2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Stefan Ott, Platzwart aus Passion beim SV Großschönach, auf seinem wichtigsten Arbeitsgerät, dem Rasenmäher.
Stefan Ott, Platzwart aus Passion beim SV Großschönach, auf seinem wichtigsten Arbeitsgerät, dem Rasenmäher.
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

"Um guten Rasen musst du kämpfen!"

Stefan Ott sorgt beim SV Großschönach für sattes Sportplatzgrün

Verlinkte Inhalte

Pfullendorf / sz - Die meisten Fußballer sind Rasenexperten. Schließlich verbringen sie einen Gutteil ihrer Freizeit auf einem im Idealfall saftig-grün strotzenden Geläuf, das im wahrsten Wortsinn die Grundlage ihres sportlichen Tuns darstellt. Auch Stefan Ott (50), langjähriger Abwehrspieler des SV Großschönach und in diesem Verein Platzwart aus Passion, sagt: "Rasen war schon immer meine Leidenschaft!"

Diese schafft bekanntlich auch mal Leiden: "Nicht ganz ausschließen" könne er nämlich, dass einst gar seine erste Ehe in die Brüche ging, weil er seinem grünen Hobby mitunter mehr Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, als der Partnerin: "Meine damalige Frau wollte am Samstag gerne auch mal mit mir in die Stadt zum Bummeln, aber ich wollte immer raus auf den Platz zum Mähen, weil am Nachmittag und am Sonntag ja Spiele anstanden!" Heute, in zweiter Ehe glücklich liiert, sei das einfacher: "Meine jetzige Frau geht joggen, während ich hier auf dem Platz unterwegs bin."

Mindestens vier Stunden pro Woche, manchmal auch doppelt soviel Zeit, verbringt Stefan Ott damit, die beiden Spielfelder des SVG zu hegen und zu pflegen. "Den Rasen zu mähen und zu pflegen, das ist für mich pure Entspannung. Ich liebe den Duft des frisch gemähten Grases", sagt Stefan Ott lächelnd, während sein Blick über den Sportplatz schweift.

Außerdem ist er als Hausmeister des schmucken Großschönacher Vereinsheims gefordert. Und an Spieltagen der ersten, zweiten oder dritten Mannschaft kümmert er sich um alles, was um die Fußballspiele herum anfällt: Nachdem Ott den Platz gemäht und abgestreut hat, managt er das Catering an der Stadionwurstbude und kriegt da irgendwie auch noch seine Aufgaben als Stadionsprecher und Spielstatistiker für die spätere Online-Eingabe, die ein Kollege vornimmt, dazwischen.

Rasenpflege und Hausmeisterjobs hat der gelernte Landmaschinenmechaniker beim Sportverein schon übernommen, als er selbst noch Spieler war: "Ich wollte einfach, dass unser Rasen top ist. Das war hier nicht immer der Fall. Irgendwann habe ich es dann halt selbst gemacht. Denn von alleine wird das nichts. Um guten Rasen musst du kämpfen."

Bevorzugter Heimspielplatz

Das Resultat in Großschönach kann sich sehen lassen: Das Grün ist gut über den Winter gekommen, kurz geschoren glänzt es in der Abendsonne. Kein Wunder, dass die Spieler der im Vorjahr gegründeten Spielgemeinschaft SV Herdwangen/Großschönach ihre Heimspiele am liebsten hier austragen.

Breite Streifen hat Ott ins Grün gezaubert. "Da wird die Mährichtung sichtbar." Der optische Effekt könne mit einer Walze verstärkt werden, sagt Ott. Drei Varianten habe er im Repertoire: "Längs, quer, oder diagonal."

So akkurat wie in den Bundesliga-Stadien bekomme er die Streifen aber nicht hin, gibt Ott zu. "Die mogeln dort aber auch. Die arbeiten mit grünem Farbspray, überall in der Bundesliga. Sonst kriegst du das so perfekt ja nicht hin", sagt Ott - und man sieht ihm an, dass auch er, der Platz-Perfektionist, am liebsten auf diese Techniken zurückgreifen würde. Aber das Budget eines A-Kreisligisten hat eben auch Grenzen.

Damit der Schönacher Rasen trotzdem in möglichst gutem Zustand da liegt, kann Ott auf unpopuläre Maßnahmen gelegentlich nicht verzichten: "Wenn es tagelang regnet oder im Frühjahr Schneematsch auf dem Platz liegt, dann musst du die Spiele halt auch mal absagen!" Andernfalls könne es "ein viertel oder gar ein halbes Jahr dauern, bis der Platz wieder voll hergestellt ist."

Manchmal kicken Schönacher Buben nach der Schule auf dem Hauptspielfeld. Ein Kinderschreck will er, selbst Vater eines begeistert Fußball spielenden Zehnjährigen, natürlich nicht sein. In der Regel erledigen sich die Dinge ohnehin von selbst: "Wenn die mich sehen, hauen die meistens schon von alleine ab", sagt Ott schmunzelnd. Und wenn nicht? "Dann bitte ich sie, auf den nebenan gelegenen Bolzplatz oder auf den Hartplatz zu gehen."

Sohn Sören macht auch schon mit

Auch den Rasenpfleger-Nachwuchs für den Tag X fördert Stefan Ott: "Tim Rothweiler, der Sohn unseres Vorstands und mein Sohn Sören hocken gerne bei mir auf dem Mäher, wenn ich hier meine Bahnen ziehe. Das macht denen irgendwie auch riesig Spaß."

Für seinen großen Einsatz wurde Stefan Ott unlängst vom Südbadischen Fußball-Verband mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Anerkennung tut auch ihm gut. Und wenn gegnerische oder einheimische Spieler mal wieder den Zustand des Schönacher Rasens loben, dann ist das für Ott Antrieb, weiterzumachen: "Amtsmüde werde ich sicher noch lange nicht. Das ist mein Hobby. Andere spielen Tennis oder Golf, ich bin eben gerne hier."

Die Kicker der SG Herdwangen/Großschönach werden das sicher gerne hören.

Aufrufe: 022.4.2015, 16:50 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor