2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Foto: Verein
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"Unser Konzept funktioniert"

Frommerns Jugendleiter Uwe Vieth im Interview bei FuPa Zollern

Am Wochenende geht die Hallenrunde für Junioren in ihren letzten Abschnitt auf Bezirksebene. Neben der TSG Balingen ist der TSV Frommern der einzige Verein mit einem Team in jeder Altersklasse am Start.

Im Interview spricht Frommerns Jugendleiter Uwe Vieth über den Jugendfußball im Bezirk, die Frommerner Junioren, die Schwierigkeiten der Vereine und über Futsal.

Was für einen Stellenwert hat der Jugendfußball beim TSV Frommern?

UWE VIETH: Einen ganz hohen. Unser Ziel ist es, aus jedem Jahrgang fünf bis zehn Spieler zu den Aktiven zu bringen. Das ist sehr schwer, wir wollen die Spieler jedoch selbst ausbilden und dazu motivieren, beim Fußball zu bleiben.

Hat der „neue“ Frommerner Weg seinen Ursprung in der Landesliga-Zeit des TSV?

VIETH: Aus dem Landesliga-Abstieg vor fünf Jahren, als wir viele fremde Spieler im Verein hatten, und dem anschließenden Neuaufbau in der Kreisliga B haben wir viel gelernt. Die Frommerner Jugendarbeit war zwar schon immer gut und hat viele Spieler aus den eigenen Reihen zu den aktiven gebracht. Ziel war es damals, die jungen Spieler zusammenzuhalten und eine gute Mannschaft zu formen, die auch bei den Aktiven wieder eine Rolle spielen kann. Das haben wir geschafft – unser Konzept funktioniert.

Frommern gehört im Bezirk seit Jahren über alle Altersklassen zur Spitze. Was macht der TSV Frommern anders als andere Vereine?

VIETH: Wir haben viele Trainer aus den eigenen Reihen, die kompetent und motiviert sind. Das kann sich auch auf eine Mannschaft übertragen, die dann auch ohne die talentiertesten Spieler erfolgreich ist. Es ist aber schwer, diesen Weg auch in der Zukunft weiter zu gehen.

Was macht für Sie eine gute Jugendarbeit aus?

VIETH: Die Spieler und Spielerinnen müssen die Leidenschaft und den Willen haben, sich aus eigener Kraft heraus weiterzuentwickeln. Nicht jeder hat das große Talent, aber ohne diese „Passion“ geht es nicht. Neben dieser Leidenschaft auf dem Spielfeld muss nach dem Abpfiff absolute Fairness herrschen. Man klatscht sich gegenseitig ab und gratuliert auch dem Gegner zum Sieg. Das klappt nicht immer, dennoch sollen unsere Gegner uns immer in guter Erinnerung behalten und gerne bei uns spielen.

Wie viele Junioren sind beim TSV Frommern aktiv?

VIETH: Mit den Juniorinnen sind es derzeit rund 230. Damit sind wir zwar einer der größten Vereine des Bezirks im Nachwuchsbereich. Wir haben aber dieselben Probleme, wie andere Vereine. In Zukunft wird es wohl noch mehr Spielgemeinschaften geben als jetzt schon, davon könnte auch irgendwann der TSV Frommern betroffen sein.

Woran liegen die Probleme, dass weniger Kinder Fußball spielen als früher?

VIETH: Ich glaube, dass die Kinder oft viel zu früh mit dem Fußballspielen anfangen. Bevor die Jungs dann überhaupt in der Nähe sind, bei den Aktiven mitzumachen, haben sie schon über zwölf Jahre Junioren-Fußball hinter sich. Die Kinder haben zwar viel Spaß am Fußball, sie haben aber auch eine konstante Anspannung über viele Jahre – schließlich will jeder gewinnen. Ab dem C-Junioren-Alter springen dann viele ab, auch weil es heute viel mehr Ablenkungsmöglichkeiten gibt. Als ich selber bei den E-Junioren angefangen habe, gab es außer Fußball und Tennis kaum etwas anderes und aus meinem Jahrgang waren dann später fast alle bei den Aktiven. Sowas ist heute kaum mehr möglich. Andererseits sind in der Bundesliga schon 18-Jährige richtige Stars. Spieler, die heute erst in der E-Jugend mit dem Fußball anfangen, haben kaum eine Möglichkeit den Vorsprung der anderen noch aufzuholen. Das ist ein schwieriger Spagat, doch der WFV hat die Problematik erkannt und versucht, bei den ganz Kleinen den Wettkampfstress im positiven Sinne wegzunehmen. Besonders wichtig ist es, bei den Bambini einen kompetenten Mann zu haben, der die Kinder für Fußball begeistert und sich den Kindern gegenüber als Vorbild, aber auch als Vaterfigur verhält. Mit Jörg Granitza haben wir in Frommern einen Top-Mann, der diese Aufgabe klasse macht. Ich frage ich mich aber auch, warum es bei den F-Junioren in der Halle eine Endrunde gibt, wenn es doch eigentlich nur um den Spaß gehen soll. Denn eines ist klar: Die Mannschaften, die zur Endrunde fahren, denen geht es nicht nur um den Spaß, sondern ums Gewinnen.

Seit 2012 sind Sie Jugendleiter in Frommern, was waren für Sie die Höhepunkte in den vergangenen Jahren?

VIETH: Neben den sportlichen Höhepunkten um Bezirksmeistertitel und Aufstiegsspiele ist mein persönliches Highlight, dass wir es immer geschafft haben, ehrenamtliche Trainer und Betreuer zu finden. Das ist die größte Herausforderung, die wir jedes Jahr haben.

Gab es auch Rückschläge oder negative Entwicklungen?

VIETH: Besorgniserregend finde ich die Tendenz, dass immer mehr Junioren ihre Vereine – auch mitten in der Runde – häufig wechseln. Es klingt doof, aber früher war das noch anders. Viele Eltern überschätzen ihre jungen Spieler dabei auch und wollen, dass ihr Kind immer bei einer erfolgreichen Mannschaft kickt. Es spricht nichts gegen einen Vereinswechsel im Juniorenalter, in den vergangenen Jahren hat das aber übertriebene Ausmaße angenommen.

Was sind Ihre konkreten Erwartungen an die Hallen-Endrunde?

VIETH: Es wäre schön, wenn uns ein bezirksmeister-Titel gelingen würde. Mit meiner eigenen U15 strebe ich einen Platz unter den ersten Drei an, um uns für die weiterführenden Turniere auf Verbandsebene zu qualifizieren. Doch das wird schwer genug: Alle Teams, die dabei sind wollen weiterkommen.

Wie stehen Sie zur Thematik-Futsal?

VIETH: Anfangs war auch ich skeptisch, bin aber unterdessen davon sehr überzeugt. Man muss einfach mehr Fußball spielen und sich die Tore erspielen. Futsal ist fairer und technisch beschlagener als der traditionelle Hallenfußball. Bei den Aktiven sieht man bei Turnieren mit Rundumbande oft nur ein Herumgebolze – bei den C-Junioren, die nach Futsal-Regeln spielen kann man richtig guten Fußball sehen. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum die Stützpunkte nicht nach Futsal spielen, sondern bei den alten Regeln bleiben. So bekommen die besten Spieler nicht die Möglichkeit nach Futsal-Regeln zu spielen, alle anderen aber schon. Ich würde mir wünschen, dass es durchgängig gemacht wird. Zwei Hallenvarianten machen langfristig einfach keinen Sinn.

Aufrufe: 021.1.2016, 09:05 Uhr
jow I FuPa ZollernAutor