2024-04-16T09:15:35.043Z

Testspiel
Moment des Glücks: Lübecks Kubilay Büyükdemir (re.) klaut Werder-Keeper Jaroslav Drobny den Ball und trifft zum 1:1-Endstand. Fotfxk
Moment des Glücks: Lübecks Kubilay Büyükdemir (re.) klaut Werder-Keeper Jaroslav Drobny den Ball und trifft zum 1:1-Endstand. Fotfxk

VfB Lübeck trotzt Werder Bremen ein Remis ab

1:1 im Testspiel gegen den Bundesligisten

Die 4655 Zuschauer an der Lübecker Lohmühle gingen mit einem Lachen auf den Lippen nach Hause. Das lag einerseits an der couragierten Leistung des heimischen Regionalligisten VfB Lübeck, und andererseits an Jaroslav Drobny. Der Schlussmann, den der SV Werder Bremen aus Hamburg verpflichtet hatte, machte mit einer Slapstick-Einlage kurz vor Schluss die Überraschung perfekt. Dank des Torwartfehlers trotzte der VfB dem Bundesligisten ein insgesamt nicht einmal unverdientes 1:1 ab.
„Ich habe einfach spekuliert und bin mal reingegrätscht“, strahlte VfB-Torschütze Kubilay Büyükdemir, dessen kurioser Treffer den Lübeckern ein Remis sicherte. „Ein bisschen Glück gehört dazu. Erwarten konnte man das nicht, schließlich ist Drobny eigentlich ein guter Torhüter“, wusste Büyükdemir. Der Tscheche, der zuvor in einigen brenzligen Situationen riskant, aber letztlich effektiv geklärt hatte, übertrieb in der 88. Minute das Dribbling im eigenen Fünf-Meter-Raum. Als der Keeper einen zweiten Haken schlug, fegte Büyükdemir dazwischen und drückte den Ball aus wenigen Metern über die Linie. „Ich hoffe, er ist schlau genug, dass er das nicht noch einmal macht“, sagte ein angesäuerter Werder-Trainer Viktor Skripnik zum Lapsus seines Schlussmannes.



Mit der über weite Strecken dürftigen Leistung der Mannschaft ging der Ukrainer dagegen nicht allzu hart ins Gericht. „Wir sind erst seit einer Woche im Training, dazu war es eine harte Woche“, sagte der Werder-Coach. Die Bremer waren auf der Rückreise aus dem Trainingslager in Neuruppin und hatten bereits am Mittag mit einer B-Garnitur ein Testspiel gegen eine Stadtauswahl aus Neuruppin bestritten und mit 8:0 gewonnen.

In Lübeck lief dann die erste Garde – mit Ausnahme der noch urlaubenden EM-Fahrer Theodor Gebre Selassie, Zlatko Junuzovic und Laszlo Kleinheisler – auf und bestimmte zu Beginn auch deutlich das Spiel. „Da haben wir noch zu viel Respekt gezeigt“, sagte VfB-Trainer Rolf Landerl. „Wir waren sehr verhalten und sind zu spät in die Zweikämpfe gekommen.“ Auch das frühe 0:1 führte der Österreicher auf diese Defizite zurück. Werders Kapitän Clemens Fritz hatte mit einem schönen Pass den Ex-Kieler Fin Bartels in Szene gesetzt, der Dennis Wehrendt versetzte und unhaltbar für Jonas Toboll ins rechte Eck traf (6.).

Rund 20 Minuten benötigten die Gastgeber, um die Zurückhaltung abzulegen. Ein 20-Meter-Schuss von Andreas Gomig nach einer kurzen Kopfballabwehr von Leon Guwara war ein erstes Signal (17.). Phasenweise war der VfB nun schon die zielstrebigere Mannschaft. Nach einem Freistoß von Joshua Gebissa wurde ein Kopfball von Stefan Richter abgelenkt, Drobny reagierte jedoch gut (23.). Eine Flanke von Jan-Andre Sievers rauschte an Freund und Feind vorbei (24.). Und nach einer Flanke von Gomig brachte Gary Noel noch einen Fuß an den Ball, verfehlte aber das Tor knapp (29.).

Und auch in der Defensive packte der VfB nun energischer zu. Moritz Marheineke, erstmals seit Jahren nicht mit der Kapitänsbinde am Arm, bekam zweimal Szenenapplaus für beherzte Grätschen gegen Bartels und Claudio Pizarro. Die insgesamt besseren Torchancen hatte Werder vor der Pause aber dennoch. Einen Schuss von Guwara hielt Toboll mit etwas Mühe (39.). Nach einem Freistoß von Florian Kainz scheiterte auch Pizarro am Keeper (42.).



Nach der Pause war die Partie dann endgültig offen. Die müde (wenn nicht gar lustlos) wirkenden Bremer versuchten teilweise sogar, das Tempo zu verschleppen. „Natürlich war Müdigkeit zu sehen“, wusste Landerl. „Aber die Bremer wollten schon gewinnen. Man hat ja auch gesehen, dass Viktor Skripnik erst spät gewechselt hat.“ Zur Pause blieb nur der angeschlagene Florian Grillitsch in der Kabine.

Trotz aller Kritik an der nicht bundesligareifen Leistung blieb Werder aber das gefährlichere Team. So bei einem Garcia-Kopfball nach einer Kainz-Ecke, als Gebissa auf der Linie goldrichtig stand (50.). Alexander Langer, der nun im VfB-Tor stand, verhinderte bei einem Freistoß von Kainz Schlimmeres (58.) und rettete auch artistisch vor dem heranstürmenden Maximilian Eggestein (75.). Als Lennart Thy nach einem Garcia-Pass am Keeper schon vorbei war, rettete der junge VfB-Verteidiger Cedric Szymczak mit beherztem Einsatz (81.). Schließlich traf Izet Hajrovic mit einem satten Schuss noch den Pfosten (87.).

Den „Stangentreffer“, wie er es in seinem österreichischen Dialekt ausdrückte, führte auch Landerl an. „Natürlich hätten wir das zweite Gegentor bekommen können“, wusste er, fügte aber im gleichen Atemzug hinzu: „Wir hatten auch unsere Möglichkeiten, nachdem wir die Handbremse gelöst hatten.“

Die Lübecker sorgten nach der Pause immer wieder für mutige, temporeiche Vorstöße und hatten sich den späten Treffer somit zweifellos verdient. Noel hatte bereits nach 50 Minuten getroffen, wurde allerdings spät (wenn auch korrekt) von der erhobenen Abseitsfahne des Schiedsrichterassistenten Max Rosenthal enttäuscht. Maurice Maletzki (54.) und Junior Ebot-Etchi (57.) hatten Schusschancen. Noel scheiterte nach einer Gebissa-Ecke am auf der Linie postierten Bartels (58.).

„Es war ein intensives Spiel“, stellte Skripnik auch mit Blick auf den VfB fest. Auch nach den zahlreichen Wechseln, die sich nicht negativ bemerkbar machten, blieben die Lübecker stets gefährlich. „Es war das Ziel, mit einer engagierten Leistung die Zuschauer mitzunehmen“, sagte VfB-Keeper Toboll. „Das haben wir mit einer geschlossenen Leistung geschafft.“ Dass am Ende wirklich jeder VfBer einen engagierten Eindruck hinterließ, bewertete er nicht zu hoch. „Das ist in einem Spiel wie heute auch leicht“, wusste er.

Büyükdemir sorgte schließlich dafür, dass der positive Eindruck sich dann auch endgültig im Ergebnis manifestierte. „Mit einem 0:1 hätten wir auch leben können, das wäre auch schon ein gutes Resultat gewesen“, betonte der Torschütze und stellte „eine gute Teamleistung“ positiv heraus.
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VfB Lübeck: Toboll (46. Langer) – Sievers (76. Sirmais), Wehrendt (76. Lindenberg), Marheineke (85. Cekala), Gomig (76. Szymczak) – Nogovic (46. Maletzki), Weggen (76. Meyer) – Richter (46. Bohnsack), Gebissa (65. Büyükdemir), Ebot-Etchi (65. Thiel) – Noel (76. Haritos). SV Werder Bremen: Drobny – Guwara, Diagne (76. Galvez), Caldirola, S. Garcia – Petsos (71. Fröde) – Bartels (76. Hajrovic), Fritz (46. U. Garcia), Grillitsch (46. M. Eggestein), Kainz (85. Veljkovic) – Pizarro (61. Thy). SR: Paltchikov (Groß Grönau). Zuschauer: 4.655. Tore: 0:1 Bartels (6.), 1:1 Büyükdemir (88.).
Aufrufe: 016.7.2016, 22:36 Uhr
SHZ, JessenAutor