2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

„Und dann kam dieses Spiel gegen Anreppen“

Ex-Nieheimer Thomas Isenrath spricht erstmals über seinen folgenschweren Zusammenprall

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Viele dürften sich an die schweren Verletzungen von Thomas Isenrath im Bezirksliga-Spiel gegen den SV GW Anreppen erinnern. Der Angreifer kann sich nur daran erinnern, wie er drei Tage nach dem Unfall im Krankenhausbett lag. Über den Zusammenprall, den Flug mit dem Helikopter und die sechsstündige Operation weiß der heute 36-Jährige nichts mehr. FuPa-Mitarbeiter René Wenzel hat sich etwas mehr als 15 Monate später mit dem Ex-Angreifer des FC Nieheim unterhalten.

FuPa: Herr Isenrath, etwas mehr als ein Jahr ist es her, als Sie mit einer schweren Verletzung ins Krankenhaus mussten. Welche Erinnerungen habe Sie an den Nasen- und Stirnhöhlenbruch, den Sie sich in der 15. Minute zugezogen haben?

Isenrath: Ich glaube, ich kann sagen, dass ich ´Gott sei Dank´ keine Erinnerungen mehr an diesen Unfall habe. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam und ich bin auch froh, wenn ich den Erzählungen der Anwesenden glauben kann, dass ich nichts mehr davon weiß.

FuPa: Wissen Sie sich denn noch, was in der Anfangsphase des Spiels abgelaufen ist? Die ersten Pässe, Schüsse und Zweikämpfe...

Isenrath: Ich weiß, das wir sehr schwierig in die Partie gekommen sind und einen unangenehmen Gegner hatten. Allerdings kann ich mich an nichts genaues erinnern, da auch die Ereignisse vor dem Unfall nicht präsent sind.

FuPa: Der Rettungswagen ist erst 20 Minuten nach der Alarmierung auf dem Nieheimer Sportplatz eingetroffen. Der angeforderte Rettungshubschrauber erst eine Stunde später. Ab wann waren Sie wieder bei Bewusstsein?

Isenrath: Auch darüber bin ich froh, dass ich das nicht mitbekommen habe, da ich aus der Branche komme und weiß, wie entscheidend die ersten Minuten nach einem Unfall sind. Den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht. Ich kann mich da auch nur auf die Erzählungen anderer berufen. Mein Trainer Mark Meinhardt und auch Präsident Alfred Ruhberg waren wohl am übernächsten Tag da und haben mit mir kurz gesprochen. Die ersten Erinnerungen, die auch geblieben sind, waren dann ab Mittwoch, wo mir gesagt wurde, dass ich unter anderem neben einem Nasen- und Jochbeinbruch auch eine zertrümmerte Stirnhöhle habe.

FuPa: Und wie ging es dann weiter?

Isenrath: Es erfolgte am Montag darauf eine etwa sechsstündige Operation, in der mit acht Titanplatten die einzelnen Knochensplitter fixiert wurden.

FuPa: Wie hat Ihre Familie auf diesen folgenschweren Zusammenprall mit einem Abwehrspieler des SV GW Anreppen reagiert?

Isenrath: Nicht nur meine Familie, sondern auch Freunde und Arbeitskollegen waren schockiert. Meine Mutter und ihr Lebensgefährte, die so gut wie nie in den letzten Jahren bei einem Spiel dabei waren, haben es sich mit anschauen müssen.

FuPa: Gab es im Genesungswünsche von anderen Vereinen?

Isenrath: Aufgrund eines sehr liebevollen Posts über Faceook von Tuncay haben sehr viele Vereine, auch teilweise Kunden, die ich betreue, Genesungswünsche gesendet. Es sprach sich sehr schnell herum.

FuPa: Wie lange haben sich die Reha-Maßnahmen hingezogen?

Isenrath: Richtige Reha-Maßnahmen gab es nicht. Es erfolgte in diesem Jahr eine zweite Operation, in der die zuvor eingesetzten Platten wieder entfernt wurden. Was bleibt, ist eine Narbe und auch ein fehlendes Gefühl in der gesamten linken Kopfhälfte oberhalb des Auges. Die Chancen auf volle Wiederherstellung der Nervenbahnen ist gering.

FuPa: War für Sie schneller klar, dass Sie nicht mehr hinter den Ball treten werden?

Isenrath: Ich habe immer gesagt, dass ich bei einer größeren Verletzung aufhören würde. Dabei dachte ich aber eher an einen Kreuzbandriss oder dergleichen. Im letzten Saison-Spiel hat mir Mark Meinhardt allerdings einen Gefallen getan. Er hat mich noch mal für die Schlussphase eingewechselt, in einem Spiel, in dem es um den Klassenerhalt ging und er wusste, dass ich nicht entscheidend helfen könnte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil ich nicht mit einer Kopfverletzung meine aktive Zeit beenden wollte.

FuPa: Haben Sie trotzdem noch Verbindungen zum Fußball?

Isenrath: Lose Kontakte gibt es immer, zu einigen ehemaligen Mitspielern auch mal etwas mehr. Zu Mark sowieso. Er hat mich in diese ´Lage´gebracht – das ist überhaupt nicht böse gemeint. Eigentlich habe ich vor drei Jahren schon aufgehört mit dem Fußball und er hat es dennoch geschafft, mich von einem Engagement in Nieheim zu überzeugen. Mit dem Aufstieg und einem schönen Moment wollte ich das auch beenden, allerdings hat er es auch dann wieder geschafft, dass ich noch eine Saison dranhänge. Er wusste, dass ich beruflich sehr eingespannt bin und eher wenig trainieren könnte. Dennoch wollte er, dass ich weitermache. Der Auftakt dann in Marienloh war auch super, ich hatte ein Tor gemacht, zwei vorbereitet und dann kam dieses Spiel gegen Anreppen.

FuPa: Gibt es noch Kontakt zum FC Nieheim?

Isenrath: Mit manchen schreibt man sich noch mal Nachrichten. Aber ich schaue ungern vorbei, weil es dann wieder kribbelt und man überlegt, ob man es nicht nochmal probieren soll. Nieheim hat nach Anlaufschwierigkeiten einen Lauf und es freut mich für meine Freunde ´Raffa´ und ´Wessi´ (Raffaele Wiebusch und Dirk Weskamp, Anm. d. Red.), dass sie so gut dastehen.

Aufrufe: 010.12.2016, 11:00 Uhr
Rene Wenzel / Foto: FuPa HxAutor