2024-04-23T13:35:06.289Z

Kommentar
Daumen hoch in Sandersdorf bei der Pokalauslosung vor vier Jahren. Daumen hoch auch für die Idee einer Setzliste im Pokalwettbewerb? Archiv: Rinke
Daumen hoch in Sandersdorf bei der Pokalauslosung vor vier Jahren. Daumen hoch auch für die Idee einer Setzliste im Pokalwettbewerb? Archiv: Rinke

Umfrage: Warum keine Setzliste im Pokal?

Diskutiert mit! Kann man mit einer Setzliste für mehr Vertrauen in einem Pokalwettbewerb sorgen? Oder benachteiligt eine Setzliste die kleinen Vereine?

Wann spielen bei einem Tennisturnier die besten beiden Spieler gegeneinander? Genau, frühestens im Finale. Möglich macht das eine Setzliste, die ein Turnier so organisiert und für das vermeintlich beste Duell als Höhepunkt im Finale sorgen soll. Irgendwie finden das im Tennis alle normal. Im Fußball gibt es keine Setzlisten und so kann es eben vorkommen, das die Losfee das mögliche "Hammerfinale" schon für die 2. Hauptrunde vorsieht. Die ganzen Diskussionen um beeinflusste Auslosungen, wie sie jetzt in Sachsen-Anhalt geführt werden, würde es so dann nicht geben! Aber ist das ein Grund? Diskutiert mit!

Der Vorwurf kursiert im Internet überall herum und ist nicht neu: In Sachsen-Anhalt will der Landesverband FSA sein Traumfinale, also das Duell zwischen dem HFC und dem 1. FC Magdeburg. Auch die beiden Traditionsvereine wollen sich so lange wie möglich aus dem Weg gehen. Warum, das ist ganz einfach. Es geht um nichts anderes als Einnahmen. Der FSA partizipiert nur an den Einnahmen aus dem Finale und hat daher auch ein nachvollziehbares wirtschaftliches Interesse an einem gut besuchten Endspiel. Und das garantiert nun einmal das Landesderby zwischen Magdeburg und Halle. Das ist ein Fakt, an dem man erst einmal nicht herum kommt.

Zur Erinnerung: 2012 hat der HFC in Dessau vor 2.700 Zuschauern gegen den Haldensleber SC gespielt, 2011 waren es ebenfalls in Dessau gegen Grün-Weiß Piesteritz immerhin 3.950 Zuschauer. Nicht zu vergleichen mit den letzten beiden Duellen! 2013 siegte der FCM vor 13.000 Zuschauern in der eigenen Arena gegen Germania Halberstadt, ein Jahr später vor knapp 12.000 Zuschauern im halleschen Erdgas-Sportpark. Wirtschaftlich sind das Hausmarken!

Die Fans wittern schon lange Verschwörung. "Warum treffen beide Teams nicht öfter schon vorher aufeinander?" lautet die Frage. Mehr oder - zumeist - weniger höflich formuliert. Der Fehler mit dem Sticker auf der Filmdose hat jetzt nur den Damm gebrochen, der sich in den letzten Jahren mit dem unbestimmten Frust vieler Vereine und Fans angestaut hat. "Siehste, hab ich doch gewusst", heißt es jetzt. Das Vertrauen ist zerstört, sofern es denn noch vorhanden war.

Warum wagt der Fußballverband nicht einen Schritt nach vorne? Diese ganze unsägliche Diskussion könnte er sich ersparen, wenn er sich zu einer Setzliste entschließen würde! Geht nicht? Warum nicht? Ein attraktives Finale zu bekommen - das ist kein grundsätzlich schlechtes Motiv.

2013 kam die Idee mit den Setzlisten nach langer Zeit wieder einmal im deutschen Fußball auf, damals durch das Viertelfinale Dortmund gegen Bayern angestiftet. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sagte damals in der Bild jedoch deutlich: "Ich sage voller Überzeugung: An diesem Pokal wird nicht rumgebastelt. Der Modus ist optimal, so wie er jetzt ist. Unberechenbarkeit ist genau das, was wir wollen." Ist es wirklich genau das, was auch der Landesverband will? Der DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock sagte jedenfalls im April 2014 in Spiegel Online: "Der Reiz des Pokals hat auch mit Losglück oder Lospech zu tun. Das müssen alle ein Stück weit akzeptieren."

Und schon jetzt gibt es ja quasi eine "Setzliste" - nichts anderes ist das diese Saison erstmals praktizierte Losen aus zwei Töpfen bis zum Viertelfinale. Die besten Teams aus 3. Liga bis Oberliga wurden in den ersten drei Runden in einem zweiten Lostopf aufbewahrt, damit sie nicht vor dem Viertelfinale aufeinandertreffen. Eine Setzliste wäre zu einem nahezu identischen Bild gekommen - nur dass die Setzliste eben nicht beim Viertelfinale aufhört.


Das Duell zwischen Halle gegen Magdeburg verspricht ein volles Stadion. F: Rinke

Was ist mit den kleinen Vereinen? Da zählt nicht in erster Linie das Geld - sondern die Chance, sich im Kampf "David gegen Goliath" mit den Großen zu messen und mit einem Kraftakt vielleicht einmal für die Sensation sorgen zu können. Und zu hoffen, dass sich im Duell zwischen Halle und Magdeburg einmal eine der "Großen" vorzeitig verabschiedet und ein Platz "frei" wird im Endspiel für einen Underdog. Eine Setzliste, so heißt es, würde das erschweren. Mit einer Setzliste müsste ein Außenseiter nämlich in jedem Fall gegen die beiden "Großen" ran (sofern der Zweite nicht in der anderen Hälfte des Turnierbaums vorzeitig stolpert), um für eine Pokalsensation zu sorgen.

Und so bleibt am Ende eine offene Diskussion. Hunderte zerreißen sich auf Facebook das Maul ... ist es nicht langsam an der Zeit, derartive Diskussionen öffentlich und ernsthaft zu führen? Das Für und Wider abzuwägen? Was spricht eurer Meinung nach für oder gegen eine Setzliste? Bitte macht zahlreich mit, damit wir ein Meinungsbild bekommen!

Aufrufe: 019.1.2015, 22:29 Uhr
Thomas RinkeAutor