2024-04-25T14:35:39.956Z

Umfrage
Bald sind es nicht mehr 32, sondern 48 Teams die an der WM teilhaben dürfen. Archivbild: Images
Bald sind es nicht mehr 32, sondern 48 Teams die an der WM teilhaben dürfen. Archivbild: Images

Umfrage über die WM-Aufstockung auf 48 Teams

Fußballtrainer aus der Region äußern Kritik +++ Pro und contra +++ Freudenberg: "Das ist für mich der Untergang des Fußballs."

Rheinhessen/Wiesbaden/Nahe. Vor Kurzem wurde bekannt gegeben, dass die Fußball-Weltmeisterschaft ab dem Jahr 2026 nicht mehr nur unter 32, sondern mit 48 Teams ausgetragen wird. Die meisten Kommentare in den Medien waren negativ und dieses Thema hat viel Tinte fließen lassen. Wir haben mit den Trainern von Vereinen aus der Region gesprochen und wollten ihre Meinung zu der WM-Aufstockung erfahren. Und siehe da: Die Auffassungen sind gemischt.

Christoph Lawnik, Trainer der SG Meisenheim/Desloch-Jeckenbach (Landesliga West): "Meiner Meinung nach gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile: Einerseits ist das gut für kleinere Landesverbände, die auch mal an einem solchen Event teilnehmen können, andererseits wird es bestimmt viele langweilige Spiele geben. Im Vergleich zu den letzten Weltmeisterschaften wird es aber eine große Statistikverzerrung geben. Wenn ein Spieler eines starken Teams direkt in der Vorrunde zehn Buden gegen No-Name Länder schießt, kann man das nicht mit den vorherigen Ausgaben vergleichen, wo das Toreschießen eindeutig schwerer war. Ich finde die bisherige WM-Variante ist die interessantere Alternative. Ich hätte nichts dran gerüttelt und hätte es so gelassen, wie es momentan ist. Der finanzielle Aspekt spielt, wie ich finde, eine viel zu große Rolle."

Patrick Krick, Trainer der SG Eintracht 02 Bad Kreuznach (Verbandsliga Südwest): "Ich finde diesen neuen Vorschlag sehr einfallsreich. Das wird der inzwischen langweilig gewordenen WM einen neuen Schwung geben. Natürlich ist der finanzielle Aspekt nicht zu leugnen, dennoch ist das sportlich gesehen ein cleverer Schachzug. Vorallem für die Länder bei denen es nicht so gut läuft freut man sich, wenn man an der Fußball-WM teilnehmen kann. Das ist vorallem für uns Europäer eine riesen Chance eine andere Fußballkultur kennenzulernen. Bei uns sind die von der WM ausgelösten Emotionen nicht mehr das, was sie mal waren. Wir sind zu verwöhnt und haben das Jubeln verlernt. Fans der kleineren Fußballverbände sind auch da, um uns die WM wieder schmackhaft zu machen. Wir können über das Sportliche hinaus viel lernen. Ich finde es mehr als Gerecht, wenn solche Mannschaften auch teilnehmen dürfen."

Hartmut Freudenberg, Trainer von Germania Wiesbaden (Kreisliga A): "Grundsätzlich ist die Idee, schwächere Länder zu involvieren nicht so schlecht, die Umsetzung ist aber unter aller Würde. Ich sage es ohne Hemmung: Das ist für mich der Untergang des Fußballs. Es geht nur um Profit. Das ist echt ein Spiegelbild unserer aktuellen Gesellschaft: Alles dreht sich nur noch um das große Geld. Und die Idee der Dreiergruppen ist einfach nur amateurhaft. Ich prophezeie eine Manipulation im großen Stil. Das ist nicht nur ein Fluch für die besseren Mannschaften, sondern für alle Beteiligten. Wer denkt, dass es um den "olympischen Gedanken" geht (alle dürfen teilnehmen, egal wie gut), der ist einfach nur naiv. Die Profispieler werden viel zu viel belastet. Die sollten eigentlich streiken, aber da sie auch Geldmaschinen sind, wird das auch nicht passieren. Wir brauchen endlich wieder eine spieler- und zuschauergerechte Weltmeisterschaft."

Yildirim Sari, Trainer von SV Wiesbaden (Gruppenliga Wiesbaden): "Eine Fußball-Weltmeisterschaft sollte nur die weltbesten Teams beinhalten, wenn es nach mir geht. Ich finde die aktuelle Regelung mit 32 Teams wesentlich besser als die neue. Die Gründe für die Veränderung sind eher wirtschaftlich als sportlicher Natur, das ist ganz klar. Ich glaube aber nicht, dass die WM an Glaubwürdigkeit gegenüber den Zuschauern verliert, weil die Begeisterung für ein solches Event viel zu groß ist. Von der FIFA finde ich das nicht sehr schlau, nach diesen vielen Negativschlagzeilen noch einen oben drauf zu setzen. Nach der Kritk an Katar und den Korruptionsvorwürfen, hätten die das hier einfach mal sein lassen können. Ich glaube die FIFA hat ihr Image dadurch sicherlich nicht verbessert."

Matthias Güldener, Basara Mainz (A-Klasse): "Das ist ein sehr sensibles Thema, aber ich glaube die Qualitätsdichte der bisherigen Turniere geht dadurch wesentlich verloren. Fußball wird immer mehr zum Event und der Sport rückt infolgedessen in den Hintergrund. Für mich persönlich ist das alles nur Geldmacherei. Zudem wird es immer einfacher sein, sich für die WM zu qualifizieren. Ich finde es sinnlos "kleinere Mannschaften" involvieren zu wollen. Dadurch, dass diese kleinen Landesverbände bereits an der WM-Qualifitkation teilnehmen, haben sie doch bereits die WM gespielt. Dort spielen sie auch oft schon gegen große Gegner. Ich wünsche mir, dass die FIFA auf ihre Entscheidung zurückkommt und uns das aktuelle System zurückgibt. Ich bin zudem dafür, dass es für jede WM bereits gesetzte Mannschaften gibt, die einfach dazu gehören."

Aufrufe: 017.1.2017, 07:00 Uhr
Ernest de ChamprisAutor