2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Van der Luer geht – Albayrak kommt

Der abstiegsbedrohte Regionalligist KFC Uerdingen hat am Freitag die Reißleine gezogen und seinen Trainer entlassen - Nachfolger wird sein Vorgänger

Die gute Nachricht vorweg: KFC-Boss Lakis ist nicht verschollen gegangen. Nach zwei Tagen, in denen er nahezu völlig abgetaucht war und nicht auf Anrufe oder SMS reagierte, kehrte er gestern zurück und überbrachte die Nachricht, mit der zu rechnen war: Der KFC Uerdingen zieht im Abstiegskampf die letzte Option und trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Cheftrainer Eric van der Luer. Auch Co-Trainer Hans Spillmann muss gehen. Nachfolger wird der Vorgänger von Eric van der Luer: Erhan Albayrak tritt die Nachfolge seines Nachfolgers an, wird also somit zum zweiten Mal beim KFC den Feuerwehrmann spielen und versuchen, den freien Fall zurück in die Oberliga zu stoppen. Beim ersten Mal, in der Saison 2011/12, verpasste Albayrak als Trainer in den beiden Relegationsspielen gegen den FC Kray den Aufstieg mit dem KFC in die Regionalliga. Co-Trainer wird nicht, wie damals, Ronny Kockel, sondern Murat Salar, den Albayrak schon seit gut 20 Jahren kennt.

"Wir haben nach dem desolaten Auftritt in Bochum keine andere Möglichkeit mehr gesehen als uns von Eric van der Luer zu trennen. Die Mannschaft war absolut leblos, obwohl sie wusste, um was es geht", sagte Lakis. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, vor allem nicht das Gespräch, das er dazu mit dem Niederländer führen musste. "Zwischen Eric und mir besteht eine freundschaftliche Bindung, und ich hoffe, dass die auch weiterhin besteht. Ich habe ihm angeboten, dass er in anderer Funktion weiter für den KFC arbeiten kann, zum Beispiel als Jugendkoordinator oder als sportlicher Leiter, wenn Ersan Tekkan nach dieser Saison aufhört. Anfang der kommenden Woche wollen wir uns zusammensetzen."

In der Nacht zu gestern sei seine endgültige Wahl dann auf Erhan Albayrak gefallen. Bis Mitternacht hätten die beiden zusammen gesessen, Albayrak dann seinen alten Weggefährten Murat Salar mit ins Boot geholt. Die beiden spielten unter anderem bei Werder Bremen zusammen, auch in der türkischen U18-Nationalmannschaft und in der Süper Lig. Das Duo wird zunächst bis zum Saisonende die Mannschaft übernehmen - ehrenamtlich, wie beide sagen - und versuchen, irgendwie noch den Ligaverbleib zu sichern. "Und wenn wir das schaffen sollten, dann wollen wir uns auch dafür belohnen", sagte Albayrak gestern bei seiner Vorstellung - will heißen: Klappt es mit der Rettung, dann würde er auch gerne in der kommenden Saison Trainer beim KFC bleiben.

Erhan Albayrak, der aus dem aktuellen Kader noch mit Kosi Saka und Marc Nimptsch zusammengespielt hat, hat sich seit dem verpassten Aufstieg auf seine Weiterbildung als Trainer konzentriert. Die B-Lizenz hat er bestanden, anschließend gemeinsam mit Bastian Reinhard die U15 des Hamburger SV trainiert; demnächst will er den A-Schein machen und anschließend noch den Fußball-Lehrer. Da auch Murat Salar keine erforderliche A-Lizenz hat, will der KFC nun eine Sondergenehmigung beantragen, weil sich Albayrak bereits zum A-Schein angemeldet hat; außerdem soll noch A-Jugendtrainer Andreas Billeter mit ins Boot geholt werden, der über die notwendigen Qualifikationen verfügt.

Den KFC hat der neue Trainer zuletzt nur im Fernsehen gesehen. Seine erste Erkenntnis aus der Ferne: "Wir müssen die Defensive stärken, die Null muss stehen", fordert der 36-Jährige. "Vorne haben wir gute Spieler, die auch wissen, wo das Tor steht." Er will nun einen Strich ziehen, auch unter die Querelen, mit denen der Verein zuletzt zu kämpfen hatte. "Was vorher passiert ist, dazu kann ich nichts sagen. Jeder fängt jetzt bei Null an. Für uns ist es jetzt wichtig, dass wir von Spiel zu Spiel schauen. Es sind noch 24 Punkte zu vergeben, und davon wollen wir so viele wie möglich auch holen. Wir müssen uns jetzt einfach zusammenraufen und auch die Fans wieder mit ins Boot holen. Nur so können wir es schaffen."

Die Wende soll nach Möglichkeit schon heute erfolgen. Denn heute um 14 Uhr kommen die Sportfreunde Siegen in die Grotenburg. Wer dann zur Startaufstellung gehört, dazu wollte sich Albayrak gestern noch nicht in die Karten schauen lassen. Nicht dabei sein werden die verletzten El Houcine Bougjdi und Patrick Ellguth. Gestern fehlte beim Training Ahmed Ammi.

Aufrufe: 029.3.2014, 06:02 Uhr
Rheinische Post / Oliver SchaulandtAutor