Überraschung: Bay neuer Calcio-Coach?

Vorweihnachtliche Besinnung, ein ruhiger sportlicher Jahresausklang? Wer Derartiges erwartet, ist auf dem falschen Trip. Im und rund um den letzten Spieltag der Fußball-Landesliga vor der dann dreimonatigen Winterpause steckt aus Filder-Sicht gehörig Pfeffer. Grund eins: das Derby am heutigen Freitagabend zwischen Calcio Leinfelden-Echterdingen und dem SV Bonlanden, in dessen Kader inzwischen zwei Aussteiger feststehen. Grund zwei: die Trainersituation bei den Gastgebern. In der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Sascha Gavranovic könnte es eine faustdicke Überraschung geben.

Gavranovic vor letztem Spiel, Bay im Gespräch

Calcio Leinfelden-Echterdingen - SV Bonlanden (Fr 19:00)
Heute Abend ist Schluss - nicht nur mit dem Punktspielbetrieb, auch für Sascha Gavranovic. Der wie berichtet gemäß eigener Entscheidung scheidende Trainer führt bei Calcio zum letzten Mal das Kommando. Nach drei Amtsperioden mit insgesamt rund neunjähriger Tätigkeit im Verein mag er allen erlebten Turbulenzen zum Trotz ,,eine Wehmut nicht verhehlen". Man mochte sich, und man zoffte sich. Nun, zum abermaligen Ende, hat Gavranovic einen Wunsch: ,,Ein Sieg zum Abschied, das wäre eine schöne Geschichte", sagt der 47-Jährige. Die Chancen dafür scheinen nicht die schlechtesten. Einerseits sieht der Coach im Gegner und Ortsnachbarn Bonlanden zwar ,,eine richtige Hausnummer". Andererseits haben sich die Echterdinger selbst zu einer stabilen Größe gemausert - und sie haben gerade einen Lauf. Vier Siege, drei Unentschieden: das ist die beeindruckende Bilanz des Aufsteigers aus den vergangenen sieben Partien. Diese Serie, so der Plan, soll jetzt auch das Derby überdauern. Erst recht nach dem unglücklichen Hinspiel-1:4, bei dem den damaligen Außenseiter erst drei späte Gegentore einen Teilerfolg kosteten.

So viel zur sportlichen Ausgangssituation der Gastgeber. Für nicht minder Spannung als das Nachbarschaftsduells sorgt in den Goldäckern derweil eine Frage hinter den Kulissen: Wie und mit wem geht es danach weiter? ,,Sieben, acht Gespräche" habe er seit der Ausstiegsankündigung Gavranovics mit potenziellen Nachfolgern geführt, berichtet der stellvertretende Vereinschef Cataldo Diletto. Reduziert sieht er den Kreis auf mittlerweile ,,zwei, drei Leute", mit denen man sich weiter beschäftige. Einer dieser verbliebenen Anwärter, das kann jetzt bereits gesagt werden, stellte im Fall seiner Berücksichtigung eine faustdicke Überraschung dar. Es handelt sich, wie aus zuverlässiger Quelle zu hören ist, um Roger Bay. Letzterer war bis zu seiner Entlassung vor zwei Wochen just beim anstehenden Gegnerverein engagiert, wo er zehneinhalb Jahre lang für die zweite Mannschaft verantwortlich zeichnete. Die größere Pikanterie rührte freilich aus anderem her: Gemessen an Scharmützeln und Aussagen aus der Vergangenheit, wirkten ein Miteinander von Calcio und Bay bislang in etwa so wahrscheinlich wie ein Einstieg Jürgen Klopps als Chefrepräsentant beim FC Bayern München. Der Kandidat selbst wollte auf gestrige Nachfrage ein Interesse ,,nicht dementieren".

Uwe Vohl gehört dem künftigen Funktionärsstab an

Schon beschlossen ist für Diletto, dass der vor Kurzem als Helfer für alle Fälle eingestiegene Uwe Vohl, auch er ein Ex-Bonlan­dener, dem künftigen Funktionärsstab angehören wird. In welcher Rolle, bleibt zu klären. Gleiches gilt für die Zukunft Gavranovics. Die aus dem Vereinsumfeld wabernde Kunde, er werde wohl der neue Mann beim TSV Plattenhardt, hält sich offenbar hartnäckiger als tatsächlich etwas dahinter steckt. Gavranovic jedenfalls versichert: ,,Ich bin offen für Angebote. Bis dato hat mich aber niemand kontaktiert."

Demgegenüber hat der abschließende Kontrahent mit Blick aufs neue Jahr zwei personelle Veränderungen zu vermelden. Der Grund: jeweilige Fußballpausen. Der Angreifer Dominik Stankovic, zuletzt Dauerreservist, gedenkt eine Abendschule zu absolvieren. Und der Mittelfeldmann Patrick Lehmann, derzeit wegen eines erneuten Mittelfußbruches eh außer Gefecht, will sich nach dem Ende seines Studiums von März an auf eine zweimonatige Weltreise begeben. Die Pässe beider Spieler bleiben in Bonlanden.

Trainer Fischer tendiert zu einer Kaderverkleinerung

Der Trainer Klaus Fischer sieht die Angelegenheit entspannt, hatte er doch ohnehin zu einer Kaderverkleinerung tendiert. Zu erledigen ist aus seiner Sicht anno 2014 nun nur noch eines: Klar, auch die Filder­städter wollen heute Abend den Sieg, und zwar ,,unbedingt", wie Fischer sagt. Es geht darum, das Spitzenduo der Tabelle nicht aus den Augen zu verlieren. In einer Niederlage sähe der Coach fast schon das Ende aller Hoffnungen. ,,Dann", schätzt er, ,,hätten wir in der Liga eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Zwei Teams, die um den Aufstieg kämpfen. Viele, die um den Verbleib bangen. Und dazwischen spielten wir um des Kaisers Bart."

Dazu soll es nicht kommen. Das Hoch des Gegners? ,,Auch wir sind gut drauf", sagt Fischer, der seine Startelf wohl auf zwei Positionen umbaut. Christian Mayer erhält ,,nach hervorragender zweiter Halbzeit" beim jüngsten 3:0 gegen Bargau diesmal von Beginn an eine Chance - selbiges auf Kosten von Felix Hummel. Und anstelle des rotgesperrten Abwehrroutiniers Mike Baradel rutscht voraussichtlich Andreas Pottmeyer oder Marcel Stannull in die Anfangsformation. Die ins Aufgebot zurückkehrenden Benjamin Taubald, Egemen Altindil und Felix Böse müssen sich dagegen erst einmal auf der Bank gedulden.

Satte zehn Wochen Sperre für Malbasic

Bei Calcio fällt im Vergleich zur Vorwoche Erdal Tunc (privat verhindert) aus, weshalb links defensiv eine Drittbesetzung gefordert ist. Die eigentlich erste Wahl, Ranko Malbasic, ist langfristig raus. Nach dessen Platzverweis liegt inzwischen das Urteil vor: satte zehn Wochen Sperre wegen eines angeblichen Ellbogenschlags, die nun aber größtenteils in die Winterpause fallen. Wieder dabei sind Emrah Basol und Sandro Villani. Seinen Abschied gibt außer Gavranovic auch der Keeper Dustin Müller. Der 31-Jährige, in dieser Saison von der Nummer eins zum Bankdrücker degradiert, verlässt den Verein mit noch unbekanntem Ziel.

Schiedsrichter: Markus Seidl

Kalic will kein Trübsal blasen

TSV Deizisau - TV Echterdingen (Fr 19:00)
Ja, ,,so grausam kann der Fußball sein", wie es der Trainer Aleksandar Kalic markig formuliert. Da legen die Echterdinger zwischendurch eine furiose Erfolgsserie hin, sind zuletzt auch gegen die hoch gewettete Konkurrenz aus Weilheim und Geislingen zweimal gewiss nicht das schlechtere Team - und stehen nun auf der Zielgeraden des Kalenderjahrs doch als Verlierer da. Einmal 0:2, einmal 0:1. Torchancen nicht genutzt. War's das dann also schon mit der Aussicht auf ein Mehr? Ist mit dem aktuellen vierten Tabellenplatz das Maximum 2014/2015 erreicht? Im Moment sieht es danach aus. ,,Wir haben uns den Großen angenähert", sagt Kalic, ,,auf Sicht sind die zwei Vordersten zurzeit aber wohl noch einen Tick besser."

Gleichwohl: Trübsal möchte der Coach nicht blasen. Für die Partie heute Abend in Deizisau hat er eine klare Vorstellung: ,,Wir wollen einen Dreier, um dann erhobenen Hauptes in die Winterpause zu gehen." Ermutigend ist eine Statistik. Der Gegner stellt die heimschwächste Mannschaft der Liga und hat in dieser Saison zuhause erst einmal gewonnen. Auch scheint dem Aufsteiger gerade der Sprit auszugehen. Vor Wochenfrist setzte es in Bettringen ein 0:7.

Wechsel in der Führungsriege des TVE

Die personelle Ausgangslage? Bei den Echterdingern fällt nach Meksud Colic (Fingerbruch) auch Dennis Garcia-Franco (Meniskusverletzung) aus. Noch fraglich sind der Einsatz des Kapitäns David Hertel (leichte Bänderdehnung) und die Rückkehr des Stammkeepers Valentin Haug. Bei ihm soll ein Test direkt vor dem Spiel Aufschluss bringen, ob es geht oder nicht.

Im Hintergrund hat sich währenddessen still und leise ein Wechsel vollzogen. Markus Steckroth ist in den Vorstand des Gesamtvereins aufgestiegen und hat deshalb seinen Posten als Abteilungsleiter aufgegeben. Der Nachfolger heißt Phillip Wunsch - zusätzlich zu seinem Spielleiterjob. Doch steht für den 40-Jährigen fest, dass die Doppelrolle kein Dauerzustand sein soll. ,,Wir hoffen, dass wir noch jemand finden", sagt er.

Schiedsrichter: Johannes Heselschwerdt