe als Außenverteidiger links, wo wir personell ein Problem hatten, angenommen und dazu beigetragen, dass wir die beste Viererkette der Liga stellen. Messi oder Ronaldo werden jedes Jahr die Weltfußballer, weil sie viele Tore schießen. Aber es gibt auch zehn andere Spieler, die für den Erfolg am Platz sorgen.“

Das wiederum ist typisch für diesen VfL Bad Berleburg im Jahr 2017, wo das Individuum nur so gut ist wie die ganze Gemeinschaft. Wo der Einzelne, wie sich beim Trainertheater im April gezeigt hat, keine Chance hat. „Diesen Zusammenhalt hatten wir beim letzten Aufstieg 2014 auch“, blickt Holger Lerch zurück, der damals von viel Euphorie getragen wurde und ein Jahr später auf einem hervorragenden 7. Platz in der Landesliga mündete, bevor es wieder runter ging in die Bezirksklasse. Am Sonntag verloren sich allerdings nur etwas mehr als 200 Zuschauer am „Stöppel“, etwas mehr Unterstützung hatte man sich schon erhofft.

„Nach dem Landesliga-Abstieg wussten selbst wir nicht wo wir stehen. Woher sollte das dann das Umfeld wissen und euphorisch mitbegleiten? Das muss wachsen“, betont Lerch, der ein glückliches Händchen mit den Zugängen hatte und nun auch wieder haben muss, damit die Landesliga kein einjähriges Abenteuer wird. Doch das ist Zukunftsmusik, denn die aktuelle Scheibe läuft gerade in der Endlosschleife: „Bambule, Randale, die Matzen haben die Schale!“

Aufrufe: 016.5.2017, 12:00 Uhr
Stefan StarkAutor