2024-04-25T14:35:39.956Z

Star des Spieltages
Für viele eine sensationelle Story: Darmstadt 96.F: Images
Für viele eine sensationelle Story: Darmstadt 96.F: Images

"Unsere Momente der Bundesliga-Saison"

Szenen wie das Handtor von Leon Andreasen in Köln: Amateur-Fußballer aus der Region schildern, was bei ihnen haften geblieben ist

Kevin Pusch (Rheinland Dremmen II, Kreisliga B, Heinsberg): Mein schönster Bundesligamoment war, als Borussia Mönchengladbachs Patrick Hermann nach seiner langen Verletzungspause im ersten Spiel direkt getroffen hat!

Michael Offermann (Kapitän TuS Schmidt, Bezirksliga Staffel 3, Aachen): Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Handtor von Leon Andreasen (Hannover) im Spiel beim 1. FC Köln. Dass ein Spieler auf diese Art und Weise ein Tor erzielt und sich auch noch dafür feiern lässt, ist an Unsportlichkeit nicht zu überbieten. Moralische Aspekte bleiben hier auf der Strecke, leider kein Einzelfall im Milliardengeschäft Bundesliga. Auf der anderen Seite hat dieses Tor die Diskussionen um den Videobeweis weiter befeuert, dessen Einführung angesichts solch krasser Fehlentscheidungen wohl nur noch eine Frage der Zeit sein wird.

Matthias Prickartz (TV Konzen, Kreisliga A, Aachen): Ich plädiere dafür, Spieler, die sich mit Absicht die fünfte Gelbe Karte abholen, mit zwei Spielen Sperre zu belegen. Wie geschehen beim SV Darmstadt, als sich vor der Begegnung gegen die Bayern gleich vier Profis verwarnen ließen. Bei Werder Bremen war dies Zlatko Juzunovic, der, anders als sein Kollege Clemens Fritz, zumindest die Intention zugab. Diese Ehrlichkeit könnte mit einer Strafreduzierung belohnt werden. An sich aber ist dieses Vorgehen absolut unfair und würde dazu führen, dass Bayern München demnächst nur noch gegen Reserveteams antreten muss.

Laura Beyer, SV Hörn, Bezirksliga 3, Fußballkreis Aachen): Für mich ist Aytac Sulu der Spieler der Saison. Als Innenverteidiger sieben Tore zu erzielen, ist grandios. Zudem kommt er einfach grundsympathisch rüber, er ist einer mit Herz. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er ganz andere Zeiten erlebt hat. Er ist ein Spätstarter, der erst mit 30 Jahren so richtig durchgestartet ist. Das mag ich, weil es ein Gegenentwurf zu den durchgestylten Karrieren darstellt. Er hat anders als viele junge und vielversprechende Talente nie aufgegeben. Er ist ein Spieler, der ideal zu der Ansammlung von „Gescheiterten“ beim SV Darmstadt passt, die es allen noch mal gezeigt haben. Damit gehört er für mich zur Gruppe der Männer, wie der Gladbacher André Hahn und der Ingolstädter Moritz Hartmann. Typen mit ganz viel Herz, die niemals aufgeben.

Christopher Peters, (Alemannia Straß II, Kreisliga C 4, Fußballkreis Düren): Mein persönliches Highlight war, dass der FC die inoffizielle NRW-Meisterschaft in der Hinrunde feiern durfte. In diesem Zusammenhang sticht natürlich besonders der Sieg gegen Borussia Mönchengladbach heraus, weil der FC seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gegen den Rivalen gewonnen hatte.

Jan Müller (SV Horbach, Kreisliga C1, Fußballkreis Aachen): Mein Saison-Highlight? Das ist eine gute Frage, als Bayernfan hat man da natürlich mehr Auswahl als so mancher Fan eines anderen Vereins. Aber mein Highlight müsste der 5:1-Sieg über Borussia Dortmund sein, die uns diese Saison bis zum Schluss an den Fersen hingen. Mit dem Sieg hat Bayern ein klares Zeichen gesetzt und allen Kritikern noch mal gezeigt, wer die beste Mannschaft Deutschlands ist – hinter dem SV Horbach.

Stefan Mertens (Kapitän FC Roetgen, Kreisliga A, Fußballkreis Aachen): Rund um den 1. FC Köln ist es eigentlich die zweite Saison hintereinander relativ ruhig. Der Vorstand arbeitet im Hintergrund und baut Schulden ab, die Fans benehmen sich einigermaßen gut, und die Mannschaft schafft relativ souverän den Klassenerhalt. Lediglich „Eierkopp“ Jörg Schmadtke und die hässlichen Karnevalstrikots sorgten für ein bisschen Unruhe. Jetzt wird es mal wieder Zeit für Schlagzeilen, am besten positive. Warum nicht mit dem heimlichen Traum aller FC-Fans von Europa?

Markus Paulsen (FC Randerath-Porselen, Kreisliga B, Fußballkreis Heinsberg): Mein Saison-Highlight ist das Comeback vom Holger Badstuber gegen den VfB Stuttgart. Damit hat der Bayern-Verteidiger großes Durchhaltevermögen bewiesen – ähnlich wie bei uns in der Kreisliga, in der auch die Hälfte der Spieler mit kaputten Knochen aus Leidenschaft spielen.

Marvin Koll (SG Vossenack/Hürtgen, Kreisliga B 3, Fußballkreis Düren): Robert Kempters hereingewunkener Foulelfmeter für Bayern München im Spiel gegen Augsburg war für mich der Bundesliga-Moment der Saison. Das war ein klassisches Beispiel dafür, wie man es nicht macht. Die Bayern-Spieler müssen sich scheckig gelacht haben, einen solchen Elfer zugesprochen zu bekommen. Besonders gravierend ist natürlich, dass daraus der 1:0-Siegtreffer fällt und es somit spielentscheidend war.

Sebastian Beus (VfJ Laurensberg, Kreisliga B2, Fußballkreis Aachen): Mein Saison-Highlight war der 3:2-Sieg der Leverkusener auf Schalke. Nachdem sie in der ersten Hälfte chancenlos waren und 0:2 zurücklagen, motivierte der Trainer die Mannschaft so, dass sie das Spiel innerhalb von sechs Minuten drehen konnte. Dieser Kampfgeist wird auch in der Kreisliga vorausgesetzt, wenn man nach einem 0:2-Rückstand nicht den Kopf hängen lassen darf.

Christoph Roderburg (SC Berger Preuß, Tabellenführer Kreisliga B 1, Fußballkreis Aachen): Da gibt es einige Dinge, die haften geblieben sind: Interessant und erfreulich überraschend fand ich das Abschneiden vermeintlicher Underdogs wie Ingolstadt und Darmstadt. Auf der anderen Seite denke ich an einen Klub wie den VfL Wolfsburg, der nach der vorherigen Saison mit großen Ambitionen in diese Spielzeit gegangen ist, sich aber sehr schwer getan hat. Dass die Bayern zum vierten Mal in Folge Meister geworden sind, überrascht mich weniger bei den Möglichkeiten, die der Verein hat. Ich muss aber auch sagen, dass sie sehr guten, attraktiven Fußball gespielt und verdient den Titel geholt haben.

Tobias Wirtz (Kapitän Rhenania Eschweiler, Tabellenführer Kreisliga C 1, Fußballkreis Aachen): André Hahns Comeback bei Borussia Mönchengladbach nach seiner schweren Verletzung aus dem Schalke-Spiel im Oktober 2015 nach diesem üblen Foul finde ich nicht nur als Gladbach-Fan sehr beeindruckend. Er hat seine Mannschaft in die Play-offs zur Champions League geschossen und eine sehr starke Rückkehr hingelegt. An ihm kann man sich nur ein Beispiel nehmen. Überhaupt hat die Borussia nach einem schlechten Saisonstart mit fünf Niederlagen und dem Trainerwechsel eine tolle Saison gespielt. Gefallen hat mir auch, dass Dortmund lange mit den Bayern mithalten und so die Saison doch einigermaßen spannend gestalten konnte. Nun ist es ja nur noch im Tabellenkeller interessant. Ich denke, Bremen schafft die Relegation und Stuttgart wird nach Hannover der zweite Direktabsteiger.

Jens Breuer (Hertha Strauch, Kreisliga B 4, Fußballkreis Aachen): Mich hat beeindruckt, wie sich Borussia Mönchengladbachs André Schubert vom No-Name- zum Erfolgstrainer entwickelt hat. Als er die Mannschaft von Lucien Favre übernahm, kannten ihn die wenigsten. Nun aber kennt ihn jeder in Fußball-Deutschland, weil er Borussia vom letzten Tabellenplatz auf Platz 4 und in die Champions-League-Qualifikation geführt hat. Die Diskussion um Schubert in den letzten Wochen kann ich nicht ganz nachvollziehen, da er bewiesen hat, dass er sich in einer schwierigen Umgebung schnell zurecht gefunden und die Mannschaft wieder zu einer Einheit geformt hat.

Niclas Pracht (SC Ederen, Kreisliga C 1, Fußballkreis Düren): Der Klassenerhalt von Darmstadt 98 war mit Sicherheit nicht nur für mich ein absolutes Highlight. Es ist ein Fußballmärchen der Traditionalisten, weil man sie vor der Spielzeit bereits abgeschrieben hatte. Besonders „interessant“ fand ich auch das Interview von Sandro Wagner nach dem 2:1-Auswärtssieg in Berlin.

Nick Capellmann (Kapitän Arminia Eilendorf, Bezirksliga Staffel 4, Fußballkreis Aachen): Was haften bleibt? Das ist nicht so einfach . . . Für mich als Fan des FC Bayern – was mir in die Wiege gelegt wurde – und des 1. FC Köln – seitdem mein Bruder Dauerkartenbesitzer ist – war die Saison ja ziemlich ruhig. Bayern war gefühlt am 10. Spieltag Meister, auch wenn der BVB nicht lockergelassen hat. Und der FC bewegte sich auch früh im luftleeren Raum – euphorisch, wie der Rheinländer ist, hat mancher vielleicht zwischendurch mal vom Europacup geträumt. Ich fand diese Saison nicht sehr spannend. Am Samstag wird ganz Fußball-Deutschland noch mal nach Bremen schauen und mit einem Auge nach Wolfsburg, wenn es um die Abstiegs-Entscheidung geht.

Marcel Herrmanns (Kapitän Germania Eicherscheidt, Bezirksliga Staffel 4, Fußballkreis Aachen): Für mich ist Julian Weigl der Spieler der Saison. Er kam letztes Jahr als 19-Jähriger ohne jede Bundesligaerfahrung zu einem Top-Klub wie Borussia Dortmund und wird sofort zum Stammspieler. Und das ohne jedes Drumherum, ohne Tattoo, nur mit sportlichen Leistungen. Ganz, ganz ungewöhnlich in diesen Zeiten. Und das auf einer Position als zentraler Mittelfeldspieler, die im modernen Fußball sicherlich die anspruchsvollste ist. Aber der genügt er mit seiner immensen Laufbereitschaft, seiner Passsicherheit, seiner Ruhe und seinen klaren, zumeist direkten Zuspielen. Schnörkel oder Zauberdinge braucht er nicht. Damit ähnelt er Sergio Busquets, der ebenso unauffällig und unspektakulär beim FC Barcelona eine extrem wichtige Rolle für die Mannschaft spielt, die viel zu häufig in der Bewertung untergeht und nicht adäquat gewürdigt wird. Mit diesem kometenhaften Aufstieg ist Weigl ein Vorbild für jeden jungen und ambitionierten Amateurspieler.

Sabrina Bemmelen (Alemannia Aachen, 2. Bundesliga, Fußballkreis Aachen): Ich muss gestehen, dass ich die Bundesliga gar nicht so intensiv verfolge. Aber ich bedaure, dass sich der HSV wieder gerettet hat, den Hamburgern hätte ich den Abstieg mal gegönnt. Dagegen freut mich, dass so sympathische Klubs wie Ingolstadt und Darmstadt die Klasse halten konnten. Vor allem Darmstadt – mit dem flotten Ex-Aachener Marcel Heller – finde ich sehr gut, auch wenn Sandro Wagner manchmal too much agiert. Er ist schon sehr polarisierend. Auch wenn ich ehrlich zugeben muss, dass er mich an mich selbst auf dem Platz erinnert (lacht): wie er seinen Körper einsetzt, wie er im Spiel aggressiv in die Zweikämpfe geht, und er hat eine breite Körpersprache.

Ulas Alci (Sportfreunde Düren, Landesliga, Fußballkreis Düren): Für mich als BVB-Fan war vor allem der gelungene Einstand von Thomas Tuchel genial. Des Weiteren fand ich beeindruckend, dass Hoffenheim in akuter Abstiegsnot Julian Nagelsmann das Vertrauen ausgesprochen hat und wie die Aufsteiger Darmstadt und Ingolstadt den Großen Paroli geboten haben.

Aufrufe: 013.5.2016, 08:00 Uhr
AZ/ANAutor