2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
In der Schlussminute entscheidend bezwungen: SVW-Schlussmann Onur Onay Sen. Archivfoto: Rene Vigneron
In der Schlussminute entscheidend bezwungen: SVW-Schlussmann Onur Onay Sen. Archivfoto: Rene Vigneron

Unfassbarer Untergang

SVW Bei Vasics Trainer-Comeback nach 0:2-Rückstand 4:2 geführt, um 4:5 zu verlieren

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WIESBADEN. Kein Sportler verliert gerne, erst recht nicht auf derart unfassbare Art und Weise. „Ich bin einfach nur fix und fertig. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Das waren die einzigen Worte, die SVW-Flügelflitzer Michael Seidelmann nach dem Abpfiff über die Lippen gehen wollten.
Das „Kopf hoch“, das Co-Trainer Ermin Melunovic im Vorbeigehen einwarf, dürfte Seidelmann entgegangen sein. Torhüter Pero Miletic, der nach Schulter-OP im Februar wieder einsteigen will, fand selbst aus der Sicht des Zuschauers keine Erklärung: „Ich bin fassungslos und ratlos.“
Chronische Krise: Damit traf Miletic genau den Nerv aller Beteiligten aus dem Lager des SV Wiesbaden, dessen Elf im Hessenliga-Kellerduell gegen den FSC Lohfelden 0:2 in Rückstand geraten war, plötzlich 4:2 führte, um am Ende 4:5 zu verlieren. Nach nunmehr fünf Niederlagen am Stück hat die Krise den Status „chronisch“ errreicht und es herrscht Erklärungsnotstand. Wie kann ein Team, das sich noch Anfang September beim Sieg in Eschborn als bärenstarkes Kollektiv präsentierte, in diesem Ausmaß in die Fänge von Chaos und Verunsicherung geraten? Keiner findet darauf plausible Antworten.
Amstätter fehlt: Wobei gegen Lohfelden das Fehlen des an der Leiste lädierten Mittelfeld-Antreibers Sascha Amstätter ins Gewicht fiel. Der hatte bekanntlich seinen Part als Coach zur Verfügung gestellt. Doch der Effekt des Wechsels verpuffte. Mit Djuradj Vasics Trainer-Comeback blieben zunächst die alten Probleme, die sich offenbar in Köpfen und Beinen wie ein hartnäckiger Bazillus eingenistet haben. Zwei Sequenzen beim Stand von 0:0 als Beispiel: Zunächst schoss Kapitän Christopher Hübner den an Ferhat Gündüz verursachten Elfmeter so lasch, dass sich Torwart Andre Schreiber um eine echte Parade betrogen fühlen musste. Sekunden später (28.) produzierte Abwehrspieler Mirko Dimter 16 Meter vor dem eigenen Tor eine Kerze. Der sich absenkende Ball prallte von seinem Nebenmann Roman Schmick auf den Fuß von FSC-Goalgetter Rene Huneck, der sofort abzog und zum 0:1 traf. Per Kopfball erhöhte Huneck auf 0:2.
Auch Lohfelden desolat: Erst danach nutzte der SVW die nicht minder haarsträubenden Schnitzer der Lohfeldener Abwehr. Seidelmanns Freistoß schlug mit Hilfe des Torwarts ein, und beim 2:2 kam Dimter, der zur Pause verletzt ausschied, völlig frei zum Kopfball. Hübners Courage, auch den zweiten Strafstoß auszuführen, wurde mit dem 3:2 belohnt. Sebastian Gurok setzte gar das 4:2 drauf (56.). Alles schien gut zu werden. Doch weit gefehlt.
Murmeltier zurück: Denn plötzlich grüßte das Murmeltier, das die Angst vor gegnerischen Standards symboliert. Enis Salkovic schweißte aus 25 Metern per direkt ausgeführtem Freistoß zum 4:4 ein (80.), ehe Abwehr-Hüne Mentor Latifi die weite Freistoßflanke von Daniel Beyer mit dem Scheitel ins Netz verlängerte (89.). In dieser Verfassung – so viel ist sicher – geht es schnurstracks zurück in die Verbandsliga.

SVW:
Sen – Gurok, Schmick, Dimter (46. D. König), Ouffata – Cavallo (73. Schug), Freund, Hübner, Seidelmann – Bahssou, Gündüz.
Tore: 0:1, 0:2 Huneck (28./41.), 1:2 Seidelmann (43.), 2:2 Dimter (45.), 3:2 Hübner (53./Foulelfmeter), 4:2 Gurok (56.), 4:3 Latifi (59.), 4:4 Salkovic (80.), 4:5 Latifi (89.).– SR: Steitz (Bad Homburg).– Zuschauer: 300.
Aufrufe: 027.10.2013, 22:59 Uhr
Stephan NeumannAutor