2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
2012 spielte RyoKato (rechts) noch für Finthen gegen die TSG Pfeddersheim. Zur neuen Saison kehrte er nach Mainz zurück – und tritt für den Finther Lokalrivalen SV Gonsenheim an. Foto: Archiv/Photoagenten/Christine Dirigo
2012 spielte RyoKato (rechts) noch für Finthen gegen die TSG Pfeddersheim. Zur neuen Saison kehrte er nach Mainz zurück – und tritt für den Finther Lokalrivalen SV Gonsenheim an. Foto: Archiv/Photoagenten/Christine Dirigo

Über Montenegro nach Gonsenheim

FuPa-Interview der Woche mit dem Japaner Ryo Kato +++ Von der Regionalliga über die montenegrinische Meisterschaft zum SV Gonsenheim

GONSENHEIM. Bis Sommer 2012 spielte er noch für Fontana Finthen, nun hat er beim Nachbarn SV Gonsenheim angeheuert. Zwischendurch schnürte Ryo Kato für Regionalligist Sportfreunde Siegen die Fußballstiefel und wurde montenegrinischer Meister. Im „Interview der Woche“ berichtet der 25-jährige Japaner, wie Gonsenheim-Trainer Babak Keyhanfar, der sich im Hauptberuf für „Europlus Sportmanagement“ um japanischer Fußballer in Europa kümmert, ihn an den Wildpark lotste, was den Fußball in Deutschland und Montenegro unterscheidet und welche Ziele er verfolgt.

Ryo, wie kam es zum Wechsel nach Gonsenheim?
Ich bin vor fünf Jahren aus Japan nach Deutschland gekommen, damals hatte Babak mir hier schon geholfen. Ich wollte in diesem Sommer eigentlich in Albanien spielen und hatte Kontakt mit einem Berater dort. Ich konnte mich aber aufgrund einer Knieverletzung nicht im Probetraining anbieten. Daraufhin habe ich Babak angesprochen, ob er mich holen würde.

Wie lange hast du denn geplant, in Gonsenheim zu bleiben?
Es ist mit Babak abgesprochen, dass ich erst mal ein Jahr bleibe.

Hast Du Dich schon entschieden, ob Du das Ziel weiter verfolgst, höherklassig zu spielen, oder lieber einen Beruf erlernen willst?
Ich möchte immer in der höchst möglichen Liga spielen und als Fußballer Karriere machen. Aber gleichzeitig muss ich an die Zeit nach dem Fußball denken, deswegen muss ich die Sprache lernen und eine Arbeit finden. Aber weiterhin möchte ich versuchen, Profifußballer zu werden. Im Moment habe ich einen Minijob in einem japanischen Restaurant in Mainz.

Hattest Du damals als Spieler für Fontana Finthen schon diese besondere Rivalität mit dem SV Gonsenheim mitbekommen?
Nein, davon wusste ich gar nichts. Als ich damals dort gespielt hatte, waren sie in der sechsten Liga, eine Klasse unter Gonsenheim. Da waren damals schon keine Berührungspunkte mehr da.

Wie kam es, dass Du ausgerechnet in Montenegro gelandet bist?
Der Berater, der mich jetzt nach Albanien vermitteln wollte, hatte mir damals schon ein Probetraining in Albanien vermittelt. Aber es hat nicht funktioniert, deswegen musste ich kurzfristig einen neuen Verein finden. Damals hatte mir ein Arbeitskollege meines Beraters – Takashi Yamashita – den Kontakt nach Montenegro vermittelt.

Wie ist der Fußball dort, im Vergleich zu hier?
Ein bisschen anders. Ich würde sagen, wie hier die Regionalliga. Ich glaube, in Deutschland wird mehr Gas gegeben, es gibt mehr Zweikämpfe, in Montenegro ist es ruhiger, technischer.

Wie war die Meister-Party?
Wir haben nicht so viel gefeiert. Nach dem Spiel sind wir auf eine Party gegangen, die gesamte Mannschaft, und das war es. Ich habe auch nicht viel gespielt, denn nachdem mein Pass da war, waren nur noch zehn Spiele zu absolvieren. Und es ist gut gelaufen, deswegen war es schwer für mich, zu Einsätzen zu kommen.

Bist Du trotzdem stolz auf den Titel? Es dürfte ja die erste Meisterschaft Deiner Karriere sein.
Ja, stolz bin ich, aber als ich in Japan war, bin ich dort in der High-School-Liga auch japanischer Meister geworden, das war mein erster Titel. Da wurde mehr gefeiert.

Du konntest bislang bislang in Gonsenheim wegen einer Verletzung noch nicht spielen. Wann sehen wir Dich auf dem Platz?
In den vergangenen zwei Wochen hatte ich noch Angst, voll mitzuspielen, aber jetzt ist alles okay. Ich hatte eine Verletzung am Innenband, vor einem Jahr hatte ich schon dieselbe Verletzung. Schon als ich die Sportfreunde Siegen verlassen hatte, konnte ich mich daher in der Vorbereitung bei keinem anderen Verein anbieten, und hatte ein halbes Jahr lang gar nicht gespielt, ehe es dann in Montenegro geklappt hat.

Aber jetzt hast Du in Gonsenheim die Chance, Dich zu empfehlen. Auf welcher Position siehst Du Dich am stärksten?
Eigentlich als Sechser, aber ich spiele auch oft rechts oder links hinten oder auch rechts oder links im Mittelfeld. Aber am besten bin ich als Sechser.

Gibt es ein Vorbild?
Ich würde gern wie Andrea Pirlo spielen oder wie Xabi Alonso.

Das heißt, Du schießt auch gute Freistöße?
Ja, das kann ich schon, aber ich weiß nicht, ob ich es in Gonsenheim auch tun werde – da sind auch andere, die das sehr gut können.

Wie wohl fühlst Du Dich schon in Gonsenheim?
Ich habe bisher nur die Unterschrift gemacht, die Spieler muss ich jetzt erst langsam kennen lernen. Aber Babak hat mich sehr freundlich willkommen geheißen.

Warst Du seit Deiner Zeit in Finthen auch einmal wieder in Japan, und hast Du vor, vielleicht irgendwann zurückzukehren?
Ich war seitdem dreimal in Japan. Nach dem Fußball kehre ich vielleicht nach Japan zurück, aber wenn ich hier eine gute Arbeit finde, könnte ich auch hier bleiben. Das ist noch offen.

Aufrufe: 023.9.2016, 16:00 Uhr
Torben SchröderAutor