2024-04-25T08:06:26.759Z

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Urteil der Spruchkammer sorgt für Zoff

Viele Diskussionen um die Neuansetzung in der Kreisliga B

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Wohl selten zuvor ist ein Urteil der Kreisspruchkammer so kontrovers diskutiert worden wie dieses: Am Montagabend hatte das Gremium um den Vorsitzenden Horst Planz nach intensiver Beratung entschieden, die Begegnung der Kreisliga B zwischen dem FC Straberg und der SVG Grevenbroich zu wiederholen. Schon das von Tumulten begleitete Hinspiel hatte die Sportgerichtsbarkeit beschäftigt.
Am 17. Mai war das in Grevenbroich ausgetragene Spitzenspiel der Gruppe 2 rund 20 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit beim Stand von 2:1 für Straberg von Schiedsrichter Sebastian Patzel zunächst unterbrochen und schließlich nach fruchtlosen Gesprächen mit den beiden Teams abgebrochen worden. Grund dafür sei "die Gesamtlage der Ereignisse" gewesen, sagte er aus. In der zweiten Hälfte habe sich die Situation zugespitzt: "Es wurde immer ungemütlicher, doch der SVG-Trainer versicherte mir, dass er seine Mannschaft noch erreiche und unter Kontrolle habe." Nach einer Roten Karte für die Grevenbroicher wurde es noch emotionaler und ein SVG-Spieler soll in Richtung Patzels geäußert haben: "Kann den mal jemand tot machen." Seine Teamkollegen bestritten den Vorwurf zwar, da jedoch auch mehrere Spieler des FC Straberg die Drohung und den genauen Wortlaut bestätigten, sperrte die Spruchkammer den Spieler für ein Jahr bis zum 17. Mai 2016. Nach der Mordandrohung entschied sich das Schiedsrichtergespann, das Match zu unterbrechen, woraufhin ein Zuschauer auf den Platz stürmte - geradewegs auf den Schiedsrichter zu. SVG-Ordner und Amin Soran, Co-Trainer der zweiten Mannschaft, konnte ihn jedoch gerade noch stoppen. Der Zuschauer, ein Bruder eines Grevenbroicher Spielers, war wegen eines ähnlichen Vorfalles bis zum 4. März gesperrt und hat bei der SVG Hausverbot. Wie er auf den Platz gelangte, ist unklar. Mehmet Yavuz, ein weiterer Akteur der SVG, ging den Schiedsrichterassistenten Timo Heiber verbal an ("Ich habe mir Eure Gesichter gemerkt.") und muss für drei Monate aussetzen.

Zu bewerten hatte die Kammer auch das Verhalten der Unparteiischen. Patzel gab an, nach der Unterbrechung das Gespräch mit den Teams in der Kabine gesucht zu haben, um festzustellen, ob das Spiel fortgesetzt werden könne. Während die Straberger dazu bereit gewesen seien, habe er bei der SVG "kein Gehör gefunden, stattdessen wurde ich nur mit Vorwürfen konfrontiert." Seiner Meinung nach habe er damit alle Möglichkeiten, das Spiel weiterzuführen, ausgeschöpft und keine andere Wahl mehr gehabt, als abzubrechen. Einen ernsthaften Dialogversuch sahen die Hausherren indes nicht. Die Kammer befand: "Nach den Äußerungen auf dem Platz hätte das Duell direkt abgebrochen werden können, doch der Schiedsrichter sah die Option, es erneut anzupfeifen. Sich dann mit so großer zeitlicher Verzögerung für einen Abbruch zu entscheiden, ist der falsche Weg." Beisitzer Georg Lenz räumte allerdings ein, dass es darüber innerhalb des Gremiums auch andere Meinungen gegeben habe: "Das war ein Ringen um die Sache. Der entscheidende Punkt ist: Was heißt eigentlich, alle Mittel ausschöpfen?"

Der FC Straberg hat nun bis Sonntag Zeit, um gegen das Urteil Einspruch einzulegen. Und werde das auch tun, kündigt Trainer Markus Esser an. Außerdem fragt er: "Was soll dieses Urteil für eine Botschaft senden? Muss erst ein Kranken- oder Leichenwagen kommen, bevor das Spiel für uns gewertet wird?" Timo Heiber sagte: "Auf dem Platz war eine Kommunikation nicht möglich, wir haben uns erst selbst in Sicherheit gebracht." Die Grevenbroicher sind dagegen zufrieden, auch wenn sie die Kosten des Verfahrens tragen müssen. "Das Urteil ist okay", so Coach Erkan Akan. "Wir haben uns als Mannschaft und als Verein nichts vorzuwerfen. Die betroffenen Spieler haben ihre Strafen bekommen, das nehmen wir hin."

Aufrufe: 02.6.2015, 22:43 Uhr
NGZ / Sophie Rhine und Dirk SitterleAutor