2024-05-02T16:12:49.858Z

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Uwe Ehret | Foto: Matthias Kaufhold
Uwe Ehret | Foto: Matthias Kaufhold

Uwe Ehret: eine facettenreiche Persönlichkeit

Zum Tod des Fußballtrainers Uwe Ehret, dessen Arbeit in Südbaden viele Spuren hinterlassen hat

Er war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des südbadischen Fußballs: Nach langer, schwerer Krankheit ist Trainer Uwe Ehret am Freitag im Alter von 58 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Claus Zimmermann.
Er konnte einfühlsam sanft sein, versuchte unentgeltlich, die Leiden Anderer durch Handauflegen zu lindern. Er war Meister und Lehrer im Reiki, der asiatischen Lehre von der universellen Lebensenergie. Der gelernte Schreiner und Sportlehrer verdiente seinen Lebensunterhalt hauptsächlich als Fußballtrainer – als der er infolge eines an Besessenheit grenzenden Ehrgeizes beim Gegner mit rüpelhaftem Gebaren den Kamm schwellen lassen konnte. Er hatte nach eigenen Worten mit der Kirche und der Bibel „gar nichts zu tun, aber mit dem Wesen Jesus Christus sehr viel“.

Er hatte eine Drogenphase, war von 1995 an „clean“. Danach war er mal überzeugter Abstinenzler, dann wieder weniger. Früher schmückten ihn lange Haare und ein Ohrring, später präsentierte er sein Haupt bar jedweden Zierrats. Er war verheiratet, geschieden, wurde später alleinerziehender Vater. Er war eine Persönlichkeit mit vielen, teils gegensätzlichen Facetten. Er strotzte vor Energie; aber am vergangenen Freitag hat Uwe Ehret den Kampf gegen eine heimtückische Krankheit verloren. Knapp einen Monat nach seinem 58. Geburtstag ist er gestorben.

Nach seiner Jugend beim SC Freiburg spielte er als Vertragsamateur bei den Stuttgarter Kickers, später beim FC Konstanz und wieder beim SC. Den Höhepunkt seiner ungewöhnlichen Biografie als Trainer erlebte er gleich am Anfang: 1989 coachte er mit 34 Jahren die Zweitligamannschaft des Sportclubs. Er hätte gerne weitergemacht, doch da er noch nicht die erforderliche Qualifikation besaß, wechselte er zu den Amateuren. In der Winterpause 1990 tauschte er das Dreisamstadion gegen das Möslestadion ein, trainierte bis 1994 den Freiburger FC, mit dem er seinen ersten Oberliga-Aufstieg feierte.

Beim Freiburger FC prägte er einen Spieler namens Streich

In diese Zeit fiel auch jenes kürzlich oft zitierte DFB-Pokalspiel, in dem die heutigen Bundesliga-Trainer Christian Streich und Thomas Schneider als Spieler des FFC und des VfB Stuttgart aufeinandertrafen. Es folgten weitere Oberliga-Auf- und Abstiege mit dem FC Steinen-Höllstein (1997 bis 1999) und dem FC Teningen (zwischen 2000 und 2002), wobei er es unter anderem mit Kollegen wie Robin Dutt zu tun bekam. Zum Teil mehrfach arbeitete Ehret in diesen Zeiten mit Führungsspielern zusammen, die später selbst sportliche Verantwortung übernahmen. Dazu zählen neben Streich auch Uwe Staib, Martin Krieg, Dietmar Fischer und Kurt Schwald. Er wandelte sich vom bedingungslos erfolgsorientierten Anführer zum Anleiter, dem nun vor allem die individuelle Entwicklung der einzelnen Spieler wichtig war – gelegentliche Wutausbrüche allerdings nicht ausgeschlossen.

Die folgenden Jahre widmete er als Alleinerziehender seinem 1999 geborenen Sohn Rune, dessen Vorname nicht auf den früheren norwegischen Nationalspieler Bratseth von Werder Bremen zurückgeht, sondern in Ehrets Interesse an der keltischen Vergangenheit begründet war. Weitere Stationen waren der FV Herbolzheim und der SV Biengen, bei dem Ehret vor drei Jahren seine Tätigkeit infolge seiner Krankheit einstellen musste. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Ehret im Mai 2013 in einem BZ-Zischup-Interview von Bad Krozinger Realschülern. Darin sagte er unter anderem über seinen ehemaligen Spieler Christian Streich: „Es ist so, dass er und ich uns sehr ähneln, das sagt jeder, der uns beide als Trainer hatte.“
Aufrufe: 014.10.2013, 22:05 Uhr
Claus Zimmermann (BZ)Autor