2024-03-28T15:56:44.387Z

Ligabericht
Zu selten können die Teutonen nach bereits etwas mehr als der Hälfte der Saison über Tore und Punkte in der Regionalliga Südwest jubeln.   	Foto: Schepp
Zu selten können die Teutonen nach bereits etwas mehr als der Hälfte der Saison über Tore und Punkte in der Regionalliga Südwest jubeln. Foto: Schepp

Versetzung stark gefährdet

RL SÜDWEST: +++ Durchwachsene Zwischenbilanz für den Aufsteiger SC Watzenborn-Steinberg +++

WATZENBORN-STEINBERG. Vor exakt 133 Tagen begann das Abenteuer Regionalliga-Südwest für den SC Teutonia Watzenborn-Steinberg, inzwischen hat der Neuling bereits 22 Partien absolviert, das sind rund 60 Prozent. Die Pohlheimer belegen im Klassement mit 19 Punkten Rang 17 und damit einen „sicheren“ Abstiegsplatz. Weitere Zahlen und ihre Hintergründe in fünf Kategorien bilden die Bilanz des ersten Halbjahres eines mittelhessischen Clubs in Liga vier.

Zum Ende des Jahres häuften sich dann aber höhere Schlappen und Niederlagen, an denen es rein gar nichts zu deuteln gab: Bei der SV Elversberg (1:6), in Steinbach (1:5), beim SSV Ulm (1:3) und in Offenbach (0:3) hingen die Trauben wie schon im September bei der TSG Hoffenheim II (0:5) zu hoch.

Am Resultat zwar nicht festzumachen, glich das 0:2 gegen Koblenz Anfang Dezember einem Offenbarungseid. Das gezeigte Stückwerk zwischen den Mannschaftsteilen, katastrophale individuelle Fehler und zuvorderst die Verunsicherung ließen bei den Verantwortlichen um Geschäftsführer Jörg Fischer die Entscheidung reifen, die Notbremse zu ziehen und Copado zu entlassen. Eine Woche später in Offenbach waren die Bemühungen, das Jahr mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen, unverkennbar. Sie wollten, aber sie konnten nicht. Das sah auch der zum zweiten Mal eingesprungene Gino Parson so: „Die Mannschaft ist mental platt.“

Francisco Copado dagegen verfolgte eine andere Philosophie: „Ich möchte, dass wir Fußball im Wortsinn spielen, nicht nur rennen.“ Und vor dem 4:0 über Nöttingen sagte der Ex-Profi: „Wir wollen uns mehr auf Ballbesitzfußball verlegen. Dann kann der Gegner zum einen keine Tore erzielen, wir dagegen können uns ausruhen und den Gegner laufen lassen.“

Wohl auch unter dem Druck der fehlenden Ergebnisse, Watzenborn war zuvor fünfmal sieglos geblieben, änderte Copado vor den 90 Minuten in Homburg seine Strategie. Er ließ mit einer Fünfer-Kette deutlich defensiver und abwartender operieren. Was im Saarland aufging, funktionierte in Steinbach überhaupt nicht.

Denis Weinecker, unter Steuernagel einer der auffälligsten Akteure, fand sich auf der Bank wieder und kam über Kurzeinsätze nicht hinaus. In Steinbach tauchte er mit der Begründung nicht im Kader auf, er habe unter der Woche nicht in der Häufigkeit trainiert wie andere. Weinecker lief an diesem Wochenende in der „Zwoten“ auf. Copado zog Weinecker mit Andreas Wiertelorz einen Spieler aus der Reserve vor, der bis zum Sommer vier Jahre lange auf Kreisliga-Niveau agiert hatte.

Weineckers Schicksal teilte Barbaros Koyuncu, der beim nächsten Spiel in Ulm wieder in der Startelf stand. Die Talente Julian Scheffler, Ugur Aslan und Sergen Bayraktar erhielten das Vertrauen des Coaches nicht dauerhaft, andere wie Alessandro Ficara mussten mit Positionswechseln umgehen. Auch aufgrund von Verletzungen konnte sich die Mannschaft somit nie richtig einspielen, zumal Copado oft wechselte. Was fehlte, war ein Gesicht, war die Eingespieltheit. Absolut gesetzt waren unter Copado Abdenour Amachaibou, der im Vergleich zu anderen Spielern eine immens hohe Rückendeckung erhielt, Jonathan Kotzke, Vaclav Koutny und Torhüter Yannick Dauth.

Stadionstimmung kam immer dann auf, wenn die Traditionsmannschaften zu Gast waren. Watzenborn kann in diesem Sinn überhaupt keine Fan-Base haben. Bei Auswärtsfahrten reisten lediglich nach Kassel und Steinbach eine erkennbare Zahl an Anhängern mit. Die Menta-Boys, die im Frühjahr beim Hessenliga-Spitzenspiel bei Rot-Weiss Frankfurt, ordentlich einheizten, fielen leider nicht positiv auf.

Aufrufe: 016.12.2016, 08:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor