2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
SpVgg-Abteilungsleiter Alois Wittenzellner F: Weiderer
SpVgg-Abteilungsleiter Alois Wittenzellner F: Weiderer

»Unterm Strich reicht es für uns einfach nicht«

Jahresinterview SpVgg Ruhmannsfelden - Teil 1: Mit Dr. Kaspar, Wittenzellner, Kreß und Müller

Im ersten Teil unseres Rückblicks auf das turbulente Jahr 2015 der SpVgg Ruhmannsfelden blickt Kapitän Martin Kreß auf die sensationelle Landesligameisterschaft zurück und Ehrenvorstand Franz Dr, Willi Kaspar rechtfertigt die Personalpolitik der Grün-Weßen. FuPa lässt das Spieljahr 2015 im ausführlichen Jahresinterview mit Ehrenvorstand Dr. Willi Kaspar, Abteilungsleiter Alois Wittenzellner, Spielführer Martin Kreß und Torjäger Michael Müller Revue passieren.
FuPa: 23. Mai 2015, 760 Zuschauer, Endspiel am letzten Landesligaspieltag um die Meisterschaft gegen den ASV Neumarkt. Nach einem großen Kampf sprang am Ende ein 1:0-Sieg heraus und der größte Triumph in der Vereinsgeschichte war perfekt. Wie gerne erinnerst du dich noch an diesen Tag zurück?
Martin Kreß (29): Sehr gerne. Die Atmosphäre war schon vor dem Spiel super, viele Zuschauer waren frühzeitig vor Ort, unsere Mädels hatten Plakate aufgehängt. Man hat gemerkt, dass in der Mannschaft eine gewisse Gier steckt, dass jeder die Meisterschaft holen wollte, obwohl es im Vorfeld immer hieß, wir müssen nicht aufsteigen. Der Moment, in dem der Schiedsrichter abgepfiffen hat, war genial. Das Gefühl war unbeschreiblich, ein absolutes Highlight. Vor allem wenn man weiß, wo wir eigentlich hergekommen sind.

Michael, mit grandiosen 29 Treffern hattest du in der Vorsaison maßgeblichen Anteil am Aufstieg. Was war dein und das Erfolgsgeheimnis der Mannschaft?
Michael Müller (29): Wir waren ein eingeschworener Haufen, der auch privat viel miteinander unternommen hat. Wir konnten das auf den Platz übertragen und der große Zusammenhalt war unser Erfolgsgeheimnis. Meine vielen Tore möchte ich nicht überbewerten, denn ich bin halt oft da gestanden, wo ein Stürmer stehen muss.

Bereits in der Endphase der Erfolgssaison gaben die Verantwortlichen die überraschende Demission von Trainer Rudi Damberger bekannt. War das im Nachhinein ein Fehler?
Dr. Willi Kaspar (65): Das glaube ich nicht. Tatsache war, dass sich beide Seiten im Vorfeld auf eine einjährige Zusammenarbeit geeinigt haben, die auch eingehalten wurde. Für Rudi war das Engagement bei uns zum Teil auch sehr stressig, da er von seinem Wohnort Waldkirchen aus nicht nur eine sehr weite Anreise hatte, sondern oft erst vom Nachmittagsunterricht direkt zum Training kam.



Ihr habt im Sommer auf namhafte Neuzugänge verzichtet, zumal dafür wohl auch die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind. Hätte man dennoch energischer versuchen müssen, das Team mit erfahrenen Kräften zu verstärken?
Alois Wittenzellner (29): Das ist unser Problem. Wir können Spieler, die uns in der Bayernliga weiterhelfen würden, nicht finanzieren. Wir sind froh, dass wir talentierte Spieler wie Josef Schmidt und Jürgen Weikl bekommen haben, die auch im Fokus anderer Vereine standen. Das ist unser Weg, den wir auch in Zukunft beschreiten werden. Wir müssen schauen, dass wir Jahr für Jahr ein, zwei junge Akteure verpflichten können, die dann über kurz oder lang auch mal den einen oder anderen älteren Spieler ersetzen sollen. Natürlich hätten wir im Sommer auch gerne namhafte Spieler verpflichtet, das hätte der Mannschaft bestimmt gut getan.

Dr. Kaspar: »Wir haben bewusst auf die Verpflichtung von Legionären oder Ex-Profis verzichtet.«


Dr. Willi Kaspar: Wir haben aber bewusst auf die Verpflichtung von Legionären oder Ex-Profis verzichtet. Es hätten sich vor der Saison Möglichkeiten aufgetan, über private Sponsoren beispielsweise am tschechischen Markt aktiv zu werden. Aber wir wollten der Aufstiegsmannschaft einfach das Vertrauen schenken, das sie sich auch verdient hat.

Der Saisoneinstieg verlief gar nicht so schlecht. Die ersten drei Spiele wurden zwar verloren, dennoch waren die Leistungen gegen Heimstetten und in Bogen durchaus ansprechend. Dann wurden aus den beiden Auswärtspartien in Hankofen und Kirchanschöring vier Punkte geholt. Warum ging in der Folgezeit fast gar nichts mehr?

Martin Kreß: Wir sind mit einer großen Euphorie in das erste Spiel gegen Heimstetten gegangen. Wir haben zwar 0:2 verloren, wurden aber für die Leistung gegen den Regionalligaabsteiger, den wir alles abverlangt haben, gelobt. Irgendwann kamen dann aber Phasen, wo wir scheinbar meinten, es geht auch mit weniger Aufwand. Wenn unsere Mannschaft nicht in Topform ist und 120 Prozent bringt, dann haben wir gegen keine Mannschaft der Liga eine Chance. Das mussten wir in dieser Saison schon oft leidvoll erfahren.

Ein Knackpunkt war vielleicht am siebten Spieltag das Derby in Vilzing. Die Mannschaft war gut im Spiel, zur Halbzeit stand es 1:1. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel leistete sich die Mannschaft zwei völlig unnötige Hinausstellungen, die letztlich wohl für die 1:3-Niederlage entscheidend waren. War die scheinbar hin und wieder fehlende Disziplin mitverantwortlich dafür, dass die Mannschaft abgeschlagen am Tabellenende der Bayernliga Süd steht?
Dr. Will Kaspar: Das glaube ich nicht. In der Aufstiegssaison haben wir überhaupt keine rote Karte gesehen, auch in der laufenden Runde ist es nicht so, dass wir sonderlich negativ aufgefallen sind. An fehlender Disziplin mangelt es meiner Meinung nach nicht.

Müller: »Der Unterschied zwischen Landesliga und Bayernliga ist gewaltig. Das ist eine ganz andere Hausnummer.«


Für dich persönlich läuft es nach der überragenden Vorsaison alles andere als gut. Lediglich vier Tore, dafür aber bereits zwei Sperren stehen in deiner Bayernliga-Statistik. Wie beurteilst du dein vergangenes Halbjahr?
Michael Müller: Der Unterschied zwischen Landesliga und Bayernliga ist gewaltig. Das ist eine ganz andere Hausnummer. Für mich persönlich ist es alles andere als gut gelaufen. Bei meinen zwei Disziplinlosigkeiten muss ich mich einfach besser beherrschen, das waren große Fehler, die intern geklärt wurden. Für mich ist das Thema aber längst erledigt, so etwas wird nicht mehr vorkommen. Grundsätzlich ist es für mich als Stürmer nicht einfach, denn pro Spiel haben wir im Normalfall nicht mehr als ein, zwei klare Chancen und das Geschehen spielt sich überwiegend in unserer Hälfte ab.

Ihr habt keinen Hehl daraus gemacht, dass ihr als krasser Außenseiter an den Start geht und die Bayernliga für die Spvgg ein großes Abenteuer ist. Dennoch wurde kommuniziert, dass man sich durchaus realistische Chancen ausrechnet, zumindest in die Relegation zu kommen, da es nur einen Direktabsteiger gibt. Momentan seid ihr aber von diesem Ziel deutlich entfernt. Hat man das Niveau der Liga unterschätzt?
Alois Wittenzellner: Wir wollten um die Relegationsteilnahme mitspielen und irgendwie zumindest Vorletzter werden. Von diesem Ziel sind wir momentan meilenweit entfernt. Man muss deutlich sagen, dass wir das Niveau der Liga etwas unterschätzt haben. Die meisten Teams sind gespickt mit erstklassigen Spielern, die zum Teil Ex-Profis sind oder bei Profiklubs ausgebildet wurden. Natürlich hätten wir ein paar Punkte mehr holen können, aber unterm Strich reicht es für uns einfach nicht. So ehrlich muss man sein.

Das Interview führte Thomas Seidl.

Im zweiten Teil des großen SpVgg-Jahresinterviews plaudert Ehrenvorstand Dr. Kaspar unter anderem über den in der Winterpause vollzogenen Trainerwechsel.
Aufrufe: 014.1.2016, 13:29 Uhr
Thomas SeidlAutor