2024-04-23T13:35:06.289Z

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Da lag der Ball zum 3:3 im Plauener Netz- Union Sandersdorf holte sich, was man verdient hatte (FOTO: Holger Bär)
Da lag der Ball zum 3:3 im Plauener Netz- Union Sandersdorf holte sich, was man verdient hatte (FOTO: Holger Bär)

UNION MIT KERNIGER FREISTOSSVARIANTE ZUM 3:3- AUSGLEICH

Sandersdorfs Lochmann rettet seinem Team vor 575 Zuschauern mit Abpfiff einen verdienten Punkt beim VFC Plauen

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Die Uhr abgelaufen und Union noch mit der Chance eines Freistoßes aus leicht halbrechter Position. Es stand 2:3 aus Sandersdorfer Sicht und der VFC Plauen bot all seine hochgewachsenen Akteure im und um den eigenen Fünfmeterraum auf. Zwei aber schienen Zeit zu haben, so dass es im Sandersdorfer Lager draußen schon brodelte. Tim Hoffmann und Dan Lochmann legten erstmal einen ausgedehnten Smalltalk hin, wie man denn den Freistoß nun anbringt. Als der Plan zu sitzen schien, merkte man zu allem Übel, dass dieser Standard auch noch indirekt auszuführen war. Die Unterredung wurde nochmals anberaumt. Viele Sandersdorfer schüttelten schon mit dem Kopf. Sekunden darauf aber lagen sich alle in den Armen. Hoffmann bugsierte die Kugel auf den zweiten Pfosten, von wo ihn Moritz Alicke parallel zur Torlinie über die komplette Versammlung hinweg auf den kurzen Pfosten köpfte. Da lief Lochmann ein und drückte die Kugel zum gefeierten 3:3- Endstand zwischen drei Plauenern hindurch ins Netz.

Waren die gastgebenden Schwarz- Gelben völlig konsterniert, so gab es bei den Gästen aus Sachsen- Anhalt kein Halten mehr. Man feierte das Ausgleichstor wie einen Sieg. Denn Schiedsrichter Stephan Reuter pfiff die Partie sofort ab. „Der Punkt ist das Minimum für unsere abgelieferte Leistung. Wie er zustande kam, spricht alleine für die Moral meiner Truppe“, fasste Uniontrainer Mike Sadlo das Erlebte in der folgenden Pressekonferenz zusammen. Sadlo schien nicht vermessen mitzuteilen, dass er in seiner Mannschaft das über die Strecke bessere Team gesehen hat. „Einzig bei Standards der Plauener haben meine Jungs geschlafen. Da mussten wir dann einem Rückstand hinterherlaufen".

Dass Stefan Ronneburg den ersten zum 2:2 ausglich, war moralisch schon einwandfrei. Ronneburg muss immer vorn mit ran, wenn Sandersdorf etwas zu korrigieren hat. Wie der Schlacks bei seinen wenigen Toren dann trifft, war auch diesmal sehenswert. Die Eingabe des agilen Hoffmann streichelte er halb mit der Innenseite und halb mit der Hacke unerreichbar ins lange Eck (64.).


In einem rassigen Oberligaspiel- hier Sandersdorfs Nicky Ebert (13/grün) gegen Plauens Alexandrs Guzlajevs- ging es schon ordentlich zur Sache (FOTO: Holger Bär)

Die Gegentore für die Sandersdorfer fielen an diesem Spieltag schlicht zu schnell und zu einfach. Dem 0:1 von Lochmann (13.)- Stephan Eberhard hatte den wieder torhungrigen Sturmkollegen präzise flach von rechts bedient und Lochmann ließ Denny Kallisch im VFC- Tor ebenso flach keine Abwehrchance- folgte direkt vom Anstoß weg der 1:1- Ausgleich. Stefan Schumann traf per Kopf ins von Robert Hahn nach dem Merseburg- Spiel abermals gehütete Sandersdorfer Tor (14.) Mit Hahn sollten die Unioner den Mann des Wochenendes schlechthin im Rücken haben. Samstag noch an der Ostsee, kippte der ansonsten im Landesligator von Union II auftrumpfende Schlussmann seinen noch laufenden Urlaub, um aufgrund der argen Verletzungssorgen der Sandersdorfer Keeper (Hermann, Ignorek) den Osten einmal von Norden nach Süden zu durchqueren und für die Sadlo- Elf da zu sein. Während der 29- Jährige keines der drei Gegentore an diesem Tag verhindern konnte, durfte sich die Sandersdorfer neben der sportlichen Note ganz klar auch charakterlich auf ihn verlassen. Jeder einzelne im Team inklusive Betreuer bedankten sich bei Torwart Robert Hahn.

Gastgeber VFC Plauen trat im ersten Durchgang mit viel Respekt sehr destruktiv auf. Man ließ Sandersdorf spielen, machte die Räume eng und griff die Gäste aus Sachsen- Anhalt erst in eigener Spielhälfte an. Dann versuchten die Quade- Schützlinge flott und mit langen Bällen umzuschalten. Das gelang ihnen mal besser und mal schlechter, während die Sandersdorfer ihre Angriffe relativ sehenswert und frei von jeder Nervosität vortrugen. Ungewohnte Anstoßzeit oder das Fehlen eines Philipp Röhr- zwei Plauener Argumente, welche die Leistung der Gäste aus Sandersdorf nicht schmählern sollten. Diese kamen immerhin mit einem Torwart ins Vogtland, welcher normal gar nicht zum Oberligateam gehört, es aber dennoch vollends drauf hat.

Eberhard nutzte zu Beginn zweimal dem ihm gebotenen Raum und seine Schnelligkeit plus Schusskraft nicht. Sonst hätte man bei bestem Fußballwetter bereits früher Akzente im Vogtlandstadion setzen können. So dauerte es bis zur 13. Minute. Mit immer kühler werdenden Temperaturen scheint auch Unionstürmer Lochmann wieder kühler vor dem Gehäuse des Gegners zu werden. Seinem Führungstreffer folgte tragischer Weise der sofortige Ausgleich, und zum unpassendsten Moment der absolute Nackenschlag. Zwar kamen die Hausherren in der ersten Spielhälfte auf sechs Eckstöße. Die Ausrufezeichen im Spiel aber setzte bis dato aber die Sadlo- Truppe. Mit Pausenpfiff jedoch rammte Plauens hoch aufgeschossener Kapitän Stefan Schumann einen Eckstoß wie einen Schuss ins Netz und sorgte für den ersten Doppelpack des Tages (2:1/45.). Zuvor bot der VFC in Sachen Kombinationsfußball nichts berauschendes. Doch man ging mit einem Vorsprung in die Kabine. Die zweite Hälfte sah dann den Gastgeber mit der Führung im Rücken aktiver am Spiel teilnehmen. Union hingegen musste sowieso etwas tun und wurde in den eigenen Bemühungen mit Ronneburgs sehenswertem Ausgleich belohnt (2:2/64.). Während die Sandersdorfer den schlichtweg reiferen Eindruck hinterließen und Tim Hoffmann aus halbrechter Position und vierundzwanzig Metern das hintere Lattenkreuz traf (71.), sollte eine Unachtsamkeit die Partie erneut kippen. Union griff auf linker Verteidigerseite nicht richtig zu. Der Ball kam flach ins Zentrum, wo ihn der vier Minuten zuvor eingewechselte Kai Zimmermann aus der Drehung versenkte (2:3/74.). Da wartetet plötzlich die nächste Mammutaufgabe für den immer emsig auftretenden Gast. Die Cholewa, Breitkopf, Brenner und Co. rackerten in der Zentrale, was das Zeug hielt.


"Der war nicht nur mit Auge, der war mit Planung", signalisierte Dan Lochmann mit Freistoßschütze Tim Hoffmann im Kernschatten der feiernden Bank seinen 3:3- Endstand (FOTO: Holger Bär)

Es schien jedoch, als sollte sich der Lohn für all investiertes nicht mehr einstellen. Bis dann der Freistoßpfiff ertönte, welchen Hoffmann und Lochmann in ihrer akribischen Planung des Vorgehens bald bis zum Schlusspfiff verquatschen sollten. Was dann passierte, sah schon nach höherklassigem Fußball aus. Dass Lochmann schlussendlich mit dem Doppelpack und einem erzielten 3:3- Ausgleich die Sandersdorfer Farben belohnte, gab ihrem ausgedehnten „Planungsgespräch“ mehr als recht.

Aufrufe: 023.10.2016, 20:26 Uhr
Holger BärAutor