2024-04-25T10:27:22.981Z

Aufreger der Woche
Die Zukunft des FC Eschborn bleibt nach wie vor nebulös. Archivfoto: Schulz.
Die Zukunft des FC Eschborn bleibt nach wie vor nebulös. Archivfoto: Schulz.

Verwirrung in und um Eschborn

Neu gegründeter SC Eschborn scheitert mit geplanter Spielrechtsübernahme des insolventen FC Eschborn +++ SC startet wohl als eigenständiges Team in B- und D-Liga +++ Kriegt der FC eine Gruppenliga-Mannschaft zusammen?

ESCHBORN. Nach wie vor ist beim FC Eschborn keine Ruhe in Sicht. Der Klub musste zum zweiten Mal nach 2006 Insolvenz anmelden, soll in der kommenden Saison in der Gruppenliga an den Start gehen. Die Reserve, die sportlich am letzten Spieltag noch in die Kreisoberliga abgestiegen war, wird ebenfalls zwei Ligen nach unten gestuft - in die Kreisliga B. Soweit, so verständlich. Doch nun kommt ein weiterer Verein ins Spiel.

Und der heißt SC Eschborn. Ein Verein, der am Mai 2016 gegründet wurde, um das Spielrecht vom insolventen FC Eschborn zu übernehmen und zur kommenden Saison in der Gruppenliga anzutreten. Gestützt wurde dies auf Paragraph 15, Absatz 2 der Hessischen Spielordnung. Der besagt, dass Spieler und Trainer - sofern der alte Verein nicht mehr spielfähig ist - einen neuen Verein gründen können und er dieses Spielrecht übernehmen kann.

Hier der Paragraph im Wortlaut:
§15, 2: "Gründen Spieler und andere Mitglieder eines Vereins (Altverein) mit dessen Zustimmung einen neuen Verein (Neuverein) und stellt der Altverein aus diesem Anlass den Spielbetrieb ein, kann der Verbandsspielausschuss die Mannschaften des Neuvereins (...) zu Beginn des auf die Aufnahme des Neuvereins folgenden Spieljahres einer höheren Spielklasse zuteilen, um die sportliche Chancengleichheit zu wahren."

Präzedenz-Fälle habe es bei Borussia Neunkirchen oder RB Leipzig bereits gegeben, lässt SC-Vorsitzender Marcus Hegedüsch durchblicken. Doch der Hessische Verbandsausschuss machte dem Übernahme-Vorhaben am letzten Freitag einen Strich durch die Rechnung und lehnte den entsprechenden Antrag der Eschborner ab. Eine Entscheidung, die einige Verlierer hervorruft:

Verlierer 1: Der FC Eschborn. "Zwei Teams wurden vom FC Eschborn für die kommende Saison gemeldet, eine in der Gruppenliga, das andere in der Kreisliga B Main-Taunus", meint Dirk Webert, stellvertretender Kreisfußballwart im Main-Taunus-Kreis. Nach unseren Informationen erscheint dieses Szenario jedoch unrealistisch, Spieler sind beim FC wohl auch noch längst nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Vom offizieller Seite gab es hierzu noch keine Auskunft.

Verlierer 2: Der SC Eschborn. Der ging fest davon aus, mit der ersten Mannschaft zur kommenden Saison in der Gruppenliga zu spielen, mit der Zweiten in der B-Liga. Doch aus dem Plan wurde bekanntlich nichts. Stattdessen sind sämtliche Spieler und Trainer Soufian Houness, der vorher den FC Eschborn II betreut hatte, vom SC wieder abgesprungen. Genauso die Sponsoren. Nun wird weiter nach neuen Spielern für die zwei Aktiventeams und eine A-Jugend gefahndet. "Zudem wollen wir eine Jugendabteilung aufbauen", plant Hegedüsch. Neuer Trainer der Ersten ist Fatos Gurguri, der zuletzt beim FFC Frankfurt tätig war, nun parallel Vizepräsident beim SC Eschborn ist. Die Zweite Mannschaft trainiert Castrese Silvestri. Im ersten Training waren 35 Spieler da, dennoch sind weitere Spieler gerne willkommen.
Die Tatsache, dass ein neu gegründeter Verein direkt in der B-Liga aufschlagen darf, wo doch im Main-Taunus-Kreis die Kreisliga D die tiefste Klasse ist, sorgte bei vielen für Verwunderung. Laut Marcus Hegedüsch, schlägt der SC Eschborn direkt in der B-Klasse auf, weil der Verein zwei Teams anmeldet, diese dürfen aber nicht parallel in der D-Klasse spielen. Damit auch der Zweiten der Aufstieg nicht verbaut werden kann, wurde der SCE I direkt in die B-Klasse gestuft, darf damit zwei Klassen höher beginnen als der ebenfalls neu gegründete Türk FC Kelsterbach, der mit nur einem Team in der D-Liga an den Start geht. "So hat es uns der Kreisfußballwart zumindest gesagt", erklärt Hegedüsch. Kreisfußballwart Karl-Heinz Reichert weilt derzeit im Urlaub, sein Stellvertreter Dirk Webert konnte dazu keine Auskunft geben.

Verlierer 3: Die Teams der betroffenen Ligen. Durch den Zwangsabstieg vom SV Wiesbaden und dem FC Eschborn ist die Gruppenliga Wiesbaden nächste Saison sowieso schon proppenvoll, Stand jetzt mit 19 Teams und eventuell bis zu sieben Absteigern. Nun wird man wohl bis kurz vor Saisonstart noch nicht wissen, ob der FCE überhaupt ein Team zusammenbekommt. In der Kreisliga B Main-Taunus sieht es noch undurchsichtiger aus: Hier werden zur kommenden Saison aller Voraussicht nach der FC Eschborn II und der SC Eschborn aufschlagen, also zwei Teams mehr als geplant - eine Anhebung der Absteigerzahl scheint auch hier wahrscheinlich. Planungssicherheit in dieser Hinsicht sieht anders aus.

Aufrufe: 02.7.2016, 11:15 Uhr
Philipp DurilloAutor