2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Übers Staunen zu neuen Erkenntnissen

Tabellenführer 1. FC Kleve empfängt den Dritten FSV Duisburg, der sechs Punkte weniger hat

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Der gern zitierte Volksmund schreibt dem Staunen eine besondere Eigenschaft zu. Jedes Staunen sei nämlich der Beginn jeder neuen Erkenntnis, heißt es. Gestaunt haben dürften die Verantwortlichen des Klever Landesligisten in dieser Saison schon einige Male. Ein erstes Mal, als sie sahen, wie sich die gegnerischen Mannschaften im und vor dem eigenen Strafraum einigelten.
Tore wollten sie gegen die Klever Mannschaft allenfalls im Umschaltspiel über Konter erzielen. So waren die Rot-Blauen erst einmal damit beschäftigt, viel Geduld an den Tag zu legen, um mit ihren spielerischen Mitteln den betonartigen Abwehrwall aufzubrechen. Da höhlte im wahrsten Sinn des Wortes der stete Tropfen den Stein.

Das war bei Rot-Blau zu Beginn der Spielzeit mehr als heute offensichtlich nicht jedermanns Sache. Aber es gehört auch zum Staunen dazu, dass der größte Teil der Klever Spieler sich zunehmend weniger davon beeindrucken lässt, wenn nicht gleich in der ersten halben Stunde eines Spiels ein beruhigender Vorsprung herausgeschossen wurde. Einige der Gründe dafür, weshalb das zuletzt gegen Goch und Viersen nicht funktionierte, lag dabei weniger an dem unbequemen Gegner, sondern am eigenen Unvermögren, beste Chancen nicht zu verwerten. Wenn man es dann aber versteht, wie vor zwei Wochen Am Hohen Busch in Viersen in der letzten Minute der Nachspielzeit noch mit der letzten Kraft einen Angriff vorzutragen und erfolgreich abzuschließen, dann hat man die Lektion im Meisterschaftskampf verstanden.

Heraus kam ein Spielzug, den sich wenigstens die Beteiligten, Passgeber Mike Terfloth, Vorbereiter Niklas Klein-Wiele und Torschütze Pascal Hühner als Andenken eines wichtigen Sieges im Goldrahmen an die heimische Tapete hängen dürfen. Dieser Spielzug machte exemplarisch klar, dass der Weg zur Meisterschaft auch bei einer Mannschaft mit so exzellenten Einzelspielern, wie sie der 1. FC Kleve besitzt, mit Kampf, Leidenschaft und einer bis zum Abpfiff vorhandenen Siegesmentalität gepflastert ist. Man darf eben nicht darüber staunen, dass die einfachen Spiele, in denen der Gegner „mit Spitze, Hacke, ein, zwei, drei“ aus den Angeln gehoben wird, während einer Saison die Ausnahmen sind. Der verdiente Lohn für die Mannschaft von FC-Trainer Thomas von Kuczkowski sind derzeit 34 von maximal 45 Punkten – oder anders ausgedrückt elf Siege bei einem Unentschieden und drei Niederlagen. Ausschlaggebend dafür war die Siegesserie von sieben verlustpunktfreien Spielen, die nach der Heimniederlage gegen den VfB Homberg einsetzte und bis heute anhält. Die Folge war der Sprung an die Tabellenspitze und ein Vorsprung von fünf Punkten auf den momentan schärfsten Verfolger Homberg. Noch ein Zähler mehr ist es bis zum FSV Duisburg, der morgen Nachmittag auf dem Bresserberg gastiert. In diesem Spiel besteht für den 1. FC Kleve die Chance, mit einem Sieg einen Konkurrenten auf dem Weg zur Oberliga auf längere Zeit abzuschütteln.

Das allerdings dürfte leichter geschrieben als getan sein. Zwar weist Kleve sechs Punkte mehr als Duisburg auf, aber das Torverhältnis beider Teams sagt aus, dass sich beide im Angriff wie in der Abwehr auf Augenhöhe bewegen. „Da kommt keine Laufkundschaft“, unterstreicht FC-Trainer Thomas von Kuczkowski, der den Duisburgern mit großem Respekt begegnet. Es werden letzten Endes Kleinigkeiten sein, die das Spiel entscheiden. Ein Spiel, das die Duisburger ganz anders anlegen müssen als das Relegationsspiel vor einem halben Jahr. Damals wollten sie über eine defensive Ausrichtung die zu diesem Zeitpunkt bereits einmal hoch geschlagenen Klever wenigstens mit einem Unentschieden auf Distanz halten, was auch gelang. Der FSV wollte dadurch die Chance behalten, anschließend vor heimischem Publikum mit einem Erfolg über den SC Düsseldorf West den Aufstieg in die Oberliga zu feiern. Wie bekannt, kam es anders. Duisburg verlor ähnlich hoch gegen West wie der 1. FC Kleve. So spielen also beide Mannschaften noch in der Landesliga und stehen in diesem Jahr vor einem erneuten Anlauf in die Oberliga.

Taktisch dürften die Duisburger diesmal weniger abwartend auftreten. Vielleicht noch zu Beginn des Spiels, doch je länger sie das Unentschieden halten, desto mehr werden sie versuchen, auf das entscheidende Tor zu drängen. Nur so können sie den Rückstand auf Kleve verringern. FC-Trainer von Kuczkowski sagt das, was er angesichts der Siegesserie seiner Mannschaft zu recht sagen kann: „Wir werden versuchen, unser Spiel durchzubekommen. Am Ende stünde uns aber auch ein Unentschieden gut zu Gesicht.“

Nach dem Trainerwechsel von Heiko Heinlein auf Guido Naumann sind die Duisburger den vor der Saison in sie gesetzten Erwartungen mittlerweile gerecht geworden. Nach Kleve kommen sie mit vier Siegen in Folge – in keinem dieser Spiele schossen sie weniger als drei Tore. „Individuell gesehen ist der FSV vielleicht noch etwas stärker als meine Mannschaft“, sagt FC-Coach von Kuczkowski, dem möglicherweise wichtige defensive Spieler nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. „Hinter Christof Prause und Patrick Braun stehen eher Frage- als Ausrufezeichen“, sagt der Klever Coach, der deswegen aber nicht den Kopf in den Sand steckt. Seine Mannschaft verfüge über soviel Klasse, dass sie in der Lage sein sollte, Ausfälle zu kompensieren. Tim Haal wird dabei aber keine Rolle spielen können, da seine Achillessehnenbeschwerden immer noch bestehen. „Aber vielleicht probiere ich es mal mit unserem neuen Niederländer Tigran Gazarjan, der unserem Spiel mit seiner technischen Klasse weitere Kreativität verleihen wird“, ist von Kuczkowski überzeugt.
Aufrufe: 028.11.2015, 09:33 Uhr
RP / Reinhard PöselAutor