2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Foto: getty
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Unnötige Niederlage für Holstein Kiel

Drittligist unterliegt Osnabrück in der Nachspielzeit mit 0:1

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Schon mit einem 0:0 wären Holstein Kiels Drittliga-Fußballer am Sonnabend unzufrieden vom Platz gegangen. Dass durch ein Tor in der Nachspielzeit am Ende sogar der VfL Osnabrück das 91. Pflichtspiel der beiden Traditionsvereine für sich entschied, stellte den Spielverlauf vor 5039 Zuschauern im Holstein-Stadion völlig auf den Kopf.
„Fußball kann grausam sein“, ärgerte sich Holsteins Sportchef Uwe Stöver. „Unser Sieg war unheimlich glücklich“, gestand VfL-Trainer Joe Enochs, dessen Team nun ernsthaft in den Aufstiegskampf eingreifen kann. „Aber schämen müssen wir uns dafür nicht.“

Das müssen die Kieler jedoch ebenso wenig. „Wir müssen in der Analyse Spiel und Ergebnis trennen“, stellte Holstein-Coach Karsten Neitzel fest. Vor allem in der ersten Hälfte attestierte er seiner Mannschaft ein sehr gutes Spiel: „Wir hatten genügend Möglichkeiten, um in Führung zu gehen und haben hinten nichts zugelassen.“ Erst nach 62 Minuten schossen die Gäste überhaupt das erste Mal auf das Kieler Tor. Bis dahin hätten die „Störche“ nicht nur führen können, sondern müssen. Mathias Fetsch (2.) und Willi Evseev (7., 8.) hatten schon in der Anfangsphase erste Möglichkeiten.

Nachdem sich die VfL-Defensive um U20-Nationalkeeper Maurice Schwäbe, der seit 336 Minuten ohne Gegentor ist, stabilisiert hatte, brannte es in den zehn Minuten vor der Pause so richtig lichterloh im Osnabrücker Strafraum. Nach einem Konter über die linke Seite flankte Steven Lewerenz, doch den Schuss des 19-jährigen Finn Wirlmann, der den verletzten Tim Siedschlag vertrat, entschärfte Schwäbe stark, Fetschs Nachschuss wurde abgeblockt (37.). Fabian Schnellhardt mit einem 28-Meter-Flatterschuss (42., Schwäbe lenkte zur Ecke) und Lewerenz mit frechem Schuss aufs kurze Eck (44.) weitere Möglichkeiten, ehe der Ball sogar noch im Tor lag.

„Ein regulärer Treffer“, befand nicht nur Stöver. „Und wenn nicht, dann war es ein klarer Elfmeter“, ergänzte Neitzel. Beide hatten Recht. Doch bei Marc Heiders Treffer im Anschluss an eine Kohlmann-Flanke, die Fetsch quergelegt hatte, entschied Schiedsrichter Justus Zorn auf Abseits, lag damit jedoch falsch – zwei Mal war es knapp kein Abseits, Sekundenbruchteile zuvor war Alexander Derchos Einsteigen gegen Evseev elfmeterreif gewesen (45./+2). „Wir waren sehr glücklich, mit dem 0:0 in die Pause zu kommen“, wusste VfL-Coach Enochs.


Im zweiten Abschnitt beteiligte sich nun auch Osnabrück am Spiel, dennoch behielten die Gastgeber Vorteile. Schwäbe parierte einen Lewerenz-Freistoß im Nachfassen (61.). Fetsch setzte einen Kopfball knapp vorbei (67.). Heider und Evseev wurden abgeblockt (78.). Kurz vor Schluss klärte dann noch Dercho, den Referee Zorn trotz zweier gelbwürdiger Fouls nicht vom Platz gestellt hatte (57.), in höchster Not vor Manuel Schäffler und den Nachschuss von Patrick Herrmann bereinigten Anthony Syhre und Schwäbe kurz vor der Linie (90.). Robin Zentner im Kieler Tor war nur bei einem gefährlichen Alvarez-Drehschuss aus Nahdistanz gefordert (73.).
Allerdings kamen die Gäste in der Schlussphase immer besser ins Spiel. Dass daraus jedoch noch das Siegtor durch den eingewechselten Addy-Waku Menga resultierte, der mit Hilfe des Innenpfostens traf (90./+1), war mehr als glücklich.

„Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, bilanzierte Neitzel. „Wir hatten genügend Möglichkeiten. Außerdem muss man in den letzten Minuten das 0:0 dann einfach über die Zeit bringen.“ Holstein ist zwar weiterhin 12., hat aber nur noch vier Punkte Abstand zur Abstiegszone. „Ruhe im Hinblick auf die Tabelle wird es so schnell nicht geben“, wusste der ernüchterte Kieler Trainer. Christian Jessen
Aufrufe: 014.2.2016, 14:54 Uhr
SHZ, JessenAutor